Das Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen (WIFO) hat in einer Studie einen genauen Blick auf die Gewerbegebiete in Südtirol geworfen und ihre Stärken bzw. Schwächen analysiert. Dabei kann auch das Pustertal mit interessanten Zahlen aufwarten.
Südtirol verfügt über eine Gewerbefläche von 1.907 Hektar, die sich auf 777 Gewerbegebiete verteilt. Die Größe der Gewerbegebiete reicht dabei von kleinen Zonen mit nur wenigen 100 Quadratmetern bis hin zu großen Gewerbegebieten von über zehn Hektar. Während sich letztere auf größere Gemeinden und nahe der Hauptverkehrsachsen konzentrieren, sind kleine Gebiete über das ganze Land verteilt und befinden sich auch in entlegenen Seitentälern. Kleinere Gewerbegebiete üben somit eine wichtige Funktion für die Entwicklung des ländlichen Raums aus, können sie doch zur Schaffung von qualifizierten Arbeitsplätzen in der Peripherie beitragen und so der Abwanderung entgegenwirken.
So sieht’s im Pustertal aus
Rund 7.265 Betriebsstätten mit 74.355 Beschäftigten befinden sich in Südtirols Gewerbegebieten. Allein im Pustertal arbeiten 12.184 Personen in einem Gewerbegebiet – davon sind 55 Prozent im Verarbeitenden Gewerbe, 19 Prozent im Baugewerbe und 15 Prozent im Handel tätig. Das größte Gewerbegebiet des Tales liegt in Bruneck und erstreckt sich auf über 42 Hektar; dort werden 134 Betriebsstätten mit über 2.000 Beschäftigten gezählt. Flächenmäßig kommen die Gewerbegebiete im Pustertal auf 358 Hektar (mit einem Wachstum von 7,1 Prozent in den letzten zehn Jahren), es sind insgesamt 201 an der Zahl.
Das neue Raumordnungsgesetz
Im Juli vergangenen Jahres ist das neue Landesgesetz Nr. 9/2018 „Raum und Landschaft“ in Kraft getreten. Wie aus dem Gesetzestext hervorgeht, zielt dieses auf der einen Seite darauf ab, den Bodenverbrauch und die Zersiedelung in Grenzen zu halten. Auf der anderen Seite sollte eine nachhaltige gesellschaftliche sowie wirtschaftliche Entwicklung ermöglicht werden. Wie vorher genannte Daten beweisen, spielen dabei auch die Gewerbegebiete eine entscheidende Rolle. Maria Hochgruber Kuenzer, Landesrätin für Raumentwicklung, Landschaft und Denkmalpflege meint dazu: „Durch das neue Raumordnungsgesetz verschieben sich viele Kompetenzen – auch die Gewerbegebiete betreffend – vom Land auf die Gemeinden. Diese sind nun besonders gefordert, die zukünftige Entwicklung des Gemeindegebietes nachhaltig zu planen.“
Große Gewerbegebiete aufwerten
Die Ergebnisse der WIFO-Studie zeigen, dass eine Aufwertung großer Gewerbegebiete wirtschaftlich, gesellschaftlich und raumordnerisch sinnvoll ist. Viele große Gewerbegebiete in Südtirol hätten sich nämlich seit ihrer Entstehung nur wenig weiterentwickelt, im Gegensatz zu städtischen und touristischen Zentren. Die Anforderungen an ein modernes Gewerbegebiet haben jedoch stetig zugenommen: Neben einer adäquaten Infrastruktur wie einer leistungsfähigen Breitbandversorgung sind zunehmend auch soziale Angebote wie Kinderbetreuung, gastronomische Versorgung oder Grünanlagen zur Freizeitgestaltung gefragt. In Zukunft werde den Gemeinden dabei eine aktive Rolle zukommen. Wie Ansätze aus Österreich und Deutschland zeigen, könnte zum Beispiel die Gründung einer Genossenschaft besonders zielführend sein, in welcher die Gemeinde und die im Gewerbegebiet tätigen Betriebe gemeinsam die Entwicklung des Gewerbegebiets vorantreiben. (MP)
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