Landesrat Schuler hat heute (27. Juli) nach der Sitzung der Landesregierung ausgehend vom Hochwasserereignis in Seis an die Vorbeugemaßnahmen und das System der Warnung und Alarmierung erinnert.
„Viele Vorbeugemaßnahmen„, unterstrich Bevölkerungsschutzlandesrat Arnold Schuler heute (27. Juli) bei der Pressekonferenz nach der Sitzung der Landesregierung, „sind in der Vergangenheit getroffen worden, um das Gefahrenpotenzial durch Unwetter zu verringen. Dazu zählen Verbauungen der Wildbach- und Lawinenverbauung, in die jedes Jahr zwischen 25 und 30 Millionen Euro investiert werden. Über 60 der 116 Südtiroler Gemeinden verfügen derzeit zudem über Gefahrenzonenpläne, weitere sind noch in der Phase der Ausarbeitung. Gefahrenzonenpläne sind sehr wertvoll für die Abschätzung der Risiken, mit denen sich auch seltene Ereignisse, die mit einer statistischen Wahrscheinlichkeit alle 300 Jahre auftreten, relativ gut abbilden lassen.“
Besondere Vorsicht bei Gewittern geboten
Im Gegensatz zu der Niederschlagsmenge infolge von Tiefdruckgebieten, die gut vorausberechnet werden können, sind jene von Gewittern schwierig vorauszusagen, betonte Schuler, die entsprechenden Niederschläge sind oft sehr lokal, weshalb bei Gewittern besondere Vorsicht geboten sei: „Wir haben an den Beispielen in unseren Nachbarländern Deutschland und Österreich gesehen, wie schnell die Situation außer Kontrolle geraten kann. Aber auch in Seis haben wir erkennen müssen, wie man trotz aller bisherigen Maßnahmen und Prognosen von Unwetterereignissen überrascht werden kann.“
Kein unnötiges Risiko eingehen
Deshalb richtete Landesrat Schuler heute einen Aufruf an die Bevölkerung: „Es gilt, auf die Warnungen zu achten: Wenn etwa der Zivilschutzstatus erhöht wird, sollte die Wetterlage in den Wetterberichten im Auge behalten und auf etwaige Radiodurchsagen geachtet werden.“ Jede Bürgerin und jeder Bürger könne sich die Südtiroler Wetter-App herunterladen, mit der die Richtung der Gewitterfront angezeigt wird und Push-Meldungen empfangen werden können. Im Falle eines Unwetters bzw. drohender Gefahr durch Wasser und Muren gelte es, sich in Sicherheit zu bringen und kein unnötiges Risiko einzugehen.
Flächendeckendes Netz von Sirenen in Südtirol
Landesrat Schuler erinnerte an die Alarmierung der Bevölkerung, die über ein flächendeckendes, zentral gesteuertes Netz von rund 600 Sirenen erfolgt und in ganz Südtirol hörbar ist. Es gibt drei unterschiedliche Signale: Die wöchentliche, landesweite Sirenenprobe mit einem 15 Sekunden langen Dauerton wird immer samstags kurz vor 12 Uhr durchgeführt. Der Feuerwehralarm hingegen besteht aus einem dreimaligen 15 Sekunden langen Dauerton, unterbrochen von zweimaliger 7 Sekunden dauernder Pause. Der Zivilschutzalarm schließlich ist ein einminütiger auf- und abschwellender Heulton ohne Pausen. (Mehr Informationen, auch mit akustischen Beispielen, auf der Homepage Sicherheit und Zivilschutz unter Warnung und Alarmierung)
Dank an viele Helfende, die Großartiges geleistet haben
„Bei Unwettern wird immer wieder von den vielen Helfern Großartiges geleistet. Am Beispiel Seis war wieder beeindruckend zu sehen, was die Feuerwehrleute und die vielen Freiwilligen nicht nur beim Ersteinsatz, sondern auch bei den Aufräumarbeiten geleistet haben. Ich nütze aber auch die Gelegenheit, um mich bei den Mitarbeitern des Landes, in erster Linie der Agentur für Bevölkerungsschutz, für ihren Einsatz und Professionalität zu bedanken“, unterstrich Landesrat Schuler, der sich von der Situation nach dem Unwetter in Seis selbst ein Bild vor Ort gemacht hatte (wir haben mit einer Pressemitteilung berichtet).
„Immer wieder haben sich die unbürokratischen Möglichkeiten, die die Agentur für Bevölkerungsschutz hat, als großer Vorteil erwiesen“, legte Landesrat Schuler dar: „So waren bei dem Ereignis in Seis nicht nur unsere Mitarbeiter im Einsatz, sondern noch in der Nacht beziehungsweise am darauffolgenden Morgen 20 Maschinen von 5 privaten Firmen mit entsprechendem Personal. Mein Dank ergeht an dieser Stelle auch an die vielen privaten Firmen, die innerhalb von wenigen Stunden schweres Gerät und entsprechendes Personal bereitstellen.“
Link zum Video der heutigen Pressekonferenz nach der Sitzung der Landesregierung
Ergänzung zur Situation in Seis: Ereignisdokumentation und erste Aufräumarbeiten
Aufgrund ausnehmend hoher Niederschlagsmengen hat sich am Donnerstagabend (22. Juli) ein Murgang im von der Seiser Alm herabfließenden Frötschbach entwickelt, im Bereich Bad Ratzes bildeten sich massive Materialablagerungen im Bach, an den Uferschutzmauern entstanden große Schäden, der Parkplatz der Umlaufbahn wurde übermurt, es entstanden Schäden in der Handwerkerzone in Seis, wo Betriebsflächen überflutet wurden, weiter talwärts sind Schäden am Golfplatz zu verzeichnen.
Die Hochwasserwelle hat Muren bis in den Eisack gezogen. In zwei Seitenbächen – dem Weißenbach und dem Wergesserbach – sind die Rückhaltebecken ebenfalls voll, der Zaroderbach hat Schäden in der Landwirtschaft verursacht.
Derzeit wird das Ausmaß der Schäden mit einer Ereignisdokumentation aufgenommen, berichtet Hansjörg Prugg vom Landesamt für Wildbachverbauung Süd in der Agentur für Bevölkerungsschutz, der die Arbeiten koordiniert. Die Schäden in verschiedenen Orten werden detailliert erhoben, dabei werden Bachbetträumungen vorgenommen, das angeschwemmte Holz aus den Bachbetten entfernt und kritische Punkte mit Zyklopensteinen abgesichert. Die Arbeiten erfolgen in Kontakt mit der Forstbehörde, dem Bodenverbesserungskonsortium und dem Eco-Center, da auch die Trinkwasserleitungen in Mitleidenschaft gezogen sind. Im Einsatz ist Vorarbeiter Michael Helfer, der die Arbeiten mit lokalen Firmen aus dem Schlerngebiet und Karneid koordiniert. Eingesetzt werden derzeit zwölf Bagger und einige Lastkraftwagen. Mit der bereits genehmigten Sofortmaßnahme von 250.000 Euro werden erste Aufräumarbeiten finanziert. (mac)
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