Am 20. Und 21. September wurde in Südtirol in 113 Gemeinden neue Bürgermeister und neue Gemeinderäte gewählt. Im Pustertal haben sich die Wählerinnen und Wähler in zehn Gemeinden für neue Bürgermeister entschieden. Der hat nach den Wahltagen die ersten Reaktionen von einigen neuen Bürgermeistern eingeholt.
Ende der Amtszeit
Im Pustertal waren es bei diesen Gemeinderatswahlen gar einige Bürgermeistersessel, die frei geworden sind. Mit Guido Bocher ging in der Gemeinde Toblach ein Bürgermeister, der 20 Jahre lang die Geschicke der Gemeinde gelenkt hat. Auch Percha ist eine jener Gemeinden, wo mit Joachim Reinalter für einen langjährigen Bürgermeister die Amtszeit geendet hat. Besonders spannend war die Bürgermeisterwahl dieses Mal in Pfalzen, wo der langjährige Bürgermeister Josef Gatterer seinen Sessel räumte, in Sexten hat Fritz Egarter und in Niederdorf Herbert Fauster die Amtsstube für einen neuen Kandidaten frei gemacht.
Abgewählt
Einige Überraschungen blieben bei dieser Gemeinderatswahl ebenfalls nicht aus: So unterlag etwa in Sand in Taufers der amtierende Bürgermeister Sigfried Steinmair (SVP) seinem Konkurrenten Josef Nöckler (Taufers 2010), in Welsberg-Taisten konnte Dominik Oberstaller (SVP) als jüngster Bürgermeister Südtirols überzeugen und sich gegen den Amtsinhaber Albin Schwingshackl (SVP) durchsetzen und in Innichen konnte die Südtiroler Volkspartei mit Klaus Rainer von der amtierende Bürgermeisterin Rosmarie Burgmann (Innichen-San Candido 2020) den Bürgermeistersessel zurückerobern. Neue Bürgermeister wird es in Zukunft auch in Gsies geben, wo Paul Schwingshackl (SVP) gegen den amtierenden Kurti Taschler (SVP) siegte und in Enneberg, wo Felix Ploner (Paisc D’La Pli) seinen Gegenkandidaten Albert Palfrader (Al Plan) abgelöst hat.
Nachbargemeinden
Der habt auch über die Pustertal-Grenzen hinausgeblickt und in den benachbarten Gemeinden westlich der Mühlbacher Klause in Mühlbach und Rodeneck die Ergebnisse der Wahlen verfolgt. In Mühlbach überraschte der Nicht-Politiker Heinrich Seppi (SVP) mit einem Wahlsieg gegen Alois Leitner (Die Freiheitlichen) und in Rodeneck erhielt Helmut Achmüller (Wir für Rodeneck) mit 67,7 Prozent deutlich mehr Wahlzuspruch als seine Gegenkandidatin und amtierende Vizebürgermeisterin Irmgard Santer Testor (SVP), die 32,3 Prozent einfahren konnte.
Die Reaktionen
der neuen Bürgermeister
Sand in Taufers: die SVP-Ablöse
Vom Wahlsieg „überwältigt“ war Josef Nöckler (Taufers 2010), der sich mit 51,4 Prozent gegen den amtierenden Bürgermeister Sigfried Steinmair (SVP) mit 48,6 Prozent durchsetzte. „Erhofft“ habe sich Nöckler den Sieg, dieses große Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger hätte er nicht erahnt, obwohl die Arbeit in der Opposition in den letzten fünf Jahren gut und lösungsorientiert gewesen sei, sagt Nöckler. Der neue Bürgermeister sei für die Zukunft aber zuversichtlich mit dem SVP-Team gut zu arbeiten und die Hauptprobleme von Sand in Taufers lösen zu können. Von diesen Herausforderungen gebe es gleich mehrere: Als wichtigstes Vorhaben nennt der neue Bürgermeister eine Lösung für die Cascade in den nächsten zwei bis drei Jahren, zudem sei eine Lösung für die Posthäuser in Sand in Taufers notwendig, die laut dem Bürgermeister „ein Juwel“ darstellen würden, zudem eine Reihe anderer Anliegen. Auch einige Dinge, die in der vergangenen Amtsperiode nicht gut gelaufen seien, möchte Nöckler als neuer Bürgermeister ändern, dazu gehöre eine informative und transparente Kommunikation mit allen Beteiligten.
