Hat sich mit Corona in Ihrer täglichen Arbeit etwas geändert, und wenn ja was?
Mir fällt auf, dass die Leute – auch bedingt durch die vielen Einschränkungen – mehr Zeit zum Nachdenken haben. In diesen unsicheren Zeiten ist ein stärkeres Bedürfnis nach Sicherheit spürbar, und die Menschen möchten ihr Leben ordnen. Vermehrt denken sie deshalb auch darüber nach, wie sie ihre Erbfolge regeln sollen. Die Angst um ihr Erspartes und die Sorge vor neuen Steuern veranlasst einige, rascher zu reagieren und Vermögensübertragungen bereits zu Lebzeiten vorzunehmen.
Für wen ist frühzeitiges Handeln besonders wichtig?
Jeder, der etwas besitzt, sollte zumindest ein Testament verfassen. Vor allem aber Menschen, die in besonderen Familienkonstellationen leben, wie Patchworkfamilien, kinderlose Ehepaare, Paare ohne Trauschein oder getrennte Ehepaare. Sie sollten sich Gedanken machen, weil das Gesetz in diesen Fällen oft nicht ausreichend Schutz bietet. Auch alleinstehende Menschen, die keine Verwandten mehr haben oder die die entfernten Verwandten nicht beerben wollen, sollten selbst aktiv werden.
Ist das Testament die beste Lösung, um spätere Streitigkeiten unter den Erben zu vermeiden?
Das Testament ist wichtig, aber um größeren Streit zu vermeiden, kommt es nicht nur darauf an, dass man ein Testament schreibt, sondern auch darauf, dass man es den Kindern erklärt. Solange alle Familienangehörigen noch leben, sollten sie sich an einen Tisch setzen und offen über das Testament bzw. über die Nachfolge reden. Geheimniskrämerei ist hier fehl am Platz! Sie verhindert, dass Erblasser und Erben ihre Position darlegen können. Das führt oft dazu, dass sich der eine oder andere ungerecht behandelt fühlt und es danach keine Gelegenheit mehr zur direkten Aussprache gibt. Die nachfolgende Generation muss dann die Versäumnisse der Eltern – oft in erbittertem Streit – ausbaden.
Was bewirkt eine gute Regelung bei den betroffenen Familien? Welche Erfahrung haben Sie persönlich gemacht?
Es ist äußerst befriedigend, wenn die Menschen eine Last, die sie oft lange schon mit sich herumtragen, durch eine gute Regelung loswerden können. Es ist wie ein innerlicher Frühjahrsputz – und der führt zu Ordnung, Klarheit und Sicherheit.
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