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Quo vadis Tauferer Ahrntal

Erst kürzlich haben die fünf Bürgermeister des Tauferer Ahrntals bei einem Treffen mit dem Landeshauptmann und dem Mobilitätslandesrat ihre aktuellen Anliege und zukünftigen Vorhaben besprochen.

Der hat bei den Bürgermeistern nachgefragt, welche Themen im Tauferer Ahrntal aktuell sind und welche Herausforderungen in Zukunft für jede einzelne Gemeinde anstehen.

Arbeitsgruppe für Klimastollen
Die Gemeinde Prettau zählt aktuell 542 Einwohner. Besonders in so einer kleinen Gemeinde ist die Förderung des ländlichen Raumes durch gezielte Maßnahmen ein sehr wichtiges Thema. In den letzten zwei Jahren sei das Glasfasernetz verlegt und darauf geachtet worden, dass die Nahversorgung funktioniert, sagte Bürgermeister Robert Alexander Steger: „Neben dem Schaubergwerk, der Naturparkinfostelle haben wir seit fünf Jahren wieder ein Lebensmittelgeschäft im Dorf.“ Als eines der wichtigsten Projekte überhaupt nennt Steger den Lawinenschutzbau für Prettau. Nachdem eine Lawine im vergangenen Februar bis in den Talboden abgegangen war, laufe derzeit eine Studie für eine Straßenverlegung, meinte der Bürgermeister, der dazu betonte, dass eine Lawinenverbauung aber möglicherweise die bessere Lösung sei. Zudem sei der Klimastollen für das gesamte Ahrntal eine wichtige Einrichtung, die laut Steger aber immer noch zu wenig genutzt wird. Im Gespräch sei vom Landeshauptmann angedacht worden eine Arbeitsgruppe mit verschiedenen Vertretern einzurichten, die sich um die gezielte Vermarktung des Klimastollens kümmern werde.

Robert Alexander Steger

„Diese soll eine Strategie entwickelt, wie der Klimastollen in Zukunft besser aufgestellt ist“, sagte Steger. Um den Gesundheitstourismus im Ahrntal zu fördern hätten sich bereits einige Hotels und Pensionen des Ahrntals zum “Verein Respiration“ zusammengeschlossen. In den Zimmern und Appartements dieser Hotels würden diese allergiefreies Wohnen durch konsequente Baubiologie und Einrichtungsweise bieten. Ein weiteres Thema, das für das Tauferer Ahrntal/Zillertal von Bedeutung sei und auch beim Gespräch mit dem Mobilitätslandesrat genannt wurde, ist die Tauferer Bahn. Die Busverbindungen ins Tal seien sehr gut ausgelastet. „Die Auslastung ist ein wesentlicher Faktor für die Errichtung einer Bahnlinie“, meinte Steger. Einige Projekte seien schon seit Jahren im Gespräch, allerdings noch keines so ausgereift, dass aktuell von einer Umsetzung gesprochen werden kann, sagte der Bürgermeister. Gespräche gab es auch bezüglich der Radmobilität im Tauferer Ahrntal. So sei angedacht worden in Zukunft die Kriterien für die Radwege zu überarbeiten. Was die Finanzierung anbelangt, solle es drei Wege geben: Einmal die gemeindeübergreifenden Radwege, die zu 100 Prozent vom Land finanziert würden, Mobilitätsrouten, die teilweise innergemeindlich verlaufen und für Pendler interessant sind. Diese würden laut Steger teils mit Landesbeiträgen, als auch von der Gemeinde finanziert. Dann würde es noch die rein Touristischen Routen geben, die zu 100 Prozent von der Gemeinde finanziert würden. Erst vor kurzem wurde das neue Rathaus im Dorf eingeweiht. Nun stehe für die Gemeinde Prettau der nächste Baufortschritt an. „Das alte Rathaus wird abgerissen und auf diesem Platz wird der neue Kultursaal für 2,4 Millionen entstehen.“

Straßen und Trinkwasserleitungen sanieren
Ein Anliegen an den Landeshauptmann und den Mobilitätslandesrat, das nicht nur Bürgermeister Paul Niederbrunner gern gelöst sieht,

