Das Sextner Gemeindegebiet war lange Zeit von der Landwirtschaft geprägt, aber auch Handwerker wie Steinmetze oder Hutmacher waren typisch für das Hochpustertaler Seitental. Mittlerweile haben die markante Felsformation der Drei Zinnen und die einmalige Naturlandschaft die Hochpustertaler Gemeinde weltbekannt gemacht. Damit entwickelte sich der Tourismus zum Zugpferd der Wirtschaft im gesamten Sextner Gemeindegebiet.
Das Gemeindegebiet von Sexten erstreckt sich vom Taleingang bei Innichen bis hinauf zum Kreuzbergpass und umfasst eine Fläche von 80,88 Quadratkilometern. Sexten blickt auf eine rege Geschichte zurück und zählt heute zu den wohl bekanntesten und beliebtesten Feriendestinationen des Landes. Allein im vergangenen Jahr ist Sexten auf eine stolze Zahl von 747.708 Gesamtnächtigungen gekommen, wobei die Sommersaison immer eine bessere Auslastung aufweist. Dass der Tourismus den mittlerweile stärksten Wirtschaftszweig in Sexten darstellt, ist angesichts der herrlichen Naturlandschaft und der einladenden Gastbetriebe nicht verwunderlich. 5.000 Gästebetten bei 1.900 Einwohner – eine Zahl, die für sich spricht. Vor allem ist es das Bergerlebnis im Naturpark Drei Zinnen in den Sextner Dolomiten, das viele Menschen aus aller Welt hierher lockt. Dass das malerische Gemeindegebiet von Sexten stark vom Tourismus geprägt ist, ist kein Wunder – ist es doch ein traumhaftes Ferienparadies. So ist Sexten zu einem starken Tourismusort gewachsen, und man kann sagen, dass die Ortschaften im Sextner Gemeindegebiet bis zu 100 Prozent vom Fremdenverkehr leben. Immerhin gehört das Gebiet zum UNESCO Weltnaturerbe und es finden sich hier sogar das größte Wanderwegenetz sowie das umfangreichste Klettersteigangebot in Südtirol. Zudem sind ebenso die einzigartige Alpin-Geschichte, das ansprechende Familien- und Aktivangebot zu allen Jahreszeiten und die Vielfalt und Kompaktheit weitere Gründe, um sich für Sexten als Urlaubsort zu entscheiden.
Klimagemeinde Bronze
Um die Zugkraft des Tourismus in Sexten wissen wohl die meisten Bürgerinnen und Bürger, schließlich ist es der Tourismus, der den Wohlstand ins Gemeindegebiet gebracht hat. Dabei darf man nicht vergessen, dass der Grundpfeiler des Tourismus Landschaft und Landwirtschaft sind, und dass das eine das andere stützt. Landschaftspflege gilt daher als ein wichtiges Kriterium für eine funktionierende Tourismuswirtschaft. Schließlich wäre die Landschaft ohne die Landwirtschaft nicht in dem Maße vorzeigbar, wie sie es heute ist. Und genauso wie Landwirtschaft und Tourismus Hand in Hand gehen, so sind es auch Handwerk und Handel, die sowohl vom Tourismus profitieren als diesen im Gegenzug auch stärken. Ein Grund mehr, gut auf Natur und Landschaft zu achten. So hat sich die Gemeinde Sexten mit dem Beitritt am Projekt KlimaGemeinde zu einer nachhaltigen Energiepolitik verpflichtet. Ein Teil dieser Maßnahmen ist es, Informationen über umweltrelevante Themen zu liefern, die den Sextnern dabei helfen sollen, im täglichen Leben effektiver mit den vorhandenen Ressourcen umzugehen. So ist Sexten vor einiger Zeit von der Klimahausagentur mit dem Prädikat „Klimagemeinde Bronze“ ausgezeichnet worden. Die gegenseitige Bereicherung von Landwirtschaft und Tourismus lässt sich übrigens auch in der Nahversorgung gut erkennen. Diese funktioniert in Sexten an sich gut, vor allem Bäckerei, Konditorei und Metzgerei sind wahre Aushängeschlider. Was das Handwerk betrifft, ist anzumerken, dass sich in den letzten Jahrzehnten in der Handwerkerzone zahlreiche Handwerksbetriebe angesiedelt haben. Und nicht nur dort: Über das ganze Gemeindegebiet verteilt findet sich eine breite und bunte Palette an Handwerkstätigkeit. So verrichten hier Malerfirmen, Bauunternehmen, Installateure und Tischlereien einen wertvollen Dienst am Bürger und sogar ein Turbinenbauer hat in Sexten seinen Sitz.
