“Der hl. Nikolaus freut sich mit den Menschen über das Gute, das sie tun.“
Der hl. Nikolaus kann in diesem Jahr seine traditionellen Hausbesuche aufgrund von Covid-19 vielerorts nicht antreten. Deshalb bringen wir auf diese Weise den Nikolaus zu Ihnen in die Stube. Für Edy Volgger aus Mühlen in Taufers ist es auch das erste Mal seit über 20 Jahren, dass er nicht in die Rolle des hl. Nikolaus schlüpfen darf.
Wie kamen Sie dazu, Nikolausbesuche zu machen?
Als meine Kinder im Grundschulalter waren, begann ich als Nikolaus Klassen zu besuchen, das war 1988. Die Schüler waren immer ganz ehrfürchtig und erwarteten mich aufgeregt. Alle Kinder freuten sich, vom Nikolaus einen Apfel und eine Handvoll Nüsse geschenkt zu bekommen. Die Hausbesuche hingegen haben die Pfadfinder vom Stamm Taufers vor etwa 30 Jahren initiiert. Karin Neumair, deren rührige Leiterin, fragte mich vor etwa 20 Jahren, ob ich diese Besuche übernehmen würde und seitdem mache ich sie sehr gerne.
Wie läuft so ein Besuch ab?
Im Vorfeld sammelt Karin die Anfragen und organisiert alles. Wir sind in Sand, Kematen und Mühlen in Taufers unterwegs. Begleitet werde ich von Wölflingen der Pfadfinder vom Stamm Taufers; die Mädchen treten als Engel auf und die Buben als Wichtel. Beim Besuch einer Familie tragen die Engel Gedichte vor, die ihnen von Karin einstudiert wurden und deren Inhalt sich um das Leben des hl. Nikolaus, Bischof von Myra, dreht. Ein Krampus begleitet uns nicht. Als Nikolaus wende ich mich dann an die Kinder und lese aus dem goldenen Buch vor. Dabei geht es um Belobigungen oder sanfte Ermahnungen, auf die uns vorher die Eltern aufmerksam machten. Z.B. sage ich: der Nikolaus freut sich, wenn du, mein Kind, in der Schule brav lernst, abends zum Schutzengel betest, mit den Geschwistern nicht streitest oder wenn du dich vom Schnuller entwöhnst. Von mir als Nikolaus haben solche Worte Gewicht. Ich erhebe aber nicht den Zeigefinger, sondern bestärke und ermutige mit guten Worten die Kleinen in ihrem Bemühen. Meine Rolle ist der hl. Nikolaus als Freund der Kinder. Abschließend verteile ich die Geschenke, welche vorab von den Eltern bereitgestellt wurden.
Hat sich die Art der Geschenke in all den Jahren geändert?
Ja, vor allem die Wertschätzung für kleine Geschenke. Mit dem traditionellen roten Säckchen mit Nüssen und Süßigkeiten ist es nicht immer getan, und manchmal ähneln die Nikolausgeschenke schon eher Weihnachtspaketen. Mit dem hl. Nikolaus als Sinnbild von Bescheidenheit und Demut stimmt das kaum mehr überein. Aber das müssen die Eltern selbst entscheiden. Was ich aber gar nicht mag ist, wenn man mich mit dem Hohoho-Weihnachtsmann verwechselt, denn der hat mit dem hl. Bischof Nikolaus als historische Figur nichts zu tun.
Was bedeuten Ihnen diese Nikolausbesuche?
Jeder Besuch ist für mich ein besonderes Erlebnis: Ich trete ein, alles ist mucksmäuschenstill, ich sehe das Staunen in den Kinderaugen. Die größeren Kinder haben die „Ehrfurcht“ vor mir meist abgelegt, ich weiß aber von einem 12-Jährigen, der sich den Glauben nicht nehmen lassen wollte, den hl. Nikolaus als „Realität“ anzunehmen. Für die Kinder ist diese magische Welt faszinierend und ich sehe es als eine Möglichkeit, den Kindern das Leben und die guten Werke des Heiligen näherzubringen. Es ist mir eine große Ehre und ich bin dankbar dafür. Ich mache es ehrenamtlich, freiwillige Spenden gehen in die Kasse der Pfadfinder.
Sind Sie auch anderweitig ehrenamtlich tätig?
Seit der Wiedergründung der Musikkapelle Mühlen im Jahr 1981 bin ich dabei und blase die Trompete, weiters singe ich seit rund 35 Jahren beim Männerchor Taufers und bis zur Pensionierung war ich auch bei der Freiwilligen Feuerwehr Mühlen. Die Mitarbeit bei Vereinen bedeutet mir sehr viel, um das Dorfleben zu unterstützen.
Was taten Sie in ihrem beruflichen Leben?
Ich machte eine Lehre als Elektroinstallateur, erhielt nach dem Militär einen Job als Elektrowerker in der Gemeinde Sand in Taufers und übte ihn bis zu meiner Pensionierung dort aus. Der Beruf war meine Leidenschaft. Als ich anfing, gab es z.B. noch keine Niederspannungskabel und die Freileitungen galt es bei jedem ärgeren Unwetter zu reparieren. Bei meiner Pensionierung dann lagen alle Kabel unterirdisch. Daran sieht man, was sich in all der Zeit zum Besseren entwickelt hat.
Haben Sie Hobbys?
Mein großes Hobby ist Reisen. Zu Jahrgangsausflügen waren wir schon an der Ost- und Westküste der USA und mit meiner Frau bereiste ich viele Kulturstädte Europas. Mich interessieren fremde Mentalitäten und Kulturen.
Was wünschen Sie sich vom hl. Nikolaus?
Dass die Menschheit endlich dem Coronavirus Herr wird und wieder ein normales Leben führen kann. (IB)