Paul Niederbrunner

sondern auch alle anderen Gemeinden des Tauferer Ahrntals betreffe, sei die Instandhaltung des Wege- und Straßennetzes sowie die Sanierung der Trinkwasserleitungen, die in vielen Gemeinden nun anstehe. In diesen ländlichen Gemeinden käme eine beträchtliche Anzahl an Kilometern zusammen, zudem seien die Straßen und auch die Trinkwasserleitungen in den 70er-Jahren gebaut bzw. gelegt worden und deshalb alle in den nächsten Jahren sanierungsbedürftig. Diesbezüglich würden sich die Bürgermeister wünschen, dass die Finanzierung dieser Projekte zügiger vorangeht, damit diese Maßnahmen zeitnah realisiert werden können. Im Besonderen stehe laut Bürgermeister Paul Niederbrunner zum Beispiel für die Gemeinde Mühlwald schon seit Jahren ein Tunnelprojekt an. Dieser Tunnel sei wichtig zum Schutz vor Lawinenabgängen. „Immerhin fahren 86 Prozent der Bevölkerung täglich auf ihre Arbeit und wieder zurück. Es wäre wichtig, diesen Tunnel so schnell wie möglich umzusetzen“, sagte der Bürgermeister. Das dafür vorgesehene Ausführungsprojekt sei bereit und nach den Gesprächen sei Niederbrunner zuversichtlich, dass eine Realisierung in den nächsten drei Jahren möglich ist. „Für 2,8 Millionen Euro wird in der Gemeinde Mühlwald der bestehende Widum abgerissen und neu gebaut werden“, sagte Niederbrunner. Die Gemeinde sei dabei den Grund dafür anzukaufen, das sei soweit fast abgeschlossen und das Ausführungsprojekt sei in Planung. Entstehen werde eine Bibliothek, eine Kita, fünf Altenwohnungen und eine Wohnung für den Dorfpfarrer. Ein Sitzungsraum für die Vereine und ein „Seniorenstibile“ sind aktuell im alten Postamt in Planung. Die Gestaltung des Festplatzes und neue Sportanlagen seien weitere Zukunftsprojekte, so der Bürgermeister abschließend.

Am Ball bleiben beim Umfahrungstunnel
In Sachen Umfahrungstunnel sei der Sandner Bürgermeister bereits seit einiger Zeit permanent im Gespräch mit dem Land, erklärte Sigfried Steinmair im Interview. Die Gemeinde habe ihre Hausaufgaben gemacht:

Sigfried Steinmair

Eine neue Kostenschätzung von ca. 35 Millionen Euro und ein Einreicheprojekt sind der aktuelle Stand der Dinge. „Alle Bürgermeister des Tauferer Ahrntals machen sich dafür stark, dass dieses Projekt nun im Bauprogramm aufgenommen wird“, sagte Steinmair. Einen konkreten Termin nannte der Landeshauptmann beim Gespräch mit den Bürgermeistern laut Steinmair nicht. Die Verkehrsbeeinträchtigung sei in Sand in Taufers auf alle Fälle gegeben und laut dem Bürgermeister auch eine Schwachstelle vorhanden, die ein Sicherheitsrisiko darstellt. Was für den Sandner Bürgermeister noch von größter Wichtigkeit ist, ist das Thema der Bildung. „Sand in Taufers hat als Schulstandort nicht nur eine historische Bedeutung, sondern gilt als Ausbildungsstätte mit einer qualitativ hochwertigen Ausbildung“, so Steinmair. In seiner Gemeinde sehe er eine große Chance diesen etablierten Schulstandort auszubauen. Nachdem der Schulstandort Bruneck überquillt würde hingegen die Gemeinde Sand in Taufers über ein bebaubares Grundstück verfügen, das für schulische Infrastrukturen genutzt werden könnte. Zudem seien die Busverbindungen optimal, so Steinmair. Beim Seniorenheim Sand in Taufers sei man in der Ausschreibungsphase. Der Bürgermeister rechne mit einem Baubeginn im Frühjahr 2020. „Die Kosten ohne Einrichtung betragen knapp acht Millionen Euro. Der Beitrag vom Land beträgt an die vier Millionen Euro. Die Restkosten werden zwischen den Gemeinden Sand in Taufers (64 Prozent), Mühlwald (22 Prozent) und Gais (14 Prozent) aufgeteilt“, informierte Steinmair.

Attraktive Angebote für Peripherie
Genauso wie die anderen Gemeinden auch, ist die Gemeinde Ahrntal an übergemeindlichen Radwegen interessiert.

