Die Wirtschaft in Vahrn

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Die Wirtschaft in Vahrn

Man könnte es das „Tal der Wege“ nennen, denn das Eisacktal mit seinem bunten und lebendigen Wirtschaftstreiben lässt sich besonders gut auf seinen zahlreichen Erlebniswegen erkunden. Wie die gesamte Talschaft ist auch das Gemeindegebiet von Vahrn stark von historischen und aktuellen Wegen und Verkehrsrouten geprägt.

Nordwestlich von Brixen auf einem Schuttkegel am Ausgang des Schalderertals liegt das Gemeindegebiet von Vahrn in schöner und zum Teil sehr sonniger Lage. Da die Berge im Hintergrund das Gebiet vor den kalten Nordwinden schützen, herrschen hier günstige klimatische Bedingungen vor. Der gleichnamige, inmitten von landwirtschaftlich genutzten Flächen gelegene Hauptort mit teilweise noch recht ländlicher Atmosphäre ist ein Dorf an der Schwelle zwischen Nord und Süd. Vahrn wurde früher von Reiseschriftstellern oftmals als „das Tor zum Süden“ bezeichnet, liegt es doch zwischen der schluchtartigen Enge des Wipptals und der südlich anmutenden Talweitung von Brixen zwischen mediterraner Vegetation und kargen Hochgebirgspflanzen. Neben dem Hauptort umfasst die Gemeinde Vahrn die Ortschaft Neustift und die Bergsiedlungen Schalders und Spiluck. Aufgrund der großen Bautätigkeit in den letzten Jahrzehnten gilt Vahrn heute als „Vorort“ von Brixen, das übrigens mit einem kleinen Naturjuwel aufwarten kann: Der weitum bekannte Vahrner See stellt ein wichtiges Rückzugsgebiet für viele seltene Tier- und Pflanzenarten dar. Und nicht nur das; immer mehr Menschen schätzen dieses wertvolle Naturidyll in Stadtnähe und genießen die Ruhe inmitten eines der schönsten Biotope des Eisacktals. Ebenso wie der Vahrner See wurde auch der Schaldererbach als Erholungszone unter Naturschutz gestellt. Überhaupt findet man hier alles, was die schönsten Naturlandschaften Südtirols ausmacht: stolze Berge, alte Gehöfte, verstreute Dörfer, ein atemberaubend schönes Kloster, eine Ruine, prächtige Edelkastanienhaine und Weinterrassen, die mit ihren gepflegten Natursteinmauern das Landschaftsbild prägen. Bewirtschaftet wird die Gegend von Obst-, Milch- und Kräuterbauern, Winzern, Imkern und Sennern, die sich mit viel Herzblut ihren Produkten widmen. Insgesamt ist das Gebiet rund um Vahrn stark von Land- und Forstwirtschaft geprägt, ihr Beitrag zur Erhaltung und Pflege der einzigartigen Kulturlandschaft ist von unschätzbarem Wert und weist beachtliche Verflechtungseffekte mit den Branchen Tourismus und Handel auf. Während im Pustertal die Milchwirtschaft dominiert, sind es im Eisacktal der Obst- und der Weinbau. Dabei ist in der Landwirtschaft rund um Brixen ganz generell der Trend zu beobachten, dass landwirtschaftlich genutzte Flächen der Milch- und Viehwirtschaftsbetriebe zunehmend den Obstkulturen weichen. Wobei neben dem Apfelanbau in den Hanglagen verstärkt auch auf den Weinanbau umgestiegen wird; was einen guten Grund haben könnte, denn im Gegensatz zum derzeit niedrigen Auszahlungspreis bei den Äpfeln erfährt der ausgezeichnete Eisacktaler Weißwein im Brixner Talkessel einen regelrechten Boom. Nicht umsonst haben sich die Eisacktaler Weinbauern auf den Anbau weißer Sorten spezialisiert: Das dortige spezielle Mikroklima mit ausgesprochen heißen Sommertagen und kühlen Nächten in der Erntezeit garantiert frische, fruchtige Sortenweine mit mineralischer Note. Und die warmen, leichten Verwitterungsböden verleihen diesen Weißweinen unvergleichliche Rasse und Eleganz sowie einen ausgeprägten Charakter.

