Der Osttiroler Teil des Hochpustertals zwischen der italienisch-österreichischen Grenze bis nach Lienz ist nicht nur als Ausflugsziel äußerst beliebt, sondern auch als Wirtschaftsstandort sowohl für Süd- als auch für Osttiroler Wirtschaftstreibende.
Zwar ist der Wirtschaftsstandort Lienz und Umgebung durch seine Randlage geprägt und zählt sogar zu den sogenannten peripheren Regionen, nichtsdestotrotz wählen zahlreiche Unternehmen, vom Dienstleister bis hin zur Industrie, genau diesen Standort. Das Dreigestirn Industrie, Gewerbe und Tourismus sorgt für wirtschaftliche Stabilität, wichtige Wirtschaftsimpulse im Bezirk kommen vor allem aus den Bereichen der Holzindustrie sowie aus dem Metall- und Maschinenbau. Die Metall- und Elektrobranche kann mittlerweile sogar als industrieller Kern des Produktionsstandortes Osttirol bezeichnet werden. Bedeutendste Industrie- und Gewerbestandorte sind dabei Lienz und Sillian, große Produktionsbetriebe und Arbeitgeber sind neben dem Maschinenbau auch im Bereich der Bauwirtschaft zu finden. In den letzten eineinhalb Jahren hat das Thema Corona Betriebe und Mitarbeiter intensiv beschäftigt. Jetzt, wo ganz allmählich wieder die Normalität zurückkehrt, sind die Betriebe mit dem Thema Nummer eins beschäftigt, nämlich dem Fachkräftemangel: 70 Prozent der heimischen Firmen suchen ganz intensiv nach Fachkräften. Für Auspendler, die vielleicht wieder in Osttirol arbeiten und leben möchten, bieten sich aktuell eine Vielzahl an qualifizierten Arbeitsplätzen an. Natürlich hat der Fachkräftemangel negative Auswirkungen für die betroffenen Betriebe, die verschiedenen Branchen und für die gesamte Region. Deshalb wird versucht, mit einigen Strategien dagegen anzukämpfen. Ein möglicher Lösungsweg zielt darauf ab, aus der Lehre eine Top-Ausbildung werden zu lassen. Das heißt, der berufspraktische Bildungsweg „Lehre“ muss grundsätzlich aufgewertet werden. Ziel muss es sein, den beruflichen Ausbildungsweg mit dem schulisch-akademischen System gleichwertig zu organisieren bis zur höchsten Qualifikationsstufe im nationalen Qualifikationsrahmen. Darüber hinaus will man in Osttirol das Auspendler- und Zuzugspotenzial nutzen und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf schaffen. Um diesem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, wird in Lienz übrigens auch seit einigen ein Machatronik-Studium angeboten. Den Osttiroler Technologieunternehmen werden damit bestens ausgebildete Arbeitskräfte zur Verfügung stehen, die Innovationen vorantreiben und insgesamt einen wichtigen Standortfaktor bilden, der Betriebsansiedlungen und Betriebsgründungen fördert. Diese Höherqualifizierung ist sozusagen eine kluge Antwort auf die stetig steigenden Anforderungen und die Komplexität mechatronischer Systeme.
Kräfte bündeln
Der Bezirk Lienz ist aber ebenso durch den starken Dienstleistungsbereich geprägt, hier dominieren vor allem Handel und Tourismus. Allerdings hat es in den vergangenen fünf Jahren zwischen den Wirtschaftsbereichen insgesamt einige „Verschiebungen“ gegeben. Die Bereiche „Herstellung von Waren“ (Veränderungen 2017-2021 + 349 Beschäftigte) und „Gesundheits- und Sozialwesen“ (Veränderung 2017-2021 + 210 Beschäftigte) sind merklich angewachsen und im Bereich „Beherbergung und Gastronomie“ ist die Anzahl der Beschäftigten rückläufig (Veränderung 2017-2021 -162 Beschäftigte). Zahlen wie diese machen gut sichtbar, wie sehr Gastronomie und Beherbergung von der Pandemie betroffen waren und immer noch sind. In diesem Bereich gilt es nun, Kräfte zu bündeln, um den erwünschten Aufschwung zusätzlich zu unterstützen. Ein Blick auf die Zahl der unselbstständig Beschäftigten im Bezirk stimmt zuversichtlich. Diese ist in den letzten Jahren ständig gestiegen, außer im Jahr 2020, in dem es einen leichten Einbruch gegeben hat (Jahr 2017: 19.656, Jahr 2018: 20.081, Jahr 2019: 20.229, Jahr 2020: 19.814, Jahr 2021: 20.539). Und auch die Arbeitslosenquote sinkt wieder. Waren es im vergangenen Jahr noch 1.244 Arbeitlose im Bezirk, so sind es heute deutlich weniger, nämlich 648. Als Ursachen für die Arbeitslosigkeit in Osttirol gelten unter anderem die Saisonalität im Tourismus und im Baugewerbe, eine relativ geringe Frauenbeschäftigung sowie schwach ausgeprägte Erreichbarkeitsverhältnisse und der Mangel an Arbeitsplätzen in verschieden Sektoren, während andere Sektoren großen Bedarf an Fachkräften haben.