Helmut Klammer

„Ein Teilstück in St. Peter haben wir bereits realisiert und bei einem anderen Teilstück – an die drei Kilometer – sind wir gerade dabei die Voraussetzungen dafür zu schaffen. Die Planung und die Durchführung sind Anliegen der Bezirksgemeinschaft“, sagte der Bürgermeister der Gemeinde Ahrntal Helmut Klammer. Als „vehement wichtig“ bezeichnete Klammer das Thema der Tourismuszonen, wo alle Bürgermeister auch Gesprächsbedarf hatten. Hier müsse man differenziert handeln und sich Gemeinde für Gemeinde anschauen. Die Bettenanzahl im Ahrntal sei seit 1997 zurückgegangen, so der Bürgermeister, laut dem das Verhältnis von Einwohnern zu den touristischen Betten auch zu berücksichtigen ist und mit 5.350 Betten und 6.030 Einwohner sei das Ahrntal weit unter dem Schlüssel 1:1 und damit gut im Rennen. Zudem sei es relevant, ob es sich um eine strukturschwache Gemeinde handle. So zum Beispiel habe die Gemeinde Ahrntal drei strukturschwache Dörfer, betonte Klammer. Um den ländlichen Raum zu stärken bräuchte es laut dem Bürgermeister nicht nur Maßnahmen für entsprechende Infrastrukturen, sondern ein allgemeines, attraktives Angebot, „damit die Menschen draußen in der Peripherie bleiben“. Darin falle auch beispielsweise Förderungen im Bereich Wohnbau oder der Jugend. Diese Herausforderungen für die Gemeinden seien alles andere als „klein“, erklärte Klammer. Thema der Gesprächsrunde sei auch jenes der Seniorenheime gewesen, hielt Klammer fest. Im Tauferer Ahrntal seien die verschiedenen Bürgermeister im Gespräch die beiden bestehenden Strukturen zu erneuern, um sie den Anforderungen der Zeit anzupassen. Das Gespräch mit dem Landeshauptmann habe laut Klammer aber gezeigt, dass „die Hoffnungen allerdings sehr klein sind, dass zusätzliche Mittel freigegeben werden oder Sonderfinanzierungen möglich wären“, sagte Klammer abschließend.

Herausforderung Gemeindezentrum
Die Gemeinde Gais habe sehr große Investitionen vor sich, wie Bürgermeister Gartner im Gespräch mitteilte.

Christian Gartner

Einerseits stünde in Uttenheim der Bau der Wasserleitung und des Breitbandnetzes an, andererseits sei in der Gemeinde Gais das Gemeindezentrum zu erneuern und zu sanieren. „Es wird ein neues Bürgerhaus entstehen mit Arztambulatorium, Jugendräumen, Räumlichkeiten für verschiedene Vereine und eine Bar. Nach 40 Jahren muss auch ein Teil des Gemeindehauses umgebaut und saniert werden“, sagte Gartner. Die Gemeinde sei in der Ausarbeitung der letzten Ausführungspläne und bald stünde die Finanzierung im Raum. Diese Projekte, die insgesamt mehrere Millionen Euro umfassen seien für eine Wohngemeinde wie Gais eine „ganz große Herausforderung“, sagte Gartner. Beim Treffen sei allgemein über die verschieden Möglichkeiten diskutiert worden, wie diese finanziellen Brocken für die Zukunft zu stemmen seien“, sagte Christian Gartner. Dazu komme, dass der Recyclinghof in Planung ist und 34 Kilometer ländliches Wegenetz zu betreuen sind sowie der Festplatz in Uttenheim zu gestalten ist, zählt der Bürgermeister auf. Zum Thema Mobilität hat Gartner eine klare Meinung: „Man darf in der Zukunft keine Möglichkeit auslassen, um Lösungen und Wege zu suchen. Bestimmt ist die Diskussion dazu lang, aber man muss damit beginnen“, betonte Gartner. Zum Thema der Tauferer Bahn betonte Gartner, dass die Südtiroler Transportstrukuren AG (STA) dabei sei eine Forschungs-Studie zum Thema mit verschiedenen Erhebungen durchzuführen, erst wenn diese abgeschlossen sei, könne man weitere Schritte in diese Richtung setzten, meinte Gartner. „Ich glaube, dass dies in Zukunft ein Thema wird, mit dem man sich beschäftigen muss – sogar über die Grenzen hinaus“, sagte der Bürgermeister. (TL)