Seit 1833, als im Gasthof „Pfau“ in der Bozner Bindergasse das erste Mal dieses Kartenspiel gespielt wurde, wird in Südtirol und Nordtirol perlagget. Das Perlaggen war sofort sehr beliebt, sodass schon 1853 ein Perlaggerbüchl mit dem Titel „Das Tiroler National-Perlagg-Spiel, erklärt von einigen Etschländern“ erschien. Das alte Tiroler Kartenspiel und immaterielle Kulturerbe wird nun digitalisiert.
„Perlaggen in Tirol“
Perlagget wird nur in Tirol. Diese Tatsache, die Besonderheit und die Beliebtheit dieses Spieles führten zur Anerkennung des „Perlaggen in Tirol“ als immaterielles Kulturerbe seitens der UNESCO im Jahr 2016. Ein Dank gebührt dafür Hubert Auer aus Nordtirol, der den Antrag gestellt hatte. In diesem Antrag beschrieb Hubert Auer die Risikofaktoren für die Bewahrung des Perlaggens als Kulturerbe: der aktuelle Wandel der Form des Zusammenlebens innerhalb der Generationen (Kinder, Eltern, Großeltern, Enkel), der Wandel im Freizeitverhalten und im interfamiliären Kontakt, der Wandel der Spiele (Computerspiele) und der Spielgewohnheiten mit der Bevorzugung von Einzelspielen, eine geänderte Akzeptanz seitens der Wirtsleute von konsumschwachen Perlaggern (aufgrund seiner Komplexität dauert ein Perlaggerspiel deutlich länger als andere Kartenspiele) und schlussendlich die Aufgabe so manchen Landgasthauses.
Förderkreis bemüht sich um Erhaltung
Um die Erhaltung dieses Kulturerbes und um dessen Verbreitung bemühen sich seit Jahren der Förderkreis Perlaggen in Bozen, der Perlagger-Club Schlanders, der Kulturauschuss Frangart und der Perlaggerclub Tschengls. Vertreter der ersten drei haben sich nun in der Arbeitsgruppe Perlaggen ONLINE zusammengeschlossen, um das Projekt des Perlaggen ONLINE, das vom Perlagger-Club Schlanders mit der Firma Netscrapers initiiert wurde, zu verwirklichen, öffentlich zu machen und Interessierten zur Verfügung zu stellen. Als Endergebnis soll es möglich werden, dass man über eine Webseite im Internet an einem Perlaggerspiel mit vier Spielern teilnehmen kann. Der Spielablauf erfolgt dann in der üblichen Weise, in diesem Falle am Bildschirm mit Audiokontakt.
„Deuten“ ist möglich
In den Entwicklungsphasen stellt die visuelle Zuschaltung eine besondere Herausforderung dar. Aber auch diese soll letztendlich ermöglicht werden und damit das „Deuten“. Allerdings kann man sich eventuell mit akustischen, verschlüsselten Hinweisen die Perlaggen und Figuren mitteilen (deuten). Bei den laufenden Kontaktbeschränkungen in Coronazeiten hofft die Arbeitsgruppe, dem Kulturgut Perlaggen zuerst einen bedeutenden Schub für dessen Verbreitung zu geben. Noch wichtiger ist den Initiatoren aber der soziale Aspekt, der sich durch diese Online-Initiative ergibt. Naturgemäß gehören Perlagger zu den älteren Semestern, die nicht immer einen aktiven Bezug zur IT-Technik haben. Die Jugend dagegen ist damit aufgewachsen und hat keine Probleme. Es bietet sich also an, dass Enkel ihrer Großeltern oder Kinder ihren Eltern beim Spiel am Computer helfen und dabei auch Gelegenheit haben, das Perlaggen zu erlernen.
Crowdfunding angelaufen
Weil die Umsetzung des Projektes sehr kostenintensiv ist, hat sich die Arbeitsgruppe an eine Reihe möglicher Sponsoren gewandt und einige Unterstützer gewonnen. Außerdem wurde ein Crowdfunding (Schwarm- oder Gruppenfinanzierung) am 4. Juni 2021 gestartet. Interessierte können sich die Präsentation auf der Internetadresse startnext.perlaggen online ansehen und dort das Projekt unterstützen. Für die Unterstützung gibt es interessante „Dankeschöns“. Auch wurde auf den Internetseiten vom Förderkreises Perlaggen Südtirol und Perlagger Schlanders eine eigene Seite für das Perlaggen ONLINE eingerichtet, auf dem sich Perlågger, Interessierte und Firmen informieren können. (Red)
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