Ahrntal – Ranggln verbindet Tradition und Brauchtum mit dem Sport. Es ist eine der ältesten hierzulande ausgeübten Sportarten. Vor kurzem stieg in St. Jakob im Ahrntal das internationale Alpencup-Ranggln, wo sich die Puschtra Nachwuchsranggler gegen Rangglvereine aus der gesamten Alpenregion behaupten konnten.
Erste Aufzeichnungen über den Brauchtumssport Ranggln gibt es bereits aus dem 14. Jahrhundert, bis noch vor einigen Jahrzehnten hatte das Ranggln in vielen Tälern des Alpenraumes einen wichtigen Stellenwert in der Gesellschaft. Hirten ranggelten auf den Almen untereinander ihre Arbeiten aus, der Verlierer musste schuften, der Gewinner durfte sich ausruhen. Auf Dorffesten trafen sich junge Burschen aus den verschiedenen Dörfern und Weilern, um gegeneinander zu ranggln und den Stärksten unter ihnen zu küren. Ranggln war eine faire Art sich zu messen, ohne sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen. Der Titel des stärksten Ranggler weit und breit war zu seiner Zeit ein sehr begehrter, als Zeichen des besten Rangglers durfte der Sieger eine Hahnenfeder mit Stolz tragen und war eine angesehene Person in der Umgebung. Die Kampfsportart erfreut sich auch in Salzburg und Nordtirol großer Beliebtheit. Der Verband der Sportvereine Südtirols (VSS) fördert Ranggl als Sportart seit dem Jahr 1973 gezielt. Während einige Vereine im Laufe der Jahre ihre Tätigkeit eingestellt haben, wird im Ahrntal, Terenten, Rodeneck und Passeier noch fleißig gerangglt. Zuständig für das Ranggl in Südtirol ist VSS-Referent Markus Wolfsgruber aus Vintl, ihn fasziniert die Sportart: „Kaum eine andere Sportart verbindet Tradition, Brauchtum und Sport so eindrucksvoll wie das Ranggln.“ Ranggl ist ein Zweikampf, wo Mann gegen Mann gegeneinander antreten. Das Regelwerk ist simpel: Mit Wurf- und Hebetechniken muss der Gegner auf den Boden gebracht werden. Berührt die gegnerische Schulter den Untergrund ist der Kampf entschieden. Verboten sind dabei jegliche Würg- und Schmerzgriffe, Schlagen, Stoßen und Treten ist strengstens untersagt. Den Gegner Aufheben, umwerfen, umkegeln, umrollen oder umdrehen, beim Ranggln geht es meist heiß her. Der alpenländische Sport weist Ähnlichkeiten mit der olympischen Sportart Ringen auf, auf eine Zählweise nach Punkten wird beim Ranggln allerdings verzichtet. Auch gibt es keine Unterteilungen in Gewichtsklassen. „Das 60 Kilogramm Leichtgewicht muss gegen den 120 Kilogramm Brocken ran“, sagt Wolfsgruber „durch Schnelligkeit und Technik kann der körperlich Unterlegende aber den Kräftigeren lupfen!“ Es kommt also auf die richtige Kombination von ausgefeilter Technik und schierer Muskelkraft an. Attribute wie Ausdauer, Schnelligkeit und Erfahrung, sowie das richtige Überraschungsmoment kommen mit ins Spiel.
Alpencup im Ranggeln
St. Jakob war zuletzt Schauplatz vom Finale des internationalen Alpencups, der dieses Jahr anstelle des traditionellen Kirchtags-Ranggln ausgetragen wurde. Der Alpencup ist der bedeutendste Ranggl-Wettbewerb, neben den einheimischen Vereinen traten im Ahrntal auch Rangglvereine aus Matrei, dem Zillertal und Schwabl in Bayern an. Rund einhundert Ranggler waren beim Alpencup eingeschrieben. „In Österreich lag der Teilnehmerrekord heuer bei 170. Diese Zahl zeigt, dass das Ranggln in unserer Kultur immer noch tief verwurzelt ist, und sich langsam aber sicher wieder populärer wird“, sagt VSS-Referent Wolfsgruber. Die jüngsten Teilnehmer zeigten mit sechs Jahren was bereits in ihnen steckt. Im Alpencup werden die Kategorien beginnend bei sechs bis acht Jahren in Zweijahresschritten bis hin zu Senior eins bis vier eingeteilt. Wobei alle über 18-Jährigen in der vierten Seniorenklasse einsteigen und sich durch gute Leistungen in die höchste Einser Kategorie nach oben arbeiten können. Der Turniermodus ist ein KO-System, wo die Paarungen ausgelost werden und der Gewinner immer weiterkommt. Die erfolgreichsten Südtiroler beim diesjährigen Alpencup waren Devid Fiegl aus Passeier (Altersklasse zehn bis 12 Jahre), sowie die Ahrntaler Simon Leiter (Altersklasse 12 bis 14 Jahre) und Stefan Oberkofler (Altersklasse 16 bis 18 Jahre). Alle drei Nachwuchsranggler konnten sich in der Wertung des internationalen Alpencups den ersten Platz in ihrer Altersklasse sichern. Nach einem aufregenden Ranggl-Tag endete der Alpencup mit der Siegerehrung, wo es für die stärksten Ranggler des Tages und für die Gewinner der Alpencup-Serie riesige Holztrophäen und ein kleines Preisgeld gab. Markus Wolfsgruber war nach der gelungenen Veranstaltung in St. Jakob höchst erfreut: „Das Alpenranggln war für uns ein Highlight im heurigen Jahr. Besonders toll war es die Begeisterung der Kinder am Ranggln zu sehen, es ist schön zu sehen, wie sie diese alte Sportart weitertragen“. Ein weiteres Alpenranggln ist fürs nächste Jahr bereits geplant. (MT)
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