BRUNECK – Im Rahmen des 15. oew-Filmfestivals standen heuer Menschen im Mittelpunkt, die eigentlich am Rande der Gesellschaft stehen, weil sie dort aus den unterschiedlichsten Gründen hingedrängt wurden. Von insgesamt fünf Filmen rund um die soziale Ausgrenzung wurden zwei davon am 6. und 7. November auch im UFO Bruneck gezeigt.
„Gegen den Strom“ war der heurige Leitsatz des Filmfestivals für Berufs- und Oberschüler, doch „gegen den Strom“ funktioniert nicht ohne die Hilfe von Menschen, denen es auch „mit dem Strom“ gut geht. Darauf machte Verena Gschnell, die das Festival gemeinsam mit Monika Thaler leitete, aufmerksam: „Wir können uns aussuchen, ob wir uns mit Rassismus beschäftigen oder nicht, eine schwarze Person kann das nicht. Es ist wichtig, auch über Themen nachzudenken, die uns wegen unserer vielen, unbewussten Privilegien nicht tagtäglich beschäftigen.“ So dreht sich beispielsweise in „Mein Herz tanzt“ alles um einen jungen Palästinenser in Jerusalem, der sich in der israelischen Gesellschaft behaupten muss, und in „Ich, Daniel Blake“ wird die Geschichte eines 59-jährigen Engländers erzählt, der plötzlich auf Sozialhilfe angewiesen ist und deshalb auf zahlreiche bürokratische Hindernisse trifft. Zum letztgenannten Film meinte Gschnell: „Der Film zeigt die Schnelligkeit des sozialen Abstiegs. Absichtlich wurde eine total engagierte, sehr sympathische Hauptperson gewählt, von der jeder denkt, dass sie es schaffen würde. Sie schafft es aber nicht, also stellt sich in unseren Köpfen die Frage: Wenn sie es nicht schafft, wie sollen es dann Schwächere schaffen?“
2.000 Schüler pro Jahr
„Beim oew-Filmfestival bringen wir jedes Jahr etwa 2.000 Schülern Themen näher, die mit reiner Theorie nicht immer spürbar werden. Die Emotionen hingegen, die ein Film wachruft, schaffen Erfahrungswerte, mit denen Lehrer und Schüler gut arbeiten können“, so oew-Geschäftsführer Matthäus Kircher. Zum Festivalkonzept zählt nämlich auch eine zweistündige Nachbearbeitung in den Klassen, die von Experten gehalten wird.
Globalisiert denken in einer globalisierten Welt
Zum 15. Mal fand das oew-Filmfestival nun schon statt – ein klarer Beweis dafür, dass es jährlich großen Anklang findet. Vor allem in Bruneck zeigte sich auch heuer wieder ein sehr starkes Interesse an aktuellen Konflikten. Doch im Laufe der Jahre hat die oew auch viele Erfahrungswerte gesammelt und neue Taktiken entwickelt. So seien anfangs, wie die Leiterin des Filmfestivals erzählte, ziemlich extreme Themen ausgewählt worden, heute hingegen werde ein Kompromiss zwischen schweren Themen und einer positiven Herangehensweise gesucht. Wenn sich die Welt verändert, müssen wir uns eben mitverändern, diesbezüglich appellierte auch Verena Gschnell: „Wir werden immer globaler, kommen viel schneller an Informationen und wissen nicht, wie wir sie kanalisieren sollen. Also müssen wir in einer globalisierten Welt auch globalisiert denken. Dass wir offene Wege für Produkte, aber keine offenen Wege für Menschen haben, kann nicht unsere Zukunft sein.“ (VZ)
Es gibt derzeit keine bevorstehenden Veranstaltungen.