Am Fuße der Drei Zinnen
Sexten – auch das Dorf der Drei Zinnen genannt – gilt als einer der großen Stützpunkte für Bergsteiger, Kletterer und Dolomitenbesucher. Seinen Beinamen verdankt Sexten den drei mächtigen Gebirgsspitzen der Drei Zinnen, die von der Großen Zinne in der Mitte, der Westlichen Zinne und der Kleinen Zinne gebildet werden. Seit der Erstbesteigung der Großen Zinne im Jahr 1869 zählen die Drei Zinnen unter Bergsteigern und Felskletterern zu den wohl begehrtesten Gipfelzielen der Alpen. Am 21. August vor 151 Jahren schafften der Wiener Alpinist Paul Grohmann und seine Seilgefährten, der Sextner Franz Innerkofler und Peter Salcher aus Maria Luggau das bis dahin unmöglich Geglaubte: die Erstbezwingung der Großen Zinne. Das historische Ereignis von 1869 leitete eine Zeitenwende ein. Im vergangenen Jahr hat der Tourismusverein – und mit ihm das ganze Dorf – dieser Erstbesteigung sowie jener der Drei Schusterspitze bei der 150-Jahr-Feier gedacht und sich einmalige Inszenierungen einfallen lassen. Sexten, das Bergsteigerdorf, hat sich dadurch zu seinen Wurzeln im Tourismus bekannt. Mittlerweile sind die Drei Zinnen durch zahlreiche Kletterrouten verschiedener Schwierigkeitsgrade erschlossen und wurden so zu einem Zentrum des alpinen Kletterns. Von hier nahmen seither viele wichtige Entwicklungen in der Geschichte dieses Sports ihren Ausgang. In der Pionierzeit der Dolomitenerschließung war Sexten genauso wie Cortina ein weltbekanntes Bergführerdorf. Den Erfordernissen des modernen Tourismus angepasst, ist es mit seinen hervorragenden Beherbergungsbetrieben und den verschiedensten Einrichtungen für Sommer- und Wintersport bis heute ein bevorzugtes Ziel für Bergsteiger, Kletterer und Naturliebhaber geblieben. Das Gebiet rund um Sexten ist reich an einzigartigen Schätzen botanischer und zoologischer Seltenheiten, die im Naturpark Drei Zinnen unter Schutz stehen. Dieser umfasst eine Fläche von über 11.000 Hektar, die auf die Gemeinden Innichen, Sexten und Toblach verteilt ist. Der Naturpark Drei Zinnen umfasst den nordöstlichen Teil der Dolomiten und wird im Norden durch das Pustertal, im Osten vom Sextnertal, im Süden durch die Landesgrenze zu Belluno hin und im Westen durch das Höhlensteintal begrenzt. Seit 2009 gehört er zum Dolomiten UNESCO Welterbe und ist Teil des europaweiten Schutzgebiets-Netzwerks Natura 2000, welches vorrangig den Schutz der Lebensräume sowie der wild lebenden Tier- und Pflanzenarten zum Ziel hat. Doch nicht allein die imposanten Bergmassive und die blumenreichen Almen locken Gäste aus nah und fern an, wesentlich ist auch das gute Zusammenspiel zwischen Landschaftspflegern und Touristikern. Wenn der Tourismus floriert, geht es auch den anderen Wirtschaftszweigen gut. So profitieren in Sexten auch Dienstleister, Handel und Handwerk von den zahlreichen Fereingästen. Besonders das angesiedelte Handwerk profitiert mitunter vom Tourismus und die bestehenden Betriebe sind mit Aufträgen sehr gut ausgelastet.
