Hubert Holzer aus Mühlwald

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Hubert Holzer aus Mühlwald

„Ich bin im richtigen Augenblick hier, um das Wunder zu erblicken, bevor die Vergänglichkeit wieder einsetzt.“

 

Wenn Augen mit einem Rauchquarz um die Wette strahlen, kann es sich nur um einen Mineraliensammler halten. Hubert Holzer ist ein leidenschaftlicher Steinesucher und gleichzeitig Schriftführer der Sektion Pustertal im Verein Südtiroler Mineraliensammler.

Herr Holzer, welches ist Ihr schönster Stein?
Das ist ein Adular, mein erster Fund. 2007 war ich allein auf der Unteren Weißzint- Scharte unterwegs. Schon am frühen Vormittag zogen dichte Nebel auf und umhüllten mein Suchgebiet in ein undurchsichtiges Grau. Ich verspürte Unbehagen und leise Angst, da mir die Gegend damals wenig vertraut war. Schon wollte ich umkehren, als ich auf einem Granitblock eine kleine, grüne Chloritader entdeckte. Ich ging dem Riss nach und fand wie ein Wunder auf der Rückseite des Blocks einen 4 Zentimeter großen, aufgewachsenen Adular, der in seiner Größe, Form und seinem Glanz nicht besser hätte sein können. Ich zog Spitzeisen und Handfäustel aus dem Rucksack und begann vorsichtig, den Stein zu bearbeiten. Die Stufe löste sich genauso, wie ich es mir vorgestellt hatte und zählt seitdem zu einer der schönsten im Tal. Zwei Preise gewann ich damit schon und auch deshalb ist sie mein Lieblingsstück. Ein weiteres Prachtexemplar ist ein Rauchquarz, den ich an einer völlig unscheinbaren Stelle am Weißzint fand. Ein außergewöhnlicher Skelett-Quarz mit besonderen Auflösungsspuren von Säuren, die den Stein angegriffen hatten.

Wie kamen Sie zum Mineraliensammeln?
Im Alter von zehn Jahren entdeckte ich zuhause auf dem Dachboden in einer dunklen Ecke alte Kisten, in denen in von Mäusen zerbissenem Zeitungspapier eingewickelt, Steine funkelten. Lange Zeit traute ich mich nicht, einen aus der Kiste zu nehmen, weil ich fürchtete, es könnte ein Maus heraushüpfen. Irgendwann überwiegte die Neugier und ein glänzender Schatz kam zum Vorschein. Er gehörte meinem Onkel, ein begnadeten Steinesucher. Seitdem wollte ich mehr wissen, wie und wo Mineralien zu finden seien.

Ein gefährliches Hobby …
Ja, es ist nicht ganz ohne, das macht aber auch den Reiz, die Natur intensiv zu spüren, deren Wildheit, Schönheit und Gefahr. Die Faszination ist zum einen der Aufstieg selber, die Anspannung im Körper bei jedem Tritt, den ich im abschüssigen Gelände setze. Zum anderen spielt das Wetter eine große Rolle. Im Nebel muss man sich orientieren können. Die Stimmung bei Schlechtwetter ist oft noch intensiver, als bei schönem. Man lernt eine Landschaft zu analysieren, wo Klüfte sein könnten. Das Glücksgefühl, wenn ich fündig werde ist unbeschreiblich. Wenn ich der erste bin, der den Stein aus der Tiefe des Berges heraus im Licht der Welt zum Funkeln bringen darf! Mit jeder Exkursion kehre ich erfahrener zurück und habe vielleicht auch die eigenen Grenzen wieder etwas nach oben gesetzt. Nach einem anstrengenden Mineraliensuchtag kommst du hundemüde nach Hause, doch du bist innerlich entspannt und zufrieden. Auch wenn du nichts gefunden hast. Bei meiner Arbeit geht es vorwiegend um Kopfleistung, bei meinem Hobby müssen aber alle meine Sinne und der ganze Körper funktionieren.

Was machen Sie beruflich?
Ich bin gelernter Maschinenschlosser, arbeitete in der damaligen Birfield in Bruneck und bin jetzt in einem Industriebetrieb in Welsberg angestellt, wo ich als Projektleiter Industrie 4.0 die Digitalisierung von Produktionsmaschinen betreue. Wir stellen Gelenkswellen her. Es ist ein sehr interessanter und abwechslungsreicher Job, wo ich mich weiterentwickeln kann und immer neue Herausforderungen finde. Mein naturnahes Hobby ist der Ausgleich zur digitalen Welt des Berufes. Ich bin beruflich auch häufig zu Niederlassungen in Deutschland unterwegs. Als ich mehrere Monate im Osten Deutschlands war, versuchte in Ermangelung an hohen Bergen beim Goldwaschen mein Glück. Und ich wurde auch ein klein wenig fündig.

Wie ist die Arbeit im Verein?
Seit sieben Jahren bin ich Schriftführer der Sektion Pustertal im Verein der Südtiroler Mineraliensammler. Präsident ist Helmut Niederbrunner aus Mühlwald. Heuer feiern wir unser 45-jähriges Jubiläum. Wir veranstalten Ausstellungen, Ausflüge und Vorträge, und auch die Geselligkeit kommt nicht zu kurz. Von Jung bis Alt ist alles vertreten und wir freuen uns auf jeden, der bei uns mitmachen will.

Gibt es Wünsche?
Nicht wirklich. Mein Leben ist ein Wimpernschlag im Gegensatz zu 20 Millionen Jahre alten Mineralien. Trotzdem bin ich im richtigen Augenblick hier, um das Wunder zu erblicken, bevor die Vergänglichkeit einsetzt. Als im Sternzeichen des Steinbocks Geborener bin ich oben in den Bergen daheim. Das ist meine Welt. (IB)