Niederdorf: Die bürgerliste übernimmt
In Niederdorf hat die Bevölkerung Günther Wisthaler (Niederdorf bewegen) zum neuen Bürgermeister gewählt. Mit 57,7 Prozent lag Wisthaler vor dem Kandidaten Robert Burger (Dialog. 2020 SVP), der 42,3 Prozent der Wähler überzeugen konnte. Wisthaler ist über den Sieg erfreut und der „Abstand zu meinem Konkurrenten war überraschend“, sagt er im Interview. Zudem sei der Wahlsieg eine Bestätigung, dass „man einiges richtig gemacht hat“. Mit Menschen zu reden und Lösungen zu finden sind laut Wisthaler die Stärken des neuen Amtsinhabers, der für Niederdorf vor allem listenübergreifend arbeiten möchte. Ein Gespräch mit dem neuen Gemeinderat sei der erste Schritt, um an eine harmonische Arbeit heranzugehen, stünden in Niederdorf doch einige Herausforderungen an, wie der Bürgermeister anmerkt. Wichtige und große Vorhaben seien zum Beispiel die Definition der Siedlungsgrenzen, die Erweiterung des Seniorenwohnheims und die Anbindung des Radweges. Deshalb sei es wichtig eine gute Gruppe zu bilden, die bereit sei „voll mitzuarbeiten“, betont der neue Amtsinhaber.
Pfalzen: Kopf-an-Kopf-Rennen
Neuer Bürgermeister von Pfalzen ist der ehemalige freiheitliche Landtagsabgeordnete Roland Tinkhauser (SVP). Roland Tinkhauser konnte sich mit 58,2 Prozent gegen Roland Hainz mit 41,8 Prozent behaupten. Tinkhauser sei erfreut über den Wahlsieg, den er sich allerdings etwas knapper erwartet habe, wie er im Interview anmerkt. Er sei sich seiner großen Verantwortung gegenüber der Gemeinde bewusst. „Das Wichtigste ist, dass man dieser Verantwortung nachher auch entspricht“, sagt Tinkhauser, der überzeugt ist, diese mit einem guten Team an seiner Seite zu meistern. Seine Stärken sieht der Politiker darin zu versuchen, eine „ganz neutrale Haltung“ einzunehmen und „jedem die nötige Wertschätzung und Beachtung zu schenken“. Als erste Herausforderungen für Pfalzen sieht der neue Bürgermeister die Aufwertung des Dorfkerns: „Dass Geschäfte, Bars und Parkmöglichkeiten geschaffen werden, damit mehr Bewegungs- und Begegnungsmöglichkeiten für die Bevölkerung da sind.“ Für seine Amtszeit wünsche sich der neue Chef im Rathaus, dass im Dorf Ruhe einkehrt, dass zusammengearbeitet wird und so mit Freuden etwas für das Dorf entstehen kann.
Toblach: Die Chance des Vizebürgermeisters
In Toblach konnte der Vizebürgermeister Martin Rienzner (SVP) mit 55,8 Prozent seinen Gegenkandidat Wolfgang Stauder (Bürgerbewegung Lista Civica Gemeinsam Insieme Toblach Dobbiaco) überholen, der 44,2 Prozent für sich entschied. Dennoch freue sich der neue Bürgermeister über den Wahlsieg, wie er im Interview erzählt. Als Vizebürgermeister, wisse er, „was ihn in diesem Amt erwartet“. Ein Anliegen sei ihm im Team zu arbeiten und nicht Dinge alleine durchzuboxen, so Martin Rienzner. Dies habe er vom scheidenden Bürgermeister Guido Bocher, mit dem Martin Rienzner als Vizebürgermeister zusammengearbeitet hat, gelernt. An Bocher schätze der neue Bürgermeister vor allem seine ausgleichende und harmonische Haltung und den Umgang mit den Mitmenschen. Diese Eigenschaften möchte sich auch Martin Rienzner verschreiben, wie er im Gespräch betont. Nächste Schritte, die für die Gemeinde wichtig seien, sind laut dem neuen Bürgermeister: „Der Gefahrenzonenplan und das neue Raumordnungsgesetz sind Aufgaben, die in Zukunft anstehen werden.“
Sexten: Eindeutige wahl
