„Es zählen im Leben nicht die Taten und nicht die Jahre, sondern die schönen Augenblicke, von denen man zehrt.“
Dreißig Jahre lang war Josef Pepi Ausserhofer Präsident der Abwassergesellschaft Ara Pustertal. Nun ist der 76-Jährige in den Ruhestand getreten. Wir nehmen dies zum Anlass, mit ihm auf sein tatenreiches Leben zurückzublicken.
Der Bau der Kläranlage in Pflaurenz ist für Sie eine Pionierleistung…
Ja, und zwar in vielerlei Hinsicht. Damals war es nämlich so, dass der Großteil der öffentlichen Projekte an italienische Firmen ging, weil man uns die Eintragung in das Nationalalbum verweigerte und deshalb die Südtiroler keine Chance hatten. Mit meiner Unterstützung entstand das Südtiroler Baukonsortium und so konnte man im Verbund mit landesweit 47 Firmen auch an große öffentliche Bauaufträge gelangen. Ich erachte dies als ein Erfolgsrezept sondergleichen, zumal dadurch auch das Bruttosozialprodukt im Land blieb. Als Präsident der Kartellgesellschaft zum Bau der Kläranlage habe ich mich seit der ersten Stunde im Jahre 1990 für den Bau eingesetzt. In der ersten Ausschreibung war eine Anlage für 80.000 Einwohner dimensioniert. Uns jedoch schwebte ein zukunftorientiertes Werk für 150.000 Einwohner vor und zwar im Kavernenbau, dessen Umsetzung sich bis heute bewährt hat. Landesbeamte, Planer und wir vom Konsortium fuhren nach Stockholm und besahen dort unterirdische Anlagen, da man bei uns keine Richtwerte hatte. In Pflaurenz war zudem die geologische Gegebenheit sehr kritisch. Und überdies hing der durch die Politik bedingte Termin der Fertigstellung mit 30.6.96 wie ein Damoklesschwert über uns. Der Termin stand unter dem europäischen Dringlichkeitspassus, welcher vorgab, dass alle in die Adria fließenden Flüsse bis 1998 geklärt sein müssen; bei Baubeginn waren nur fünf Prozent aller Abwässer des Pustertales geklärt. Mit gewaltigem Einsatz ist schließlich der Bau gelungen. Ich nenne ihn eine Pionierleistung in planerischer und technischer Hinsicht, und jährlich besuchen uns heute noch Geologen und Biologen, um das Kavernenwerk zu besichtigen. Mit 106 Milliarden Lire, war es der damals größte Bauauftrag in Südtirol, wovon bis zum Abschluss allein 7 Milliarden Lire an Bankzinsen bezahlt werden mussten.
Wollten Sie schon immer unternehmerisch tätig sein?
Nein, überhaupt nicht. Ich bin eher ein musischer Mensch und wollte eigentlich Musik studieren. Im Rückblick machte ich ein Leben lang eine Arbeit die mich zwar erfüllte, die ich aber nicht wirklich wollte. Erstmal besuchte ich die Handelsschule in Bozen, erhielt dann eine Anstellung bei einer Bank und war dann ab 1962 Jahre in der Gemeinde Mühlwald als stellvertretender Sekretär beschäftigt, in der Zeit, als die Staumauer des Neves-Stausees erbaut wurde. Ich musste sämtliche Verträge mit der Baufirma in italienisch aufsetzen. Als 1965 mein Bruder Siegfried eine Baufirma gründete, gab ich den Job in Mühlwald auf und stieg bei meinem Bruder ein, indem ich die wirtschaftliche Verwaltung der Firma übernahm und mit ihm die spätere Unionbau aufbaute, welche 100 Angestellte hatte. Bis zu meiner Pensionierung 2004 arbeitete ich dort.
Der ehrenamtliche Einsatz bei Vereinen war Ihnen immer wichtig…
Ja, meine Frau Christl und meine vier Kinder mussten mich oft entbehren. Ab 1956 spielte ich 37 Jahre in der Musikkapelle, zuerst Posaune, dann Horn und war auch Vizeobmann. Ab 1958 war ich 22 Jahre lang bei der Schuhplattlergruppe. 1962 gründete ich den Fußballclub Taufers, aus dem der SSV Taufers entstand. Ich war dort Tormann, Sektionsleiter und Trainer der Sektion Fußball. Weiters war ich Gründer und Organisator der Firmen-Eisschützenmeisterschaft in Pustertal, Gründungsmitglied des Sportclubs St. und 20 Jahre Präsident des Friefhofkomitees. Im Industriellenverband, in der regionalen Handelskammer sowie in diversen Verwaltungsräten und politischen Positionen war ich ebenso vertreten.
Wie füllen Sie heute Ihre Freizeit?
Seit 65 Jahre bin ich beim Alpenverein Südtirol. Auch bei der Bergrettung Taufers half ich mit. Den brutalsten Einsatz hatten wir, als wir von der Schwarzensteinhütte einen 110 Kilogramm schweren Mann mit Oberschenkelbruch heruntertragen mussten, Hubschraubereinsatz gab es noch nicht. Mein bester Bergfreund war Sepp Mayerl. Ich lernte ihn kennen, als er in Mühlwald das Kirchturmdach deckte und ging viel mit ihm klettern. Und auch heute bin ich immer noch gerne in den Bergen unterwegs.
Ihr Wunsch an die Fee?
Seit bin 53 Jahren bin ich mit Christl verheiratet. Wir haben viele schöne und auch schwere Zeiten zusammen erlebt. Ich wünsche uns noch viele gute gemeinsame Jahre und unserer Familie und mir die Gesundheit. (IB)
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