Weißweine mit Charakter
Das Eisacktal ist das nördlichste Weinanbaugebiet Italiens und bekannt für seine charaktervollen Weißweine. Wo Gletscher und mediterrane Hügellandschaften so nah beieinander liegen, gedeihen Trauben von höchster Qualität. Damit kreieren innovative Winzer und ideenreiche Kellermeister jene ganz speziellen Weine, die regelmäßig mit renommierten Preisen ausgezeichnet werden und damit nicht nur den Kellereien, sondern der gesamten Talschaft zu einem höheren Bekanntheitsgrad verhelfen. In der Tat ist das Eisacktal ein idealer Standort für diverse Weißweinsorten, wobei die Leitrebe die Silvanerrebe ist. Warme Tage und kühle Nächte, der sandige Urgesteinsboden mit Glimmerschiefer und Quarzphyllit sowie das deutliche Wechselspiel der Jahrzeiten bieten optimale Voraussetzungen für den Anbau von Sylvaner, Gewürztraminer, Veltliner, Riesling, Kerner oder Müller Thurgau. Besonders die Weinberge im und rund ums Vahrner Gemeindegebiet scheinen beste Weißweine hervorzubringen, schließlich erhalten diese fast laufend international renommierte Auszeichnungen. So hat vor einigen Jahren beispielsweise „I vini d’Italia 2015 – Gambero rosso“ gleich vier Weißweine aus dieser Gegend mit drei Gläsern prämiert: den Eisacktal Sylvaner 2013 vom Pacherhof in Neustift, den Eisacktal Grüner Veltliner Praepositus 2012 von der Stiftskellerei Neustift, den Eisacktal Pinot Grigio 2013 vom Köfererhof in Neustift und den Eisacktal Sylvaner 2013 vom Kuenhof in Brixen. Obwohl in dieser Gegend vorwiegend weiße Trauben angebaut werden, gedeihen in geeigneten Lagen des Eisacktals auch erstklassige Rotweine. Im Gegensatz zu den Rotweinen, die auf der Maische – sprich, mit den Schalen der Trauben – vergoren werden, werden die weißen Trauben gepresst, so dass nur der Traubenmost in den Gärtank gefüllt wird.

Qualität statt Quantität …
… diesem Motto folgen die freien Weinbauern des Vahrner Gemeindegebiets seit Jahren. Zudem zeigen sich einige Eisacktaler Winzer als innovativ und experimentierfreudig; sie widmen sich mit Überzeugung und Erfolg dem biologischen Anbau. Wurden sie früher dafür vielleicht belächelt, werden sie heute bewundert. Selbst die Stiftskellerei des Klosters Neustift – einer der renommiertesten Weinproduzenten des Eisacktals – begann vor mehreren Jahren einen Weißwein ohne Schwefelzusatz herzustellen, den grünen Veltliner namens „Flavus“. Die Eisacktaler Weinberge lassen sich übrigens durch einen relativ neu angelegten Erlebnisweg erkunden. Dieser Wein- und Apfelweg führt durch die Weinhänge rund um Brixen, Vahrn und Neustift, vorbei an denkmalgeschützten Weinpergeln und Trockenmauern hinauf auf das bekannte Apfelhochplateau Natz-Schabs. Wie der Name dieses Weges ohnehin schon verrät, stößt man bei der Wanderung auf eine weitere typische Eisacktaler Frucht, nämlich den Apfel. Angebaut wird dieser vor allem auf dem sogenannten Apfel-Hochplateau Natz-Schabs, einer sonnigen Hochfläche mit zahlreichen Apfelgärten. Genauso wie bei den Trauben sorgt auch hier das mediterrane Klima für beste Voraussetzungen zum Gedeihen der knackigen Früchte. Neben der genannten landwirtschaftlichen Qualitätsproduktion sind die ländlich geprägten Räume des Vahrner Gemeindegebietes auch als Wohngebiet hoch geschätzt. Vielfältig präsentiert sich Vahrn in seiner Natur- und Kulturlandschaft in allen Höhenlagen: Weinhänge und Apfelgärten, sonniges Mittelgebirge, Kastanienhaine. Allgemein spricht man im Gebiet rund um Vahrn deshalb von einem hohen Freizeit- und Wohnwert in einer einzigartigen eingebetteten Kulturlandschaft. Die gute Ausstattung mit Infrastrukturen, der funktionierende Nahverkehr und die Nahversorgung bieten den Bürgerinnen und Bürgern zudem eine hohe Lebensqualität. Wären da nicht der Lärm und die Abgase der Auto- und Eisenbahn, die viele Dorfbewohner vor allem in Vahrn belasten. Sie und viele Benutzer der Staatsstraße in Richtung Brixen warten mit wachsender Ungeduld auf großzügige Baumaßnahmen, welche die untragbare Verkehrssituation entflechten.