Auch die Gemeinde Sexten wir in Zukunft von einem amtierenden Vizebürgermeister verwaltet. Thomas Summerer (SVP) hat sich mit 78,5 Prozent gegen Tschurtschenthaler Josef (Stark für Sexten) mit 21,5 Prozent klar durchgsetzt. In Vorwahlzeiten sei man immer etwas unsicher, gibt sich Summerer bescheiden, aber das eindeutige Wahlergebnis gebe ihm „Genugtuung“, so der neue Bürgermeister von Sexten. Das Wahlergebnis sehe er auch als ein Resümee der letzten fünf Jahre: „Ich habe versucht meine Arbeit als Vizebürgermeister immer gewissenhaft zu erledigen und bin mit dem Wahlergebnis sehr zufrieden, wenn auch zu bedenken ist, dass die Wahlbeteiligung relativ bescheiden war. Über 225 weiße bzw. ungültige Stimmen muss auch nachgedacht werden“, gibt der Bürgermeister zu bedenken. In den letzten fünf Jahren als Bürgermeister-Stellvertreter habe Summerer bereits einiges an politischer Erfahrung gesammelt und sich ein politisches Netzwerk aufgebaut, das er jetzt als Bürgermeister in der Gemeinde einbringen könne. Wichtig sei ihm, jeden Bürger und jede Bürgerin ernst zu nehmen, wenn auch nicht alle Wünsche in Erfüllung gehen könnten, so der Amtsanwärter. Die derzeitige Verkehrssituation sei eine der größten Herausforderungen, denen sich der zukünftige Bürgermeister stellen werde: „Eine gute Verkehrslösung, die auch zeitnah greift, ist notwendig“, so Summerer. Als Bürgermeister wünsche er sich für die zukünftige Arbeit einen respektvollen Umgang auf Augenhöhe und engagierte Gemeinderäte.
Welsberg-taisten: Der jüngste Bürgermeister
Der jüngste Bürgermeister von Südtirol heißt Dominik Oberstaller (SVP). Oberstaller konnte sich mit 66,3 Prozent gegen den amtierenden Bürgermeister Albin Schwingshackl (SVP) durchsetzen, der sich mit 33,7 Prozent begnügen musste. Schon in den letzten Wochen habe Dominik Oberstaller gespürt, dass ein großer Rückhalt von vielen Seiten da war, sagt er. „Dieses deutliche und positive Wahlergebnis freut mich“, zieht Dominik Oberstaller Bilanz. Ein so eindeutiges Ergebnis habe er sich nicht erwartet, aber sich über Details im Vorfeld auch nicht so viele Gedanken gemacht, meint der junge Amstinhaber. Die Herausforderung sei groß, aber Oberstaller freue sich die Arbeit zu beginnen. Oberstaller beschreibt sich als Teamplayer, der versucht Menschen verschiedener Bereiche einzubinden und ausdauernd und hartnäckig seine Ziele verfolgen könne.
Mühlbach: Der Neueinsteiger
In Mühlbach wurde der Ingenieur und Nicht-Politiker Heinrich Seppi (SVP) mit 65,4 Prozent zum neuen Bürgermeister gewählt. Leitner Alois (Die Freiheitlichen) hat nur 34,6 Prozent der Stimmen für sich gewinnen können. „Ich freue mich über den Wahlsieg“, sagt Heinrich Seppi, der weder ein Politik noch ein Vereinsmensch sei, wie der zukünftige Bürgermeister bekräftigt. „Ich hatte im Vofeld auch meine Zweifel, da ich in den Fraktionen ziemlich unbekannt war, aber meine Motivation ist da“, sagt der neue Bürgermeister. Der Polit-Neuling traut sich die zukünftige politische Arbeit aber durchaus zu und hat sich schon engagiert in die Arbeit gestürzt, wie er im Gespräch bekräftigt. Der langjährige Bürgermeister Christoph Prugger habe Heinrich Seppi auch seine Zusammenarbeit angeboten und dies nehme dieser gerne an. „Ich werde mich überraschen lassen, ich bin jemand, der immer wieder im Leben neue Aufgaben sucht, aber vor allem möchte ich ein Bürgermeister für alle sein und bedanke mich für den Vertrauensvorschuss bei meinen Wählerinnen und Wählern.“ (TL)
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