Große Pisten-Projekte
Weil man in Sexten schon längst zur Erkenntnis gekommen ist, dass man den Feriengästen angesichts der Konkurrenz ringsum mehr als majestätische Berge bieten sollte, ist man in den vergangenen Jahren an die Verwirklichung großer Projekte im Skizentrum gegangen. So hat das Skigebiet 3 Zinnen Ende des vergangenen Jahres die Skisaison mit einer großen Eröffnungsfeier eingeläutet: Was vor vier Jahrzehnten mit einem simplen Anker-Schlepplift am Helm begonnen hat und 1992 durch einen Dreiersessellift ersetzt wurde, ist nun durch eine hochmoderne 8er Premiumsesselbahn zum Hasenköpfl ersetzt worden. Ein großer Qualitätssprung und man kann gut und gerne sagen, dass mit dem Skigebietsausbau am Hasenköpfl das Skigebiet Helm ein neues Gesicht erhalten hat. Schließlich handelt es sich um die modernste Anlage dieser Art in Südtirol – ausgestattet mit Schutzhaube und Sitzheizung, die mit einer Förderleistung von 3.600 Personen pro Stunde und einer Fahrzeit von nicht einmal 5 Minuten den höchsten Punkt des Skigebietes auf 2225 Metern erreicht. Damit setzte die 3 Zinnen AG den Erneuerungskurs der vergangenen Jahre fort. So wurden umfangreiche Pistenadaptierungen und Erweiterungen am Helm durchgeführt sowie zahlreiche Verbesserungen in der technischen Beschneiung erreicht. Ein weiteres Ziel bleibt die skitechnische Verbindung mit Sillian in Osttirol, zum anderen der Zusammenschluss mit Comelico auf Belluneser Seite. Doch nicht allein das Skilaufen steht bei den 3-Zinnen-Begeisterten hoch im Kurs. Auch durch den Langlauf kommen viele neue Gäste in das Tal. Wunderschöne Loipen, zum Beispiel ins Fischleintal, lassen die Herzen der Langläufer höher schlagen. Und auch die Hotellerie lässt kaum Wünsche offen: Es fehlt heute in Sexten nicht an vornehmen Häusern, wie auch nicht an Privatunterkünften. Fest steht: Aus dem kleinen, abgeschiedenen Ort am Fuß der berühmten Drei Zinnen ist ein Platz für Urlauber und Genießer geworden.
Einiges los in Sexten
Die alljährlich stattfindenden Sextner Kamingespräche sind eine interessante und richtungsweisende Plattform. Auf hohem wissenschaftlichem Niveau werden dort aktuelle tourismusrelevante Themen aufgegriffen, präsentiert und diskutiert. Das Publikum aus unterschiedlichsten Tätigkeitsfeldern ist zeitgeistig, interessiert und informiert, so sind die Sextner Kamingespräche zu einer Sammelstelle für Visionen und Weiterentwicklung der Dolomiten auf politischer, gesellschaftlicher und ökologischer Ebene geworden. Seit einigen Jahren stellen sie nun eine Kombination zum UNESCO Forum dar, mit dem Fokus auf Verantwortung, Identität und Glaubwürdigkeit der Menschen dieses Naturjuwels. Und vor allem auch sportliche Events finden immer wieder in Sexten statt, so wie die vor kurzem ausgetragene 36. Italienmeisterschaft der Feuerwehren in den Disziplinen Ski Alpin, Ski Nordic, Snowboard und Skibergsteigen. Die Landesfeuerwehr Südtirol hatte sich gemeinsam mit der Bezirksfeuerwehrverband Oberpustertal um die Austragung dieses sportlichen Großereignisses beworben, und konnte die 36. Ausgabe der Italienmeisterschaften der Feuerwehren 2020 nach Sexten holen. Veranstaltungen wie diese und viele andere werden erst durch den ehrenamtlichen Einsatz der insgesamt 12 Vereine Sextens möglich gemacht. So ist das gut funktionierendesVereinsleben eine wichtige Triebfeder innerhalb der Gemeinde; einige dieser Vereine sind vielleicht sichtbarer als andere, doch tragen alle gemeinsam aktiv zu einem funktionierenden Vereinsleben bei und ihr Wert für die Gemeinschaft ist groß. Vereine erfüllen nämlich einen wichtigen Dienst an der Gesellschaft. So sind es nicht allein die unverzichtbaren Rettungsvereine und die Feuerwehr, die eine wesentliche Rolle für Sicherheit und Lebensqualität spielen, sondern auch die unauffälligeren Vereine, die eher im Hintergrund arbeiten. Jeder in seiner Aufgabe macht seine Arbeit gut, und man bedenke: Es handelt sich dabei um freiwillige, unentgeltliche Arbeit, die mit Verantwortung, Einsatz und großem Zeitaufwand verbunden ist. Um nur ein wunderbares Beispiel zu nennen, möchten wir an dieser Stelle den Verein Bellum Aquilarum vorstellen, der sich ganz den Spuren der Geschichte verschrieben hat. Denn vor 104 Jahren war Sexten trauriger Schauplatz des Ersten Weltkriegs. Der ONLUS-Verein Bellum Aquilarum hat es sich zur Aufgabe gemacht, die historischen Zeugnisse aus dieser Zeit der Nachwelt zu erhalten und die einstige Kriegsfront zugänglich, oder besser: erlebbar zu machen.
