Pustertal – Bei uns im Pustertal wie im Rest des Landes auch herrscht Vollbeschäftigung – dennoch haben Gewerkschaften alle Hände voll zu tun. Dass diese Einrichtungen nach wie vor wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft sind und nicht reine Dienstleistungsbetriebe, davon zeigt sich Claudio Alessandrini – seines Zeichens stellvertretender Bezirkssekretär im SGB CISL – überzeugt. Der Puschtra hat mit ihm über seine Arbeit gesprochen.
„Gewerkschaft ist kein Ort, sondern eine Gerechtigkeitsphilosophie, gemacht von Menschen für Menschen. So würde sie jemand bezeichnen, der wie ich fest daran glaubt, dass soziale Gerechtigkeit keine utopische, anachronistische Denkweise, sondern heute noch wie früher ein Ziel ist, das man immer vor Augen haben sollte“, gibt sich der Mitverantwortliche im Bezirk Eisack / Rienz gleich zu Beginn kämpferisch. Es werde versucht, die Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeitnehmer/innen zu verbessern, zum Beispiel mittels Verhandlung und Abschluss von Betriebsabkommen, Informationsvermittlung durch Versammlungen in den Betrieben, Ortsversammlungen zu verschiedenen gewerkschaftspolitischen Themen, Öffentlichkeitsarbeit sowie Zusammenarbeit mit Gemeinden und Ämtern.
Quote 100 und bedingungsloses Grundeinkommen
Erstere Gesetzesneuerung der Regierung um Salvini – Di Maio werde laut Herrn Alessandrini sicher einige Auswirkungen haben, da es sich um eine Möglichkeit handle, frühzeitig in Pension zu gehen. Allerdings sei es so gut wie unmöglich, bis zum gesetzlichen Rentenalter (67 Jahre) zusätzlich zur Rente eine lohnabhängige oder selbstständige Arbeitstätigkeit auszuüben. Ebenso lang, also bis 67, müssten öffentlich Bedienstete auf ihre Abfertigung warten. „Es gibt gar kein bedingungsloses Grundeinkommen in Italien“, stellt der Experte unmissverständlich zur nächsten Reform klar. Er betrachte die Einführung des „Reddito di cittadinanza“ als teure politische Propaganda, welche sich der Stiefelstaat gar nicht leisten könne. Hier in Südtirol hätten wir eine derartige Mindestsicherung schon seit Jahren, zwar auch nicht in optimaler Form, aber doch viel besser strukturiert.
Gestern – heute
Auf die Unterschiede zwischen der früheren und der heutigen Arbeitswelt angesprochen, meint der weitsichtige Gewerkschafter: „Die Devise heutzutage lautet leider oft „keine Sicherheit“, Hektik und Produktivität scheinen der Schlüssel zum Erfolg zu sein… allerdings nicht zum Erfolg des Arbeitnehmers, es geht nur darum, die Gier der Mächtigen zu befriedigen“. Alessandrinis Einschätzung: „Den aktuellen Moment, in dem viele Bewegungen in der Bevölkerung entstehen, nenne ich „das Erwachen der Macht“. Es entstehen Bewegungen gegen Diskriminierung, Rassismus, für Toleranz, Solidarität, Subsidiarität, einen bewussteren Umgang mit unserer gemeinsamen Welt – diese geben Kraft und eröffnen Horizonte, die vor kurzer Zeit noch nicht denkbar waren“. (MP)
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