Tal der Wege
Schon vor tausend Jahren wurde Vahrn in einer Urkunde als Ort erwähnt, der an der alten Brennerstraße lag. Aus diesem Grund wurde Vahrn früher oft „das Tor zum Süden“ genannt, gelegen zwischen der schluchtartigen Enge des Wipptales und der südlich anmutenden Talweitung von Brixen. Seit dem Mittelalter lebten zahlreiche Gastwirte und Handwerker vom regen Fuhrverkehr auf dieser wichtigen Nord- Südverbindung. Insgesamt achzig Kilometer lang schlängelt sich das Eisacktal vom Brenner abwärts in Richtung Süden. Könige, Pilger, Künstler und Handelstreibende – sie alle zogen seit jeher über den Brennerpass durch dieses Tal hindurch und hinterließen ihre Spuren. So ist das Eisacktal auch heute noch ein Tal der Wege, das den alpinen Norden mit dem mediterranen Süden verbindet. Unterschiedlichste Kulturen trafen und treffen hier auch heute noch aufeinander, wo Tiroler Beständigkeit mit italienischer Lebensfreude zu einer einzigartigen Symbiose verschmelzen. Und genau das schätzen wohl die vielen Gäste, die das Eisacktal gerne besuchen. Brixen ist als größte Stadt im Eisacktal ein bedeutender Tourismus- und Wirtschaftsstandort und damit auch das nahe gelegene Vahrn mit seinen schmucken Ortschaften, schönen Unterkunftsmöglichkeiten verschiedener Kategorien und einladenden Besuchermagneten wie Kloster Neustift oder der Vahrner See. Durch die zentrale Lage im Eisacktal und direkt an der Nord-Süd-Verbindung liegend, ist das Gemeindegebiet von Vahrn zudem gut erreichbar. Durch die Autobahnausfahrt von Brixen und auch durch die Nähe zur Brennergrenze ist ein unmittelbarer Austausch von Waren und Güter zwischen den restlichen EU-Staaten und Italien logistisch problemlos. Ebenso erreichen Gäste aus Nah und Fern Vahrn ohne größere Schwierigkeiten, was schon seit der Eröffnung der Brennerbahnlinie mit einer Haltestelle in Vahrn im Jahr 1867 ausschlaggebend für die hohen Besucherzahlen von damals war. Bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges kamen alljährlich von Mai bis Oktober vornehme Gäste aus Wien, München und anderen Städten hierher, um sich im Schatten der Kastanienbäume zu erholen. In diese Zeit fällt auch der Bau des schönen Hotels Salern durch einen Wiener Bankier. Und bis heute hat sich am Beliebtheitsgrad dieses Urlaubsgebietes wenig geändert. Im Vergleich zu anderen Südtiroler Gebietet schneidet auch heute noch der Tourismus in Vahrn gut ab.

Zusammengewachsen, zusammen arbeiten
Die intensive Verbauung seit den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts hat das Dorfbild von Vahrn stark verändert. Wie an nur wenigen anderen Dörfern im Eisacktal kann man am Beispiel von Vahrn erkennen, wie schnell doch das Zusammenwachsen zwischen Dorf und Stadt von statten gehen kann. Wirtschaftlich gesehen birgt diese von manchen Seiten ungern gesehene Entwicklung Vorteile für das einst vorwiegend landwirtschaftlich geprägte Dorf: Neue Handwerker- und Gewerbezonen, oberhalb von Brixen und auch in der Nähe der Autobahnausfahrt, haben wesentlich zum wirtschaftlichen Aufschwung des Dorfes beigetragen. Wichtige Betriebe, die dort Fuß gefasst haben, gehören hauptsächlich dem Handwerks- und Dienstleistungssektor sowie dem verarbeitendem Gewerbe an. Der größte Betrieb im Gewerbegebiet im Süden der Gemeinde, an der Staatsstraße vor der Brixner Gemeindegrenze, ist der Milchhof Brixen, kurz Brimi. Dabei ist anzumerken, dass auch in Vahrn gut zu beobachten ist, dass der Wettbewerb und die Vielfältigkeit der verschiedenen Wirtschaftszweige die Produktivität der Unternehmen steigern. Gleichzeitig ist ein gesunder Wettbewerb Antriebskraft für Innovation und Fortschritt. Und für den Konsumenten führt ein gesunder Wettbewerb zu mehr Lebensqualität und Entfaltungsmöglichkeit. Weiters wichtig für den Wirtschaftsstandort Vahrn ist auch die Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften. Diese wird vor allem durch den kontinuierlichen Auf- und Ausbau der Schulen in direkter Umgebung und durch die Universität in Brixen gewährleistet. Aufgrund der derzeit insgesamt positiven wirtschaftlichen Entwicklung ist auch die Auftragslage für Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe entsprechend gut. Ebenso ist ein positiver Entwicklungstrend im verarbeitenden Gewerbe spürbar. Die wirtschaftlich gesunden und innovativen Betriebe, die ideale geografische Lage, der Fleiß der Bevölkerung, das gut funktionierende Ausbildungssystem und die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Sektoren stellen die wesentlichen Erfolgsfaktoren der Wirtschaft in Vahrn dar.
(SH)