Lehrerausbildung und Individualisierung des Lehrplans in den Sekundarschulen: Dazu haben sich die Landesräte Achammer und Vettorato mit Bildungsminister Bianchi in Rom ausgetauscht.
Um autonome Kompetenzen im Bereich Schule ging es beim heutigen (13. Juli) Arbeitsgespräch in Rom mit Bildungsminister Patrizio Bianchi und den beiden Landesräten Philipp Achammer und Giuliano Vettorato. Genauer: um die Südtiroler Lehrerausbildung und die Individualisierung des Lehrplans in Südtirols Oberschulen. Am Treffen teilgenommen hat auch die Landesdirektorin der deutschsprachigen Grund-, Mittel- und Oberschulen, Sigrun Falkensteiner. „Unseren autonomen Handlungsspielraum im Schulbereich haben wir in den vergangenen Jahren dahingehend genutzt, um eine eigene Südtiroler Lehrerausbildung zur Erlangung der Lehrbefähigung auf die Beine zu stellen“, sagte Landesrat Achammer. „An dieser Verantwortung, die mit der Übernahme autonomer Kompetenzen einhergeht, wollen wir auch weiterhin festhalten.“
Wie Ende Juni dieses Jahres durch das Bildungsministerium bekannt gegeben, wird auf staatlicher Ebene ein neues System für die Erstausbildung von Lehrkräften an Sekundarschulen eingeführt. Was die Verbindung von Theorie, Wissenschaft und Praxis während der Ausbildung anbelangt, ähnelt die neue staatliche Lehrerausbildung dem Südtiroler lehrbefähigenden Lehrerausbildungs-Modell für die Sekundarstufe in deutscher und ladinischer Sprache. „Erfreulich ist, dass die enge Verzahnung von Theorie und Praxis als wesentliches Merkmal der Ausbildung festgeschrieben wird“, bewertet Landesschuldirektorin Falkensteiner die neue gesamtstaatliche Lehrerausbildung mit Blick auf mögliche Auswirkungen für Südtirol. Entscheidend für Südtirol sei, dass der eingeschlagene Weg für die deutsche und ladinische Schule in Südtirol weiterhin Stabilität im Ausbildungsweg bringe.
In Südtirol zeichnet seit 2018 die deutsche und ladinische Bildungsdirektion für die Organisation der berufsbegleitenden Qualifizierungskurse für Lehrkräfte der Sekundarstufe verantwortlich. Abschließend verleihen die beiden Bildungsdirektionen den teilnehmenden Lehrpersonen die Lehrbefähigung. „Diese Vorgehensweise gilt es für Südtirol unbedingt so beizubehalten“, unterstrich Landesrat Achammer. „Denn durch die praxisnahe und berufsbegleitende Lehrerausbildung hier in Südtirol können wir gezielt und flexibel auf die Erfordernisse und Notwendigkeiten reagieren und tragen damit der besonderen Situation hierzulande Rechnung.“
Mögliches Modell mit innovativem Zugang: Schüler bestimmen Teil des schulischen Angebots selbst
Einen entscheidenden und zeitgemäßen Schritt wollen Landesrat Achammer und Landesschuldirektorin Falkensteiner auch beim Curriculum der Oberschulen setzen: Schülerinnen und Schüler der dritten, vierten und fünften Klassen Oberschule soll zukünftig ermöglicht werden, dass sie im Sinne einer Schwerpunktsetzung und individuellen Flexibilisierung einen Teil des schulischen Angebots selbst bestimmen können. „Es handelt sich hierbei um einen Versuch beziehungsweise ein Projekt, welches die fachlichen und inhaltlichen Interessen sowie Fähigkeiten und Fertigkeiten der Schülerinnen und Schüler der Oberschulen bestmöglich fördern soll“, erklärte Landesrat Achammer gegenüber dem Bildungsminister. Die Gesamtstundenzahl und die jährliche Pflichtstundenzahl blieben dabei unverändert. Dieser Ansatz zur Individualisierung des Lehrplans in den Sekundarschulen wurde von Bildungsminister Bianchi als durchwegs interessant, innovativ und modellhaft begrüßt. „Auf Landesebene müssen Bestimmungen eingeführt werden, damit das möglich und umsetzbar ist. Hierfür bedarf es einer Übereinkunft mit dem Bildungsministerium“, sagte Landesrat Achammer.
Der italienische Bildungslandesrat Vettorato plädierte gegenüber Unterrichtsminister Bianchi für eine schnelle Aktivierung der befähigenden Bildungswege und berichtete über den anstehenden außerordentlichen Wettbewerb auf Landesebene, mit welchem der Situation prekärer Lehrpersonen Abhilfe getan werden solle. Landesrat Vettorato sprach sich zudem für die Erneuerung des gesamtstaatlichen Einsatzplanes (Piano Operativo Nazionale PON) aus, damit Südtirols Schulen der Zugang zu den staatlichen Finanzierungen ermöglicht werde. Ein Anliegen, für dessen Umsetzung Minister Bianchi eine grundsätzliche Zusage erteilte. Die duale Ausbildung und deren Stellenwert war ein weiteres Themen das Landesrat Vettorato zur Sprache brachte, ebenso wie der in Südtirol gegenüber den anderen italienischen Regionen um eine Woche frühere Schulbeginn, für den es von Seiten des Ministeriums zeitgerecht die nötigen Informationen brauche. (eb)
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