Toblach – Die 31. Ausgabe der Toblacher Gespräche stand unter dem Motto: Klimawandel: von der Pandemie lernen. Internationale Experten referierten über Möglichkeiten einer nachhaltigen Wirtschaftsweise.
Nachdem Ralf Pellegrini, Präsident des Vereins „Akademie der Toblacher Gespräche“, die Veranstaltung eröffnet hatte, meinte Professor Konrad Bergmeister, Präsident des Stiftung Sparkasse, in seinen Grußworten, die Covid-Krise berge eine große Chance einer substantiellen Veränderung. Tagungsleiter Karl-Ludwig Schibel sprach in seiner Einleitung von der unbändigen Macht des Covid19 Virus, der die Haltlosigkeit der Illusion, die Natur beherrschen zu können einer globalen Gemeinschaft vor Augen geführt hat.
Zeit der Transformation
Der Umweltaktivist und Professor an der Technischen Hochschule Politecnico in Mailand, brachte es auf den Punkt: um eine globale Klimakatastrophe zu verhindern, müssen die Industrienationen in den kommenden drei Jahrzehnten den Ausstoß an Kohlendioxyd um 90 Prozent verringern. Caserini zeigte sich trotz der großen Herausforderung optimistisch: Junge Forscherinnen und Forscher sind darauf und dran, innovative Technologien zu entwickeln, ohne fossile Brennstoffe zu verwenden.
„Der Druck immer mehr Wachstum zu schaffen, ist die Ursache des Klimawandels“, betonte der bekannte schottische Ökonom Graeme Maxton, deshalb sei es an der Zeit dieses System radikal abzulösen. Maxton provozierte und meinte, man müsse das gegenwärtige Wirtschaftssystem demontieren, bevor ein neues nachhaltiges System eingerichtet werden kann. Es sei nicht zu reformieren.
Der deutsche Zukunftsforscher Matthias Horx meinte, die Gesellschaft empfinde die Krise als Versagen, aber dieses Innehalten berge viele Chancen. „Wir leben in einer Transformationszeit vor einer noch unbestimmten Zukunft. Die Pandemie zwingt uns unser Handeln zu verändern.“ Am Beginn der französischen Aufklärung mit Voltaire stand die Naturkatastrophe der Stadt Lissabon 1755, die einem Erdbeben und deren Folgen zum Opfer geworden war. In ähnlicher Weise werde laut Horx auch die Pandemie 2020 zu einem Katalysator gesellschaftlicher Veränderungsprozesse. Die jüngeren Menschen werden in den kommenden Jahren massiven Druck in Richtung Klimawandel erzeugen. „Wir stehen vor einer technischen Revolution wir brauchen 100 Mal mehr an erneuerbaren Energien als bisher. Wir werden 2030 ganz anders aussehen“, prophezeite Horx. Die Pandemie sei eine Tiefenkrise, die alle Bereiche des Lebens erfasse. Dadurch werden Dinge sichtbar, die gut funktionieren und jene, die immer schon problematisch waren wie etwa die Fleischproduktion oder die Kreuzfahrten. Durch Corona würden die regionalen Wertschöpfungsketten an Bedeutung gewinnen, die Menschen aus den Städten aufs Land ziehen, wo sich neue Wohn- und Lebensformen etablieren. „Dabei hat sich gezeigt, dass die künstliche Intelligenz uns auch in Zukunft nicht heilen wird, das ist eine Illusion“, unterstrich Horx.
Es referierten zudem Lorenzo Pagliano, Dozent an der Technischen Hochschule Politecnico in Mailand, Enrico Giovannini, Sprecher der Italienischen Allianz für eine nachhaltige Entwicklung (ASviS), Zeno Oberkofler, Aktivist für Fridays for Future und Susanne Elsen Professorin für angewandte Sozialwissenschaft an der Freien Universität Bozen.
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