Tourismus, Handwerk, Landwirtschaft, Handel, Dienstleistungsgewerbe und Industrie – gerade in Zeiten der Pandemie zeigt sich, wie wichtig möglichst breitgestreute Wirtschaftstätigkeit in einem Dorf ist. Die Marktgemeinde Innichen schneidet diesbezüglich gut ab, denn gerade die wirtschaftliche Vielfalt ist unumstritten eine ihrer großen Stärken.
Es sind vor allem die drei großen Wirtschaftssektoren Tourismus, Handwerk und Handel, die auf dem gesamten Gemeindegebiet von Innichen verteilt und für die örtliche Wirtschaft bestimmend sind. Zudem ist in Innichen die Nahrungsmittelindustrie vertreten, die sich gerade im vergangenen Jahr als ein wahrer Glücksfall erwiesen hat. Die darin beschäftigen Mitarbeiter/innen konnten nämlich auch während der Lockdowns ihrer Arbeit nachgehen, was in den meisten der anderen Sektoren nicht möglich war. Des Weiteren hat Innichen einen starken Handel, und auch das Dienstleistungsgewerbe ist zahlreich vertreten. Nicht zu vergessen das Krankenhaus, das durch die Ausbreitung der Pandemie und ihre Bekämpfung einen nochmal höheren Stellenwert in der Gesellschaft bekommen hat; abgesehen davon stellt es einen der größten Arbeitgeber im oberen Pustertal dar. Was uns die aktuelle Situation ebenfalls verdeutlicht, ist der wirtschaftliche Stellenwert des Fremdenverkehrs – in Innichen genauso wie im gesamten Rest des Landes auch. Der Tourismus schafft Einkommen und hat einen starken wirtschaftlichen Ausstrahlungseffekt auf andere Wirtschaftsbereiche; eine der wichtigsten Organisationen diesbezüglich im Dorf ist der Tourismusverein. „Für die Marktgemeinde Innichen hat der Wirtschaftszweig des Fremdenverkehrs einen besonders hohen Stellenwert“, sagt Matthias Joas, Gemeindereferent für Fremdenverkehr, Vereinswesen, Personal u.a. und selbst Touristiker im Ort. Nach einem Jahr Covid19-Pandemie seien es aus seiner Sicht nun ganz klar der Tourismus und das Gastgewerbe – mit all ihren Mitarbeitern und davon abhängigen Familien -, die es aus wirtschaftlicher Sicht wohl am härtesten getroffen hat. „Auch wir hier in Innichen sind mittlerweile aufgrund des Totalausfalls der Wintersaison besonders stark betroffen. Von März 2020 bis März 2021 waren unsere Beherbergungsbetriebe durchschnittlich gerade einmal vier bis fünf Monate geöffnet“, bedauert Matthias Joas. Der Nächtigungsrückgang in Innichen im genannten Zeitraum beträgt in etwa 50 Prozent (im Vergleich zum Vorjahr). „Die ausbleibende Wintersaison trifft aber den Handel genauso wie auch Liftbetreiber, Skischulen und alle sonstigen Dienstleistungsanbieter rund um den Wintertourismus“, so Joas. Schließlich hängt die innergemeindliche Wertschöpfung unmittelbar mit dem Wirtschaftsmotor Tourismus zusammen. Auch zeigen sich laut Matthias Joas bereits deutliche Auswirkungen: Unmut, Unverständnis und Unsicherheit prägen den Tourismussektor seit Monaten. Zudem macht sich die Sorge um die Mitarbeiter breit; die Arbeitnehmer leiden stark unter der aktuellen Situation, besonders hart trifft es die Saisonsmitarbeiter/innen im Tourismussektor. Zu einem großen Problem könnte deshalb die Abwanderung von Mitarbeitern in andere Wirtschaftszweige werden, was es notwendig macht, neue Arbeitsmodelle im Tourismus wie beispielsweise die Fixanstellung usw. anzudenken. „Denn vermutlich werden manche Mitarbeiter wohl nicht mehr in den Tourismus zurückkehren“, bedauert Joas. Doch zum Glück gebe es in Innichen viele gesunde und solide Betriebe. Nun gehe es vor allem darum, diese genauso wie auch die schwächeren Betriebe durch diese schwierige Zeit zu bringen. „Hierzu bedarf es angemessener Unterstützungen von Seiten des Landes und des Staates. Hoffen und Bangen, so kann man die aktuelle Gefühlslage im Hinblick auf den Sommer wohl am besten beschreiben“, bringt es Matthias Joas auf den Punkt. Eins steht fest: Die Lust aufs Reisen ist ungebrochen, die Menschen sehnen sich nach einem Tapetenwechsel – derzeit vielleicht mehr denn je. Deshalb blickt Matthias Joas auch positiv in die Zukunft: „Es wird prognostiziert, dass es – sobald es mit dem Tourismus wieder aufwärts geht und die Menschen wieder frei reisen dürfen – zu einer verstärkten Nachfrage nach Natur, Freiluftaktivitäten und authentischer Gastfreundschaft kommen wird. Das stimmt mich positiv. Der Urlaubsort Innichen besitzt hierfür die besten Voraussetzungen.“
