Pustertal – Im Rahmen des Projektes Biodiversitätsmonitoring Südtirol werden an 320 Standorten im ganzen Land die Tier- und Pflanzenwelt verschiedener Lebensräume untersucht. Ein Gespräch mit dem Projektmanager Andreas Hilpold.
Puschtra: Im Rahmen des Projekts wurden auch im Pustertal Schwerpunkte gesetzt. Wo wurden Erhebungen gemacht?
Andreas Hilpold: In den ersten zwei Jahren des Projektes haben wir bereits eine Reihe von verschiedenen Standorten und Lebensräumen im Pustertal untersucht – vom Gewerbegebiet in Innichen und dem Stadtgebiet von Bruneck über eine Reihe von Wiesen, Weiden, Äcker und Wäldern bis hin zu den alpinen Lebensräumen am Dürrenstein, Speikboden und Marchkinkele. Daneben haben wir auch mehrere Feuchtlebensräume untersucht, so in den Ahrauen, am Toblacher See und in einem Moor bei Pfalzen.
Gibt es bereits erste Erkenntnisse zu diesen untersuchten Gebieten im Pustertal?
In der Tat haben wir schon sehr viele Daten erhalten die uns auch einen guten Einblick in die Unterschiede innerhalb eines Lebensraumtyps aber auch zwischen den Lebensräumen geben. Wenn wir dunkle Fichtenwälder mit nur etwa 20 Pflanzenarten mit lichten Zirbenwäldern mit über 60 vergleichen ist der Unterschied schon beeindruckend. Auch innerhalb des Typs Wiesen sind die Unterschiede gewaltig: eine Magerwiese weist vielfach über 50 Pflanzenarten auf während eine intensive Mehrschnittwiese oft nur die Hälfte hat. Ähnliches gilt für die Tagfalter und Heuschreckenfauna.
Wie läuft so eine Bestandsaufnahme ab?
Bereits im Frühjahr beginnt unser Ornithologe Matteo Anderle mit den Erhebungen. Die botanische Erhebung erfolgt dann je nach Lebensraum im Frühsommer bis zum Sommer. Dabei wird in einer Fläche von 100 Quadratmeter jedes Gräslein erhoben. Nach Tagfaltern halten wir insgesamt dreimal Ausschau. Im Sommer werden für drei Nächte Ultraschallaufnahmegeräte installiert, mit denen wir die Rufe von Fledermäusen aufnehmen. Schließlich werden im Spätsommer noch die Flächen begangen und die Heuschrecken erhoben. Daneben erheben wir auch mit Bodenfallen die Organismen am und im Boden.
Können Sie uns ein Beispiel nennen, wie eine sensible Tierart auf eine Klimaveränderung in unserem Gebiet reagiert?
Die Klimaerwärmung führt in erster Linie dazu, dass heute Arten in Gebiete vordringen, die ihnen früher zu kühl waren. Da fällt mir konkret die Schiefkopfschrecke ein. Vor zehn Jahren kam sie nur zwischen Meran und Salurn vor, dann drang sie langsam ins Eisacktal vor. Letztes Jahr haben Kollegen von mir bereits den ersten Fund im Pustertal getätigt.
…und auf veränderte Landnutzung?
Das ist natürlich der weit unmittelbarere Vorgang. Wenn eine Feuchtwiese entwässert und gedüngt wird, eine Wiese zu einem Maisfeld wird oder eine Wiesenlandschaft zu einem Gewerbegebiet gemacht wird verlieren natürlich viele Tiere und Pflanzen ihren Lebensraum. Wenn das nur hie und da passiert ist der Effekt überschaubar. Über die Zeit gesehen führen solche Veränderungen allerdings zu einem langsamen Verschwinden vieler Arten. Als Beispiel könnten hier Vogelarten genannt werden, die in Wiesen und Weiden brüten, wenn diese Wiese früher gemäht wird, verlieren sie ihr Gelege und haben keine Brut mehr. So zum Beispiel der Wachtelkönig und die Feldlerche.
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