Die Kräuterweihe zum „Hoch-Unser-Frauentag“ gehört zur Südtiroler Tradition. Die Kräuter und Blumen aus dem Bauerngarten werden festlich gebunden und anschließend in der Kirche gesegnet. Auch im Pustertal wird der Brauch noch gelebt, gerät aber zunehmend in den Hintergrund.
Schafgabe, Johanniskraut, Baldrian, Arnika, Königskerze, Kamille, Wermut auch Pfefferminze oder Tausendgüldenkraut sind im traditionellen “Kräuterbuschen“ zu finden. Heute finden auch Blumen aus dem Bauerngarten, wie die Ringelblume den Weg in den Strauß. Je nach Gegend variieren die Kräuter, die zum „Hoch-Unser-Frauentag“ in der Kirche bei der Kräuterweihe gesegnet werden. Unterschiedlich ist auch die Anzahl der Kräuter: Werden mancherorts sieben oder neun Kräuter gebunden, gibt es auch prächtige 12 Pflanzen-Buschen. Die Bezirksbäuerin des Pustertales, Renate Taschler Steinwandter, bindet zum Beispiel zehn Kräuter und Blumen zu einem Strauß. „Ich verwende oft Rosmarin, Königskerze, Ringel- und Sonnenblume, Petersilie und Brennessel und noch solche Kräuter, die gerade in meinem Garten gedeihen. Dann wird der Strauß zur Kräuterweihe getragen und bei uns im Stadel aufgehängt. Der “Kräuterbuschen“ steht für Schutz gegen Unwetter und wird deshalb bei Blitz und Donner im Ofen angezündet und geräuchert“, erzählt Renate Taschler Steinwandter.
Bräuche in Gefahr
Beim diesjährigen „Hoch- Unser-Frauentag“ am 15. August haben die Bäuerinnen vorab trotz eingeschränkter Gottesdienste in einer Presseaussendung dazu aufgerufen den Brauch der Kräuterweihe abzuhalten. „Sammeln und binden wir auch heuer Kräuter zu schönen Kräuterbuschen und bringen wir sie zur Kräutersegnung in die Kirche. Festigen wir dadurch unsere Wertschätzung von Heilkräutern in unserer modernen Zivilgesellschaft und festigen wir dadurch unsere Bräuche“, rief die Landesbäuerin Antonia Egger vor kurzem auf. Renate Taschler Steinwandter macht ebenso darauf aufmerksam, dass immer mehr Bräuche im Hintergrund verschwinden, nicht nur aufgrund von Corona. „Es ist vielfach so, dass viele Bäuerinnen einem Nebenerwerb nachgehen müssen und deshalb aus Zeitgründen den Bräuchen einfach nicht mehr nachkommen können. Dadurch fallen viele Bräuche weg und können nicht mehr weitergegeben werden“, erklärt die Bezirksbäuerin. Deshalb sei es umso wichtiger auf die Ausübung solcher Bräuche zu achten und sie an unsere Jugend heranzutragen. (TL)
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