Beste Voraussetzungen
In der Tat hält Innichen alles bereit, was das Urlauberherz sich überhaupt nur wünschen kann. Zum einen ist es die geografische Lage, die Innichen zu etwas Besonderem macht. Touristen, die aus dem Süden anreisen, finden hier auch im Hochsommer eine für sie angenehme Frische vor. Wintersportler hingegen schätzen rund um Innichen vor allem die sicheren Schneeverhältnisse, die es möglich machen, sich sogar noch im April den verschiedensten Wintersportarten zu widmen. So gilt Innichen zu Recht als einer der beliebtesten Urlaubsorte des Hochpustertals. Die Gegend rund um die schöne Marktgemeinde mit ihrem städtischen Flair ist nämlich wie gemacht für spannende Urlaubsaktivitäten vom Wandern, Klettern, Schwimmen bis hin zum Radfahren, Mountainbiken oder Skifahren und Langlaufen. So wird der Tourismus in Innichen mit Sicherheit auch in Zukunft ein starker Wirtschaftsmotor bleiben. Durch die bis zum Jahr 2020 vergleichsweise konstant hohen Nächtigungszahlen im Sommer wie auch im Winter werden nämlich alle anderen Wirtschaftszweige gestärkt, egal ob wir vom Handel sprechen, vom Handwerk, dem Dienstleistungssektor oder auch der Landwirtschaft. Die Mobilität, also der Ski-Express, und der Zusammenschluss der Skigebiete Helm und Rotwand haben in den vergangenen Jahren einen großen Aufschwung in das Tourismusgeschehen gebracht. An diesen gilt es nach der Pandemie wieder anzuknüpfen. Im Grunde sollte gerade in Innichen der Tourismus nicht als einzelne Wirtschaftssäule betrachtet werden, schließlich kann nur die positive Wechselwirkung zwischen den verschiedenen Wirtschaftszweigen den gewünschten Erfolg bringen. Gerade die gegenseitige Unterstützung zwischen den Wirtschaftszweigen ist es, die dazu beiträgt, dass Innichen ein reges und sehr aktives wirtschaftliches Dorfleben aufweist und damit auch zahlreiche interessante und attraktive Arbeitsplätze vor Ort anbieten kann. Und genau darin – also in der gegenseitigen Unterstützung und Motivation liegen die Stärken der Wirtschaft von Innichen. Es gibt hier sehr viele engagierte Menschen, die das Dorfleben attraktiv gestalten, zahlreiche Vereine und ein gut funktionierendes Ehrenamt. Ständig wird daran gearbeitet, noch besser, noch attraktiver und vielfältiger zu werden. Und auch die beiden Fraktionen von Innichen, Vierschach und Winnebach, haben einiges zu bieten. Vierschach zum Beispiel ist genauso wie Innichen sommers wie winters ein von Touristen und Einheimischen gut und gern besuchter Ort. Rund um das Ski- und Wandergebiet Helm gibt es nämlich eine Vielzahl von teils grenzüberschreitenden Wanderwegen und herrliche Skipisten im Winter. Es sind keineswegs nur Tagestouristen, die Innichen und seine Fraktionen aufsuchen, die Marktgemeinde hat einen großen Anteil an Stammgästen aufzuweisen, die mehrere Tage bis hin zum zweiwöchigen Aufenthalt in Innichen verbringen. Die große Hotelier-Tradition in Innichen bringt eine Reihe von Stammgästen mit sich und diese Betriebe bürgen für Qualität, also hohen Standard verbunden mit Gastfreundlichkeit. Sie bieten die nötige Stabilität und Vertrautheit, die die Gäste verstärkt suchen. Da das Gemeindegebiet von Innichen als touristisch sehr gut erschlossen gilt, vergisst man oft, dass auch die Landwirtschaft eine wichtige Rolle im Hochpustertal einnimmt. Sie gilt nicht nur als Garant für die Landschaftspflege und Produkterzeugung, sie ist vor allem ein wichtiger Baustein im Gefüge der weiteren Wirtschaftsbereiche: So bewirtschaften viele Landwirte ihren Hof nicht im Vollerwerb, da sie im Zu- oder Nebenerwerb in anderen Sektoren der Wirtschaft tätig und dort zu unverzichtbaren Arbeitskräften geworden sind. Zudem ist die Landwirtschaft aufgrund ihrer Funktion als Landschaftspfleger und als Lieferant von typischen regionalen Produkten für den Erhalt von Traditionen und Kultur sowohl für das Alltagsleben der Einheimische als auch für den Tourismus von großer Bedeutung.
