Gislar Sulzenbacher aus Welsberg/Brixen

Lebensader Rienz
29. August 2019
Die Wirtschaft in Pfalzen
29. August 2019
Alle anzeigen

Gislar Sulzenbacher aus Welsberg/Brixen

“Meine Tätigkeit ist geprägt von interessanten Herausforderungen.“

 

Der Alpenverein feiert heuer sein 150-jähriges Bestehen in Südtirol. Seit 35 Jahren ist Geschäftsführer Gislar Sulzenbacher die operative Seele des Vereins und kennt die Veränderungen wie kein anderer.

Wie kamen Sie zu diesem Job?
Nach der Matura interessierte mich ein Job im Verwaltungsbereich. Als ich hörte, dass der AVS einen Sekretär suche, bewarb ich mich, erhielt den Zuschlag und so arbeite ich praktisch seit 1984, meinem 22. Lebensjahr, in der AVS-Landesgeschäftsstelle.

Wie war Ihr persönlicher Zugang zu den Bergen?
Als Bub war ich viel mit meinem Onkel in den Bergen unterwegs. Er nahm mich mit zu Wanderungen und Bergtouren. Bereits früh interessierte es mich meine Heimat zu erleben, genauso wie mich Natur und Umwelt seit jeher interessieren. Das sind seit meiner Kindheit und von elterlicher Seite geprägte Werte. Mit 16, 17 Jahren kam dann der Alpenverein und mit dem Heranwachsen steigerten sich sukzessive die alpinistischen Interessen zu Touren in Fels und Eis. Ich war nie ein Spitzenalpinist, habe jedoch den Bezug zu allen alpinen Spielformen gesucht, wobei mir Ski- und Eistouren mehr zusagten als das Klettern im Fels.

Gibt es ein besonderes Erlebnis aus Ihrer alpinistischen Tätigkeit?
Ein einschneidendes Erlebnis war 1986 ein Sturz im unteren Bereich der Ortler-Nordwand. Es brauchte einige Zeit, diesen Unfall mental zu verarbeiten und körperlich zu heilen: ein verletztes Knie, ein Wirbelbruch und mehrere äußere Verletzungen. Eine Zeit lang war der Berg für mich zum Alptraum geworden.

Was kommt für Sie in ein Bild mit Goldrahmen?
Rein bildlich, von Welsberg aus betrachtet, ist das eindeutig die Silhouette vom Haunold bis zum Dürrenstein, mit den dunkelgrünen Wäldern zu ihren Füßen und dem weiten Talbecken im Vordergrund. Ein Bild, das für mich den Inbegriff für Heimat wiederspiegelt, was in Zeiten zunehmender Globalisierung und Völkerbewegung, nicht umsonst an Bedeutung gewinnt.

Was können Berge für Sie, was andere Freizeittätigkeiten nicht können?
Für mich ist das Bergsteigen in jeder alpinen Spielform eine Art Lebensschule. Berge und Natur bieten Freiräume für den jugendlichen Entdeckergeist, fordern Mut, Ausdauer und Entschlossenheit. Gleichzeitig sind sie es, die uns Demut, Verzicht und Rücksicht abverlangen. Freude am Bergsteigen verbindet Gleichgesinnte und Generationen untereinander, mit und ohne Seil. Und nicht zuletzt zählt am Berg auch Eigenverantwortung, was heute wichtiger denn je ist. Bestimmt bieten auch andere Freizeitbeschäftigungen oder Lebensumstände diese Rahmenbedingungen. Wesentlich erscheint mir der Faktor, dass wir Natur als solche nicht konsumieren, sondern versuchen sie zu erleben und uns einzuordnen in ihre Dimensionen.

Wie füllen Sie Ihre Freizeit?
Nach wie vor bin ich zu jeder Jahreszeit gern am Berg und draußen unterwegs, egal ob mit dem Verein, mit Familie, mit Freunden oder, nicht ungern allein. Wobei ich sagen muss: Wenn ich die ganze Woche mit dem Thema Berg konfrontiert bin, benötige ich zwischendurch auch Abstand dazu. Das kann bei der Arbeit im Garten sein, wo man die Kraft der Natur tagtäglich spürt, im Frühling am Wachsen, im Herbst am Vergehen, beim Beobachten von Blumen und Insekten.

Sie sind stark mit dem Pustertal verwurzelt. Warum?
Das liegt einerseits an der landschaftlichen Vielfalt, an den familiären Wurzeln die bis nach Kärnten reichen und am Umstand, dass ich in der Sektion Hochpustertal noch viele Freunde habe.
Irgendwie fühle ich mich deshalb in Welsberg immer noch „doham“, obwohl ich in Brixen gewissermaßen genauso Wurzeln geschlagen habe und mich dort ebenso zuhause fühle.

Was im Leben ist Ihnen wichtig?
In familiärer und beruflicher Hinsicht ist mein Selbstverständnis jenes, den selbst und in mich gesetzten Erwartungen durch Rechtschaffenheit zu entsprechen sowie zwischenzeitlich erworbene Erfahrungen und Wissen weiterzugeben. So gesehen zählen meine Familie und der Alpenverein eindeutig zu den wichtigsten Inhalten meines Handelns und Denkens. Streben nach Ausgeglichenheit und Harmonie werden mir nachgesagt, obwohl ich streitfähig bin, wenn es um die Sache geht. Ansonsten sind mir Bodenständigkeit und Aufgeschlossenheit für neue Entwicklungen in beiderlei Hinsicht ein Anliegen.

Gibt es für Sie einen Sinnspruch?
„Wir haben die Erde nicht von unseren Vorfahren geerbt, wir haben sie von unseren Kindern geliehen“, sagte Sitting Bull, ein Lakota-Indianer. Diese Botschaft ist alles andere als abgedroschen und 130 Jahre nach seiner Zeit aktueller denn je.
In unserem Bestreben nach neuen Ufern – schöne Grüße vom Mars? – sollten wir uns auch der Beschränktheit unserer menschlichen Fähigkeiten besinnen.
(IB)