Gudrun Petra Petrik hat einen Studienabschluss in Psychologie, Pädagogik und Kunst. Nun hat sich die 46-jährige dreifach Promovierte einen Traum erfüllt und eine Galerie eröffnet.
Sie widmen sich jetzt ganz der Kunst, wie kam es dazu?
Nach meinem Psychologiestudium arbeitete ich zunächst an der Psychiatrie im Krankenhaus Bozen und an der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Innsbruck. Parallel dazu nahm ich das Studium der Erziehungswissenschaften auf. Dann arbeitete ich 15 Jahre im Therapiezentrum des Kinderdorfs Brixen. Aufgrund diverser Lebenseinschnitte verspürte ich meine ursprüngliche Intention und studierte Kunst. Danach begleitete ich Künstler in ihrem Schaffen, bis ich schließlich zum eigenen künstlerischen Kern vorgedrungen bin und seitdem eigene Werke schaffe. Es war die logische Folge einer Suche, die über den Intellekt nicht mehr zu stillen, zu erfüllen war.
Was vermitteln Sie in Ihren Werken?
Mein künstlerisches Schaffen nahm seinen Anfang im Wort, vor allem in der Lyrik. Mein Geburtspunkt als Malerin war am 11.November 2011 um 11 Uhr, als mein Herz stillstand – und dann wieder weiter schlug. Seitdem malt es aus mir heraus. Ich arbeite vorwiegend in einer kontemplativen Technik mit Fingern und Händen auf Papier, Papier hat für mich die Parallele zur Haut. Meine Bilder sind wie Spiegel, wo jeder Betrachter etwas anderes darin sieht und sie sich mit der eigenen Seelenentwicklung verändern.
Was bedeutet für Sie Kunst?
Was sich durch meine Kunst vermitteln lässt, ist eine spirituelle Öffnung, wo sich die Seele in irgendeiner Form mit ihrem Grund berührt. Für mich ist letztlich alles Beiwerk, bis wir auf den Kern unserer Seele stoßen, ob wir den als Gott bezeichnen wollen oder nicht. Es ist alles nur ein Weg dorthin. Über die Bilderfahrung kann etwas in uns in Resonanz zum Klingen kommen, was ganz plötzlich in der Seele eine Tür öffnet und etwas wie ein Halleluja-Erlebnis erzeugt. Die Kunst kann zu einem spirituellen Vermittler und Führer zum Göttlichen werden.
Und jetzt haben Sie eine Galerie eröffnet?
Ja, die Johannes Haus Galerie. Meine Schwester Ilona, der Kurator Alex Pergher und ich möchten in Toblach gemeinsam einen Kunststandort schaffen. Es ist keine Verkaufsgalerie, sondern sie soll Raum und Heim bieten für Zukünftiges. Derzeit läuft die Fotoausstellung The Spirit of the Mountains.
Welche Bedeutung haben Berge für Sie?
Berge bedeuten für mich seit jeher Begrenzung. Ich suchte immer die Weite, den Horizont. Deswegen auch meine Passion für das Meer. 2004 überquerte ich in einem Segelboot mit Skipper alleine den Atlantik. Als Überlebende hat mich das Meer dann in vielerlei Hinsicht wieder ausgespuckt. Viel später erst habe ich mir den Berg „erarbeitet“, indem ich aus eigenem Antrieb und dann für Hunger und Durst in die Berge ging. Für mich galt: Vormittags Berg, nachmittags Atelier. 2005 war für mich die 24-Stunden-Wanderung mit Hans Kammerlander bedeutsam. Menschen mit solchen existentiellen Erfahrungen wie er, ist immer ein Weg über Prüfung, Leid, Verzweiflung gegeben bis hin zum Punkt, ob man daran zerbricht oder nicht. Und was du dir aus eigenem Antrieb aneignest, ist deine Wahrheit. Heute sind für mich Berge nicht mehr Eingrenzung, sondern wie lebendige Skulpturen. Für mich tritt auch das ganze Kunstschaffen demütigst vor der Natur zurück. Was die Natur uns an Farben, Licht und Schattierungen malt, kann ein Künstler niemals wiedergeben. Wir Menschen sind eine soziale Plastik, daran wir täglich zu arbeiten haben. Allein in einer zwischenmenschlichen Begegnung zeichnet sich täglich ein neues Kunstwerk ab. Ob Berg, ob Marathon, ob die See – man sucht letztlich etwas, was ja nur eine Vorstufe zu dem ist, was man empfinden darf, wenn man zur Quelle vordringt. Wenn ich diese Seeligkeit und diesen Frieden empfinden darf, hat es vielleicht Sinn gemacht.
Gibt es sonst noch besondere Erlebnisse für Sie?
Ab 2005 lief ich konsequent Marathon. Heute laufe ich fast lieber für mich allein drei Stunden in der Natur und bin danach einfach happy. Ganz besonders ist für mich aber die Begegnung von Mensch zu Mensch, sich wahrnehmen, berühren und fühlen. Wir sind nicht nur Fleischklöpschen, die sich herumschieben, sondern im besten Fall irgendwann durchgeistigte Leiber, die sich auf vielen Ebenen begegnen und berühren dürfen. Ein großes Erlebnis ist für mich, wenn ich eine Geistesverwandtschaft spüre, wenn sich Menschen begreifen und Seelenkreise schließen.
Haben Sie Wünsche?
Wenn ich sage, dass die Verbindung zur Quelle nicht abreißen möge, erscheint es mir sehr überheblich. Ganz demütig wünsche ich mir die Wahrheit, und nicht nur für mich. (IB)
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