Tradition in Handel und Handwerk
Neben Tourismus und Landwirtschaft sind es vor allem auch die einheimischen Betriebe aus Handel und Handwerk, die die Wirtschaft im Hochpustertal aufrecht erhalten. Darunter lassen sich auch viele Traditionsbetriebe ausmachen, die bereits seit Jahrzehnten durch Qualität, Freundlichkeit und Anpassungsfähigkeit überzeugen. Innichen verfügt über eine große Anzahl von sehr guten und qualitativ hochwertigen Betrieben, welche die lange Tradition nicht nur im Tourismus, sondern auch im Handwerk und Handel mit Engagement fortführen. Zudem kann Innichen gut und gerne als Shoppinghochburg des Hochpustertals bezeichnet werden. Die jahrhundertealten Straßen sowie die historischen Bauten, die Zeugen einer großen kulturellen Tradition sind, machen Innichen zu einem kleinen, feinen Einkaufsparadies. In der Fußgängerzone mit ihren bunten Geschäften und dem quirligen Treiben geht es jahrein, jahraus lebendig zu. Hier kaufen Einheimische genauso gerne ein wie die vielen Gäste, die hier das Angebot an italienischen Modemarken und den Mix aus Tiroler und mediterranen Spezialitäten schätzen. Designerstücke, Trachtenmode, Sportswear, modische Accessoires und regionale Lebensmittel sind hier genauso zu finden wie kleine Souvenirs, die auch zu Hause noch an eine entspannte Shoppingtour durch Innichen erinnern. Besonders beliebt sind vor allem die handwerklichen Mitbringsel, mit denen sogar ein kleines Stück Hochpustertaler Kultur erworben werden kann. Überhaupt lässt es sich im Gemeindegebiet von Innichen gut einkaufen, flanieren, genießen und kombinieren. Denn wer obendrein seiner Gesundheit und Seele etwas Guten tun möchte, kann einen der vielen gepflegten Spazier-, Wander-, oder Themenwege in und rund um Innichen begehen. Doch auch im Handelssektor hat Corona seine Spuren hinterlassen. Die meisten Händler konnten nach Ende des bereits dritten Lockdowns wieder starten und ihre abrupt abgebrochenen Arbeiten von Neuem aufnehmen. Doch die Krise und ein merklicher Konsumrückgang werfen bei so manchem Schatten auf die Zukunftsperspektiven. Die Lebensmittelgeschäfte haben während des Lockdowns sicherlich keine so großen Einbußen hinnehmen müssen wie zum Beispiel Bekleidungsgeschäfte. Im Gegenteil: Die Menschen sind größtenteils im Ort geblieben und haben auch dort eingekauft. Bekleidung und Artikel für den Hausgebrauch wurden während der Lockdowns mit großer Wahrscheinlichkeit öfter als sonst online bestellt – eine Entwicklung, die womöglich auch in Zukunft ihre Auswirkungen zeigen könnte. Schließlich gab es sicherlich den einen oder anderen, der in der Corona-Zeit erstmals online bestellt hat und vielleicht auf den Geschmack gekommen sein könnte. Heutzutage bestimmt ganz klar das Internet das Einkaufsverhalten mit und der Onlinehandel nimmt stetig zu, daher wird für jeden einzelnen stationären Händler die Umsetzung der eigenen Stärken immer wichtiger. Dazu gehören der persönliche Kontakt, Freundlichkeit, fachkundige Beratung, Service, Vertrauen gegenüber dem Händler und dem Produkt, Nähe und Emotionen. Emotionen deshalb, weil für viele Konsumenten die haptische Wahrnehmung, also das Ergreifen, Ertasten und Erleben des Produktes zunehmend wichtiger wird. Auch junge Menschen haben trotz des omnipräsenten Smartphones das stationäre Einkaufen wieder für sich entdeckt. Und aus dem ethischen Blickwinkel heraus betrachtet, sind sowieso allein die Konsumenten gefragt: Sie treffen bei jedem einzelnen Einkauf im Geschäft und mit jedem einzelnen Klick beim Onlineshopping eine Entscheidung.
