Niederdorf – Die ganze Sportwelt hält den Atem an, weltweit alles komplett still. Nur einige kleine Nischen-Sportarten sagen der Corona-Krise den Kampf an. Darunter sind auch die Schachspieler, sie nützten die Zeit in den eigenen vier Wänden, um sich online untereinander zu messen. So auch der älteste Schachklub Südtirols, den wir genauer unter die Lupe genommen haben.
Bereits kurz nach dem ersten Weltkrieg trafen sich in Niederdorf die ersten Pioniere des südtiroler Schach-Geschehens in der Wirtsbude um sich auf den Schachbrett zu duellieren. Einige waren von ihnen waren im Krieg oder in Gefangenschaft und erlernten dort das Schachspielen. „Zu Beginn war es noch eine lose Spielvereinigung ohne Statuten, wie zur damaligen Zeit üblich.“, erzählt Manfred Pallhuber, er ist Chronist des Vereins und bereits seit 1975 im Amt. 1925 wurde der Verein dann offiziell gegründet und gilt somit als Ältester Südtirols. Nur während des Zweiten
Weltkrieges musste der Verein seine Tätigkeit unterbrechen. Da es in den ersten Jahrzehnten des Bestehens, mit Ausnahme von Bruneck, keine weiteren Schachvereine im Pustertal gab, wichen die Niederdorfer in die Osttiroler Seite des Pustertals aus. Dafür stiegen sie in ein Taxi und trugen ihre Spiele in Lienz, Matrei oder Sillian aus. 1969 wurde der Südtiroler Schachverband gegründet, seither war der ASK als einziger Südtiroler Verein bei allen 51 Landesmannschaft-Meisterschaften mit von der Partie. Dabei pendelte er immer zwischen den Ligen B und C hin und her. Ein Höhepunkt in der Vereinsgeschichte war zweifelsohne das 1. Niederdorfer Open im Dezember 1995, ein Schachturnier mit internationaler Beteiligung. Darüber hinaus hielt der Verein seit jeher Freundschaftsspiele auf Landesebene, aber auch mit befreundeten Vereinen aus Nord- und Osttirol ab. Hatten die Niederdorfer vor einiger Zeit sogar die Möglichkeit eine zweite Mannschaft in der Serie D zu stellen, so sind heute nur mehr ein Dutzend Mitglieder im Verein aktiv. Sie treffen sich jeden Dienstagabend zum gemeinsamen Schachspielen im Gasthaus „Rose“, dem inoffiziellen Vereinsquartier, gespielt wird dabei auf fünf Brettern. (Treffen fanden vor Corona-Pandemie statt) Die letzte Runde der abgelaufenen Saison 2019/20 konnte zu Beginn der Corona-Krise unter strickten hygienischen Auflagen noch durchgeführt werden; die Niederdorfer erreichten in der Gebietsliga Ost den hervorragenden zweiten Tabellenrang. Der amtierender Präsident Daniel Girardelli hat zu Beginn seiner Amtszeit ein neues Programm ins Leben gerufen, um Grund- und Mittelschüler fürs Schachspielen zu begeistern. Die junge Schachtruppe Niederdorfs nahm an verschiedenen Turnieren teil und heimste auf Anhieb erste Erfolge ein, so konnten sie unter anderem bei einem Südtiroler Schulschach-Turnier den vierten Platz holen. Trotzdem zerfiel die Nachwuchsmannschaft nach und nach. Die Suche nach neuem spielfreudigen Nachwuchs gestaltet sich schwierig: „Schach ist bei den Jugendlichen nicht mehr angesagt“, sagt Girardelli. Was hingegen voll im Trend liegt ist das Online-Schach, überhaupt seit Beginn der Covid-Pandemie boomt es. Für Daniel Girardelli ist das aber nichts neues, er spiele es seit jeher jeden Tag eine halbe Stunde lang. Nun nützen es auch die anderen Spieler des Vereins zunehmend, auch die alteingesessenen Mitglieder haben es mittlerweile erlernt. „Es kann gemütlich von zuhause aus und zu jeder Uhrzeit gespielt werden. Auf den verschiedenen Plattformen können Spieler aus der ganzen Welt herausgefordert werden!“, erklärt Pallhuber. Dabei kann auch der Gegner je nach Spielstärke gewählt werden, damit Chancengleichheit herrscht und der Ausgang der Partie nicht vorhersehbar ist. Dadurch wird auch in den Zeiten der Ausgangssperre den Niederdorfer Schachspielern nicht langweilig, trotz Krise könnten sie weiterhin ihr Hobby ausüben und an der idealen Taktik feilen, auch wenn das Bier am Stammtisch nach der Partie derzeit noch ausbleiben muss. (MT)
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