Marktgemeinde mit Potenzial
In den letzten Jahren war in der Marktgemeinde Sillian eine zunehmende Zentrumsbildung zu beobachten. Durch die zentrale Lage und die entsprechenden Infrastrukturen kommt der Marktgemeinde eine immer bedeutendere Funktion zu. So ist Sillian nicht nur Schulstandort, auch das Wohn- und Pflegeheim der Region befindet sich im Gemeindegebiet. Und natürlich wirkt sich auch das positiv auf eine konstante Arbeitsplatzsicherung aus. Mit ca. 2.030 Einwohnern (Stand Jänner 2021) zählt Sillian zu den größten Ortschaften zwischen den beiden Städten Bruneck und Lienz. Den Gästen stehen hier an die 1.200 Gästebetten aller Kategorien zur Verfügung. 50 Kilometer bestens präparierte Pisten sowie ein Snowboardfunpark bieten ein unbeschwertes Winterparadies für Groß und Klein, drei Skihütten verwöhnen ihre Gäste mit Tiroler Köstlichkeiten in gemütlicher Atmosphäre. Langläufern bietet Sillian ein Loipennetz von ca. hundert Kilometern in nächster Umgebung, wobei die bekannte Loipe Internationale zwischen Cortina und Lienz direkt durch Sillian führt. Sillian ist übrigens auch der Ausgangspunkt für Weitwanderungen am Karnischen Höhenweg oder für Fahrradausflüge der schönen Drau entlang. Die erste Etappe des Drauradwegs führt nämlich von Toblach / Innichen nach Lienz. Dieser Teil wurde als erster ausgebaut und ist zurzeit auch der am besten ausgebaute. Die gesamte Strecke von Toblach bis Lienz weist ein Gefälle auf, sie führt größtenteils abseits der Straße am anderen Flussufer und ist dank der idealen Breite und des leichten Gefälles auch für Familien mit kleinen Kindern gut geeignet.
Am Weg finden sich immer wieder Bahnhöfe, die eine Verkürzung der Etappe ermöglichen. Die Strecke ist gut ausgeschildert und durchgehend asphaltiert und es finden sich viele Möglichkeiten zum Rasten und Verweilen. In zweieinhalb Stunden ist die 30 Kilometer lange Strecke von Sillian bis in die Bezirkshauptstadt Lienz jedenfalls bequem zu erreichen. Nach einem Kultur- oder Shoppingtag in der „Sonnenstadt“ Osttirols lässt sich das Fahrrad dann bequem in den Zug packen und ab geht’s wieder zurück nach Sillian.
Charme und viele Sonnenstunden
Die Sonnenstadt Lienz lockt mit ihrem Charme auch viele Südtiroler zu Tagesausflügen und Shoppingtouren. Durch ihre Lage, das große und vielfältige kulturelle Angebot sowie die entsprechenden Infrastrukturen kommt der Bezirkshauptstadt des gleichnamigen Bezirks eine ganz besondere Bedeutung zu. Lienz besticht mit südländischem Flair und mehr als 2.070 Sonnenstunden im Jahr. Die spektakuläre Kulisse der Lienzer Dolomiten eröffnet ein atemberaubendes Panorama für Bergsteiger, Wanderer, Biker und Wassersport-Fans. Der Bezirk Lienz umfasst insgesamt 33 Gemeinden, darunter – wie schon erwähnt – die gleichnamige Stadt Lienz sowie die Marktgemeinden Matrei in Osttirol, Nußdorf-Debant und Sillian. Die größte Gemeinde Osttirols, gemessen an deren Einwohnerzahl, ist die Bezirkshauptstadt Lienz mit über 12.000 Einwohnern. Einwohnerzahlmäßiges Gegenstück von Lienz ist hingegen die kleinste Gemeinde des Landes, nämlich Untertilliach mit knapp 230 Einwohnern. Der Bezirk Lienz ist somit nicht nur der flächenmäßig größte Bezirk Tirols, sondern auch der fünftgrößte von ganz Österreich. Zudem grenzt Osttirol an die Bundesländer Salzburg und Kärnten sowie an die italienischen Regionen Trentino-Südtirol und Venetien. Die Haupttäler des Bezirks sind das Pustertal, das Iseltal, das Defereggental, das Virgental, das Kalser Tal und das Tiroler Gailtal; große Flächen davon werden von den majestätischen Bergen der Hohen Tauern und der Karnischen Alpen eingenommen.
Zum wirtschaftlichen Einzugsgebiet von Lienz zählen somit auch die grenznahen Südtiroler Gemeinden und die österreichischen Seitentäler wie beispielsweise das Villgratental. Letzteres beginnt an der Einmündung des Villgratenbaches in die Drau bei Heinfels und gilt heute noch als wildromantisch und abgelegen. Mit seinen Gemeinden Außervillgraten und Innervillgraten ist die Talschaft ein nach wie vor bergbäuerlich geprägtes alpines Hochtal. Das Seitental des Osttiroler Pustertals mit seinen vielfach noch von Hand bearbeiteten steilen Hängen und seiner traditionellen Holzhausarchitektur zählt zu den ursprünglichsten Natur- und Kulturlandschaften in den Alpen. Im Gemeindegebiet von Außervillgraten spielt die Landwirtschaft nach wie vor eine zentrale Rolle. Zahlreiche landwirtschaftliche Betriebe, die sich vorwiegend in der Milchwirtschaft betätigen, prägen das Landschaftsbild. Es werden vorwiegend Rinder und Schafe gehalten. Einige Gewerbe- und Tourismusbetriebe und nur wenige Handelsbetriebe runden das Bild des landwirtschaftlich geprägten Gebietes ab. Damit wird auch die wirtschaftliche Vielfalt des Bezirks Lienz deutlich sichtbar – eine große Stärke dieses schönen Gebietes in unserer Nachbarregion. (SH)
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