Kultur hat Potenzial
Gerade die Pandemie zeigt uns auf, wie sehr Kultur uns fehlt, wenn sie plötzlich stillsteht. Gut möglich, dass aus dieser Erkenntnis heraus Kultur in all ihren Formen gefragter werden könnte als je zuvor. Viel Kultur anbieten zu können, könnte sich in Zukunft als ein großes Plus erweisen. Innichen kann auf ein großes kulturelles Erbe zurückgreifen, vor allem im Bereich der kirchlichen Güter, der Kunstschätze und der Architektur. Dabei ist es den jeweils Verantwortlichen wichtig, auch gute Rahmenbedingungen für Veranstaltungen und Initiativen im Bereich der Kultur zu gewährleisten. Freunde sakraler Bauwerke sollten sich auf keinen Fall die Kirchen und Kapellen in und rund um Innichen entgehen lassen. Ein ganz besonderes Juwel ist dabei die Stiftskirche von Innichen, die als der wohl schönste Sakralbau romanischen Stils im gesamten Ostalpenraum bezeichnet werden kann. Im Schatten der altehrwürdigen Stiftskirche steht ein nicht minder geschichtsträchtiger Bau, dessen Äußeres seit knapp einem halben Jahrtausend unverändert geblieben ist. Es ist das heutige Stiftsmuseum von Innichen, dessen östlicher Teil noch aus dem 10. Jahrhundert stammt. Der westliche Teil wurde um 1385 gebaut und bekam im 16. Jahrhundert sein bis heute erhaltenes Aussehen. Die ebenerdigen Räume dienten ursprünglich als Speisemagazine, im Obergeschoss befinden sich der Kapitelsaal, das Bibliothekszimmer, der Archivraum, die Stube und der Arbeitsraum des Bibliothekars und Schulmeisters. Heute beherbergt das historische Haus Museum, Archiv und Bibliothek des Stiftes. Eine weitere nennenswerte Sehenswürdigkeit ist das Wildbad zu Innichen. Die Verwendung der hier entspringenden fünf Heilquellen zu diversen Badekuren reicht vermutlich bis tief ins Mittelalter zurück. Nachweisbar ist der Badebetrieb hier jedoch erst seit dem 16. Jahrhundert. 1856 entstand beim Wildbad zu Innichen das Sanatorium des Dr. Johann Scheiber, das um die Jahrhundertwende zum Grand Hotel Wildbad ausgebaut wurde. Um 1939 wurde die imposante Baulichkeit jedoch versteigert und schließlich dem Zahn der Zeit überlassen. Zwar gab es bereits des Öfteren Pläne zur Reaktivierung, doch ist die Zukunft des Wildbades bis heute noch ungewiss. Nichtsdestotrotz ist das Gebiet rundum mit seinen Brunnen und herrlichen Wiesen zu einer beliebten Naherholungszone mit lehrreichem Barfußparcours geworden.
Ein Jahr Dolomitenregion 3 Zinnen
Seit über einem Jahr arbeiten die fünf Tourismusvereine der Dolomitenregion 3 Zinnen mit der 3 Zinnen AG und IDM Südtirol eng zusammen. Mit an Bord ist unter anderem auch der Tourismusverein Innichen. Die erste Bilanz fällt – trotz der besonderen Umstände – positiv aus, was zuversichtlich stimmt. Vor einiger Zeit wurden die wichtigsten Projekte für 2021 festgelegt, die die Tourismusexperten gemeinsam zur nachhaltigen Stärkung der Marke realisieren wollen. Dabei lagen die Schwerpunkte der Kooperation hauptsächlich in der Entwicklung des Produktangebots, aber auch in der Kommunikation dieser Produkte und Angebote. Ein großes Ziel der Dolomitenregion 3 Zinnen ist es, sich mit ihrem Langlaufangebot als ein Top-Gebiet in den Alpen sowohl für Einheimische als auch für Touristen zu positionieren. Ein umfangreicher Maßnahmenkatalog wurde erstellt, der bereits zum Teil umgesetzt werden konnte und dessen Fortsetzung in diesem Jahr Schritt für Schritt erfolgen wird. Einzigartige Erlebnisse in den herbstlichen Dolomiten erlebbar zu machen und somit diese wichtige Nebensaison zu stärken, das sind hingegen die Hauptziele der Herbst3Zeit. Ein Vorhaben, das im zweiten Jahr fokussiert werden soll und das die Touristiker nun aktiv vorantreiben möchten. Ebenso zentrale Themen sind die Mobilität und das Besuchermanagement. Dabei geht es in erster Linie darum, die Besucherströme zu lenken, die Personenanzahl an den stark frequentierten Orten zu verringern und insgesamt die Mobilität zu verbessern. Dadurch erhofft man sich, sensible Gebiete schützen zu können und ein Gleichgewicht zwischen Einheimischen und Touristen herzustellen. In diesem Zusammenhang ist bereits für den kommenden Sommer ein neues Mobilitätskonzept für die Drei Zinnen in Ausarbeitung, das die Region gemeinsam mit dem Mobilitätskonsortium und IDM Südtirol umsetzen möchte. In und rund um Innichen blickt man also zuversichtlich in die Zukunft – mit konkreten Ideen und nachhaltigen Zielen. (SH)
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