Spuren der Geschichte
Während des Erstens Weltkrieges waren einige Gipfel der Dolomiten Austragungsort eines in der Welt einzigartigen Kampfes: Österreichisch-ungarische und italienische Truppen lieferten sich in unberührten Berggebieten einen noch nie dagewesenen Stellungskampf. Die Soldaten wurden dabei sowohl vom Klima als auch von der extremen Höhenlage herausgefordert und erbrachten erstaunliche technische und organisatorische Leistungen, die diesen ersten modernen Krieg erst möglich machten. Noch heute zeugen Bunker, Schützengräben und Stellungen in den Felsen von diesem unerbittlichen Krieg. Sexten lag an einem Abschnitt, der heftig umkämpft war, weshalb das „Dorf an der Front“ 1915 eine gewaltsame Evakuierung erlebte. „Bellum Aquilarum“ hat in den vergangenen Jahren ein Freilichtmuseum auf der Rotwand, ein historisches Museum und ein Dokumentationszentrum in Sexten verwirklicht. Alle damaligen Kriegsparteien, welche heute die Staaten Italien, Österreich, Polen, Ungarn, Slowenien, Slowakei und Tschechien sind, wurden in die Realisierung der Projekte mit eingebunden. Das Herzstück der Arbeiten ist allerdings das Freilichtmuseum im Gebiet „Rotwand“ direkt am einstigen Kriegsschauplatz, wo die originalen Stellungen und Schützengräben in fünf verschiedenen Abschnitten besichtigt und erlebbar werden können. Im Dorfzentrum erzählen seit 2007 verschiedene Ausstellungen („Karl und Kaspar auf der Rotwand“ und „Unvergessen. Der Erste Weltkrieg in den Sextner Dolomiten 1915-1918“) vom Alltag der Soldaten an der Gebirgsfront, von den Kämpfen, die sich um den Sentinellapass, die Rotwand oder den Elfer zugetragen haben und von der Rückkehr ins Nichts und dem kompletten Wiederaufbau eines Dorfes. Für diese Ausstellungen stellt die Gemeinde Sexten bereits seit 2007 die Räumlichkeiten im alten Schulhaus zur Verfügung. Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten konnten vor ca. einem Jahr eine weitere Ausstellung mit Titel „Spuren der Geschichte“ eingerichtet und die sanierten Räumlichkeiten neu eröffnet werden. Diese jüngste Ausstellung versteht sich als perfekte Ergänzung zum Freilichtmuseum; hier können die Besucher ihre Eindrücke, die sie rund um die Rotwand gewonnen haben, anhand historischer Bilder und Objekte vertiefen und eine Idee davon bekommen, wie der Krieg in den bleichen Bergen auf Land und Leute eingewirkt hat. Vor drei Jahren hat die Gemeinde Sexten dem Verein „Bellum Aquilarum“ zudem die Führung des ehemaligen österreichisch-ungarischen „Sperrwerks Mitterberg“ übertragen, wo derzeit Führungen angeboten werden; für dieses Bauwerk aus dem 19. Jahrhundert sind auch noch einige Projekte in Planung. (SH)
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