St. Lorenzen – Nina Kammerer aus Stefansdorf, Thomas Medone aus Meran und Johanna Ostermair aus Aichach heißen die Gewinner des Wettbewerbs „Bachelor- und Masterarbeiten zur Südtiroler Wirtschaft“ des WIFO der Handelskammer Bozen. Im Interview berichtet Nina Kammerer von ihrer Bachelorarbeit.
Puschtra: Frau Kammerer, Ihre Bachelorarbeit zur Südtiroler Wirtschaft wurde beim Wettbewerb des WIFO ausgezeichnet. Haben Sie damit gerechnet?
Nina Kammerer: Es war sehr überraschend und überwältigend für mich. Es ist eine große Freude, da ich sehr für mein Thema brenne.
Ihre Bachelorarbeit trägt den Titel: „Die Transformation des Tourismus durch COVID-19“. Wie lautet das Resümee Ihrer Arbeit in wenigen Sätzen.
Meine Arbeit gibt einen Überblick zu den Auswirkungen, Herausforderungen und Chancen der COVID-19 Krise. Das Ziel ist es, die Möglichkeiten zu einer langfristigen Transformation und zu einer nachhaltigen Veränderung des Tourismus als Folge der Krisenbewältigung zu verdeutlichen. Die Literatur und Experten sind sich einig: Der Tourismus steht nun vor einem Scheideweg: Zurück zur Normalität wie vor der Krise oder transformiert er sich zu einer neuen Normalität im Sinne aller beteiligten.
Sie haben qualitative Experteninterviews in der Region Südtirol durchgeführt. Gab es einen Konsens unter den befragten Personen?
Die Experten waren sich einig, dass es eine sehr ungewisse und frustrierende Zeit für den Tourismus ist. Gleichzeitig wird die Pandemie aber auch als Chance für eine Veränderung im Tourismus in Südtirol gesehen. Der Stillstand der Branche war Anlass, aktuelle Positionierungen zu überdenken und neue Strategien zu bilden. Die Zukunft sind lokale Kreisläufe mit einer Vielfalt an regionalen Produkten, Dienstleistungen, die kollektiv angeboten werden und effektivere, effizientere, umweltfreundlichere und ressourcenschonendere Prozesse.
Sie haben auch untersucht, wie die bisherige Form des Tourismus die Auswirkung der Krise verstärkt hat. Was sind hier die wichtigsten Erkenntnisse?
Die ungerechte von Wachstum getriebene Tourismusentwicklung, sowie der Kapitalismus des Überflusses müssen überdacht werden. Der Fokus soll in Zukunft auf Qualität und Nachhaltigkeit in allen drei Aspekten: soziale, ökonomische und ökologische gesetzt werden! Die Infrastrukturen in den Unternehmen, aber auch in der Destination müssen laut Gesetzgebung künftig so ausgerichtet werden, dass der Verbrauch von Ressourcen sowie die Auswirkungen auf Natur und Menschen so niedrig wie möglich gehalten wird.
Sie nennen in ihrer Arbeit Begriffe wie “Nachhaltigkeit und Resilienz“. Wie sieht es in der Praxis dazu aus?
Laut den Interviewten ist Nachhaltigkeit derzeit zwar in aller Munde, aber es folgen noch zu wenig Taten. Momentan wird Nachhaltigkeit leider von einer Vielzahl an Menschen nur ökologisch verstanden und hat so oft einen schlechten Ruf. Dass dazu aber auch noch der ökonomische Aspekt und das soziale Wohl gehören sollte verstanden werden. Der Wiederaufbau wird von zahlreichen Zielkonflikten bei der Erreichung der neuen Zukunftsperspektive geprägt sein. Folglich ist Resilienz, also Anpassungsfähigkeit in der Strategiebildung eine Voraussetzung, die Transformation langfristig erfolgreich umzusetzen.
Können Sie uns ein Beispiel für “Innovationen in der touristischen Wertschöpfungskette“ nennen?
Regionale Zusammenarbeit ist die Zukunft. Durch den Anbau und die Bereitstellung einer Vielzahl von regionalen landwirtschaftlichen Produkten für Partner der Gastronomie und Hotellerie, kann eine noch stärkere Begehrlichkeit der Tourismusdestination Südtirol gesteigert werden. Wir müssen das Potential, das unsere wunderschöne Region Südtirol uns bietet, von der Landschaft, der Traditionen bis zu den regionalen Produkten ausschöpfen und bewahren.
Was werden Sie mit dem Preisgelt von 1.500 Euro machen?
Ich möchte es in meine zukünftige Weiterbildung investieren. Und natürlich auch auf den Erfolg anstoßen. (TL)
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