„I took the road less travelled – and that made all the difference.“
Sonja Larrosa ist 40 Jahre und arbeitete als Executive Assistant in Australien. Die gebürtige Bruneckerin hat sich jetzt in Sydney als virtuelle Assistentin selbständig gemacht.
Frau Larrosa, was kann man sich unter Ihrem Berufsbild vorstellen?
Als Executive Assistant assistiere ich der Geschäftsleitung mit einer Vielfalt an Tätigkeiten und leite Projekte. Eine virtuelle Assistentin ist ähnlich, nur auf selbständiger Basis. Ich arbeite seit Kurzem vorwiegend für kleinere Firmen, die sich keine Vollzeitkraft leisten können und nur für eine geringe Stundenanzahl eine Hilfe benötigen. Für diese Kunden erledige ich generelle Assistenz, Buchhaltung, Projektleitung und andere Aufgaben. Mein Spezialgebiet ist die Vereinfachung und Rationalisierung von administrativen Tätigkeiten.
Warum haben Sie sich für diesen Beruf entschieden?
Sprachen haben mich immer schon fasziniert und ich bin organisatorisch begabt. In meiner ersten Zeit in Sydney konnte ich durch Visa-bedingte Einschränkungen nicht wählerisch sein und habe jede administrative Arbeit angenommen. Als ich mehrere Jahre Erfahrung in der generellen Assistenz gesammelt hatte, bin ich in die Kundenbetreuung umgestiegen und arbeitete neun Jahre bei einer Firma. Der nächste Karriereschritt war eine Kombination der beiden Berufe – Assistenz und Projektleitung. Und wiederum der nächste Schritt ist jetzt meine Selbständigkeit. Ich fühle mich sehr wohl dabei, kann mir die Arbeit selbst einteilen und schätze die Unabhängigkeit. Da ich grundsätzlich sehr flexibel bin, finde ich in meiner Arbeit sehr viel Genugtuung.
Wie kam es dazu, sich in Sydney niederzulassen?
Ich hatte als Kind eine Geigenlehrerin aus Sydney, die mich unheimlich beeindruckt hat, seitdem hat mich Australien immer schon fasziniert. Nach meinem Studium in Stuttgart als internationale Direktionsassistentin arbeitete ich mehrere Jahre in Rimini in der Exportabteilung einer Firma. Durch Zufall begegnete ich beim Skifahren am Kronplatz einem Bekannten, der gerade aus Australien zurückgekommen war. Und plötzlich ging in mir ein Licht auf und die Sehnsucht zu diesem Land erwachte wieder – und ich wusste, ich will Australien sehen! Anfangs war der Aufenthalt nur für ein Jahr geplant, doch mir wurde schnell klar, dass ich länger bleiben will.
Was fasziniert Sie besonders an diesem Land, wie ist die Lebensqualität?
Sydney hat das Flair einer Großstadt, hat aber viel Natur, Strände und eine Menge an Freizeitangeboten. Die langen Sommer und milden Winter sowie die atemberaubenden Strände in der Umgebung faszinieren mich besonders. Die Lebensqualität ist sehr hoch. Besonders bemerkt habe ich das seit Covid-19, denn Sydney hatte im Vergleich zum Rest der Welt kaum Fälle oder lange Einschränkungen.
Kommen Sie noch zwischendurch in nach Südtirol zurück?
Ich versuche alle zwei Jahre in die Heimat zu kommen. Was mir hier fehlt, sind meine Familie und Freunde aus Bruneck, ich vermisse die Berge, die Landschaft und natürlich das Essen. Ich koche aber in Sydney immer wieder Südtiroler Spezialitäten und bin sehr stolz, dass die Lieblingsspeisen meiner Töchter Spinatspatzlan und Kasspatzlan sind. (lacht). Dank der modernen Technik bleibe ich mit Familie und Freunden in Kontakt, das ist mir sehr wichtig. Laut der Vereinigung Südstern, die den Kontakt zu Südtirolern in der Welt pflegt, gibt es in Sydney nicht viele Südtiroler und ich habe zu ihnen auch keinen Kontakt. Auch wenn sich unsere Familie hier in Australien sehr wohl fühlt, möchte ich irgendwann definitiv nach Südtirol zurückkehren. Als virtuelle Assistentin kann ich ja überall arbeiten.
Wie würden Sie sich charakterisieren …
Ich bin ein positiv denkender Mensch und voller Lebensfreude und Motivation. Ich kann gut organisieren, bin aber manchmal ungeduldig und verliere mich in Details.
Wie füllen Sie Ihre Freizeit?
Ich bin ein Familienmensch. Mit meinem Mann und unseren beiden Töchtern verbringen wir schöne Zeiten am Strand und bei allerlei Abenteuern.
Worauf sind Sie stolz?
Meinen Lebensweg war nicht besonders traditionell, aber ich habe das gefunden, was mich glücklich macht. Meine zwei Töchter sind mein größter Stolz und dass ich sie zweisprachig erziehen kann und ihnen die Freiheit einer Italienischen, sowie der Australischen Nationalität geben zu können. Ihnen steht somit die Welt offen. (IB)
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