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„Versucht auch weiterhin, Kirche zu sein!“

Ahornach – Ahornachs großer Festtag: Am 28. Juli war die ganze Dorfgemeinschaft auf den Beinen, um gemeinsam das Patrozinium und das 500jährige Weihejubiläum der Kirche zur hl. Anna zu feiern.

Die Kirche von Ahornach ist ein wunderbares Beispiel für den spätgotischen Kirchenbau im Pustertal. Sie wurde 1512 vom Pfalzner Steinmetz Valentin Winkler erbaut und am 14. Juli 1519 geweiht. „Nur ein kleiner Bruchteil dieser langen Kirchengeschichte konnte von uns Gläubigen miterlebt und mitgetragen werden. So kann uns dieses Fest mit Dankbarkeit und Freude erfüllen, weil es als Geschenk zu uns kommt“, brachte Dekan Martin Kammerer im Pfarrbrief seine Freude über dieses große runde Jubiläum zum Ausdruck.

Durch schwere Zeiten
Ein Festtag, der dankbar, aber auch nachdenklich stimmt; eine gute Gelegenheit um Rückschau zu halten und einen Blick in die Zukunft zu wagen. So tat es auch Bischof Ivo Muser, der als Festzelebrant gemeinsam mit sechs Priestern und einem Diakon die feierliche Messe hielt. 1519 sei sowohl politisch als auch kirchlich ein bewegtes und aufgewühltes Jahr gewesen, sagte er am Beginn seiner Predigt. Dabei verwies er auf geschichtliche Wendepunkte wie den Tod Kaiser Maximilians und die Spaltung der Kirche durch die Thesen Martin Luthers und er betonte, dass die Kirche damals wie heute durch schwere Zeiten gehen musste. Damit wollte der Bischof die gängige Auffassung widerlegen, dass die Kirchengeschichte derzeit auf einem ausnehmenden Tiefpunkt angelangt sei.

Festlich wurde das 500jährige Weihejubiläum in der Ahornacher Kirche zur hl. Anna gefeiert, nach der Prozession wurde das sanierte Pfarrhaus gesegnet.

Kirche ist Gemeinschaft
Zwei wichtige Gedanken teilte Bischof Ivo Muser den anwesenden Gläubigen mit: Erstens, dass sich das Wort Kirche in allen modernen Sprachen von den griechischen Wörtern Ekklesia und Kyriaké ableite. Beide Wörter bedeuten im weiteren Sinne Gemeinschaft. Damit wollte der Bischof veranschaulichen, dass die primäre Bedeutung von Kirche kein Bauwerk meine, sondern die Menschen, die gemeinsam beten und sich zusammen unter das Wort Gottes stellen. „So liegt es an uns, Kirche zu sein“, sagte Bischof Ivo Muser. Genauso liege es auch an uns, diese Kirche weiter bestehen zu lassen und den Glauben an die zukünftigen Generationen weiterzugeben, so wie es dies die vorigen Generationen in den letzten 500 Jahren geschafft haben. Und so wie es die Patronin der Ahornacher Kirche, die heilige Anna, ebenso gemacht hat. Dieser zweite Gedanke, den Bischof Ivo Muser an die Gläubigen richtete, beinhaltete auch einen aussagekräftigen Wunsch: „Dies ist mein Glücks- und Segenswunsch für euch an diesem Festtag, nämlich, dass ihr weiterhin versucht, Kirche zu sein!“ Ein Wunsch, der zugleich Aufruf ist und die Frage in den Raum stellt: Wie wird es in hundert oder zweihundert Jahren sein? „Wird es noch Christen geben, die tausend Jahre Kirche Ahornach feiern?“, fragte Bischof Ivo Muser. Es liegt an uns, heute tragen wir die Verantwortung, Glauben und Kirche weiterzutragen, sagte er abschließend. Nach der Messe wurde feierlich zur eucharistischen Prozession übergegangen, die über die Felder und durchs Dorf führte. Bischof Muser segnete am Ende der Prozession das restaurierte Pfarrhaus. Peter Aichner vom Vermögensverwaltungsrat hatte sich mit Unterstützung der öffentlichen Hand – der Landes- und Gemeindeverwaltung – für die Sanierung des Gebäudes, das mit der Kirche ein Ensemble bildet und für Gruppen zur Verfügung steht, eingesetzt. Kirchenchor, Musikkapelle, Schützenkompanie und andere örtliche Vereine trugen sowohl bei der bei der Festmesse als auch bei der anschließenden Prozession und im Laufe des Festjahres wesentlich zum Gelingen dieses großen runden Jubiläums bei. (SH)