Über 4600 Arbeitnehmende aus dem Trentino pendeln täglich nach Südtirol. Nur etwa 1000 Südtiroler fahren zur Arbeit ins Trentino. Die Arbeitsmarktbeobachtungsstelle hat die Lage durchleuchtet.
Südtirol ist für Trentiner Arbeitnehmende ein attraktiverer Arbeitsort als umgekehrt: Dies zeigt eine Analyse der Pendlerströme, die von der Arbeitsmarktbeobachtung der Landesabteilung Arbeit durchgeführt wurde und im aktuellen Arbeitsmarkt-News 6/2021 veröffentlicht ist.
„Die Ergebnisse zeigen deutlich: Pendeln gehört zunehmend zum Arbeitsalltag, auch über Landesgrenzen hinweg“, resümmiert Stefan Luther, Direktor der Landesabteilung Arbeit. „Und: Südtirol ist für Einpendler aus dem Trentino deutlich attraktiver als es umgekehrt der Fall ist. Auf jeden der etwa 1000 Südtiroler, die zur Arbeit ins Trentino pendeln, kommen mehr als vier Einpendler in die Gegenrichtung. Und diese Kluft vergrößert sich zusehends.“
Lohnt sich die Zeitinvestition?
Anderthalb Stunden – so viel Zeit verbringen Pendler zwischen Südtirol und dem Trentino im Schnitt an jedem Arbeitstag mit dem Pendeln zwischen Wohnort und Arbeitsplatz. Dabei legen sie durchschnittlich fast 120 Kilometer zurück. Die Pendelzeiten dieser „Grenzpendler“ sind länger als jene der Südtiroler Binnenpendler, und zwar um eine Stunde; zudem legen sie 80 Kilometer mehr pro Tag zurück als die Binnenpendler. Interessantes Detail: Die Pendler zwischen Südtirol und dem Trentino sind zu zwei Dritteln männlich.
Ein Grund, den Zeit- und Kostenaufwand des Pendelns in Kauf zu nehmen, ist die Aussicht auf eine besser bezahlte Arbeitsstelle. „Prinzipiell trifft dies zu: Pendler erzielen höhere Einkommen als Nicht-Pendler. Jede Minute Pendeln bringt etwa 30 Euro brutto Einkommenszuwachs im Jahr“, veranschaulicht Luther, schränkt aber ein: „Südtiroler, die ins Trentino auspendeln, verdienen weniger als Pendler innerhalb Südtirols und vor allem weniger als Arbeitnehmer, die nicht pendeln.“ Die Unterschiede sind durchaus relevant: Südtiroler, die ins Trentino auspendeln, verdienen jährlich 1800 Euro weniger als die Nicht-Pendler und ganze 2600 Euro weniger als Pendler zwischen zwei Südtiroler Gemeinden.
Arbeitnehmende pendeln Richtung Norden
„Wenn wir uns die Pendlerbewegungen von Arbeitnehmern innerhalb der Europaregion ansehen, so üben die Arbeitsmärkte im Norden eine bestimmte Sogwirkung auf Arbeitskräfte aus dem Süden aus“, ordnet Luther die präsentierten Ergebnisse ein. „Es pendeln mehr Trentiner nach Südtirol als umgekehrt; es pendeln allerdings auch mehr Arbeitnehmer aus Südtirol in das Bundesland Tirol als von dort nach Südtirol.“
Wo arbeiten die pendelnden Akademiker? Ein Viertel der ins Trentino auspendelnden Südtiroler mit Hochschulabschluss arbeitet in der öffentlichen Verwaltung, es folgen das Bildungswesen, das verarbeitende Gewerbe, das Bankwesen und der Bereich Forschung und Entwicklung (9%). Die Trientner Einpendler hingegen arbeiten vor allem im verarbeitenden Gewerbe (16%), im Bildungs- und Gesundheitswesen, im Handel, Bankwesen und in der Forschung und Entwicklung (4%).
Berufspendeln wird weiter analysiert
Detailliert auf die Pendlerbewegungen eingehen wird die nächste Arbeitsmarkt-News (Nr. 7/2021), in der Folge wird sich die Nr. 8 geschlechtsspezifischen Unterschieden der Pendler zwischen Südtirol und dem Trentino widmen. Zuvor hatte die Nr. 5 von Arbeitsmarkt-News das Pendeln zwischen dem Bundesland Tirol und Südtirol thematisiert. Die aktuelle Nr. 6 des Informationsblattes Arbeitsmarkt-News findet sich unter auf der Landeswebseite zu Arbeit unter Statistik. (red/jw)
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