Pustertal – Die Alpenländische Traditionssportart Eisstockschießen ist auf der Suche nach Nachwuchs. Um die Sportart bei Kindern- und Jugendlichen bekannter zu machen, veranstalteten die Pustartaler Vereine um Referent Christian Oberhofer einen Schnupperkus. Ziel ist es 2030 bei den Olympischen Winterspielen mit dabei zu sein.
Der zuständige Referent des Pustertaler Eistocksports Christian Oberhofer sorgt sich um die Zukunft seiner Sportart. Eisstockschießen ist vor allem bei den etwas älteren Generationen beliebt – es fehlt an Nachwuchs. Insgesamt sind rund 600 Spieler in Südtirol lizensiert. Aber nur einzelne Vereine, wie etwa Welsberg, Luttach oder St. Georgen, leisten genügend Nachwuchsarbeit, um den Sport gegenüber Trendsportarten wie Eishockey oder Fußball zu behaupten. Um dem entgegenzusteuern veranstalteten die Pustertaler Vereine zum widerholten Mal eine Art Schnupperkus, wo interessierte Kinder die Sportart kennenlernen konnten. Abgehalten wurde die Aktion an drei verschiedenen Tagen und in drei unterschiedlichen Orten. Den Auftakt machte St. Georgen am 15. Juli, danach folgte am 26. Juli Issing und der Abschluss folgte in Welsberg am 2. August. Rund 25 Kinder und Jugendliche waren in den Kategorien U10, U12, U14 und U16 mit von der Partie. „Im diesem Jahr fiel die Beteiligung etwas geringer wie erwartet aus“, sagt Referent Oberhofer „Dennoch war das Projekt wiederum ein Erfolg!“. Neulinge konnten zum ersten Mal einen Stock über den Boden gleiten lassen und Spaß an der Sportart gewinnen. Die etwas Fortgeschrittenen konnten ihre Fähigkeiten vertiefen und bereits einen ersten Ehrgeiz entwickeln.
„Die Anfänger durften beim Lattenschießen mit vereinfachten Regeln erste Erfolgserlebnisse feiern, um nicht gleich von der Schwierigkeit des richtigen Stockschießens abgeschreckt zu werden. Für die etwas Älteren ging der Kurs mehr in Richtung Training mit den Standardregeln inklusive Turniermodus, um sich auf die kommenden Landes- und Italienmeisterschaften vorzubereiten.“ Zum Abschluss des dreitägigen Kurses wurden die Gesamtsieger in Welsberg mit einer kleinen Ehrung ausgezeichnet. Dabei gab es ein Streichresultat, um Fairness zu gewährleisten, sollte ein Teilnehmer einen Termin nicht wahrnehmen können. Die großen Fortschritte werden im Stocksport vor allem im Sommer erzielt: „Die Trainingsbedingungen sind für uns in den Sommermonaten einfach um einiges besser und einfacher. Auf Beton spielt es sich ähnlich wie auf dem Eis, das Sportgerät und die Distanzen sind ident. Einzig der Überzug des Stocks und die Platten auf den Schuhen werden von Gummi zu Hartplastik getauscht – auch hier gilt: Je härter das Material, desto schneller die Geschwindigkeit“, erklärt Oberhofer. Neben den geringeren organisatorischen Aufwand ein Training im Sommer zu veranstalten ist es in den meisten Ortschaften nahezu unmöglich ausreichend Eiszeit in den Stadien zu bekommen, wie Oberhofer anprangert: „Im Pustertal zählt nur das Eishockey, daneben gehen wir Stocksportler baden. In Toblach zum Beispiel hatten wir vergangenes Jahr einmal die Woche um halb neun abends Zugang zum Eis – eine unmögliche Trainingszeit für Kinder. In Welsberg wird Natureis präpariert, was aber auch nur von Weihnachten bis höchstens Anfang Februar bespielbar ist. Gespräche mit den Gemeinden versickern meistens im Sand, langsam aber sicher wird unser traditioneller Sport vom Aussterben bedroht sein!“ Im letzten Jahr wurde das Eisstockschießen als offizielles Mitglied ins Internationale Olympische Komitee (IOC) aufgenommen, mit dem Ziel 2030 olympisch zu werden. Die Voraussetzungen dafür sind durchaus gegeben, der Sport wird weltweit, auf jedem Kontinent und rund 50 Ländern ausgeübt. Exoten wie Kenia, Namibia oder Indien stellen Teams. „Dies wäre natürlich ein riesen Schritt in der Entwicklung des Sports und gerade für die Südtiroler eine echte Medaillenchance. Denn mit Österreich und Deutschland zählen wir zu den absolut stärksten Nationen. Zudem würden wir eine ganz andere Aufmerksamkeit und Förderung erhalten, was wiederum den Trainingsbedingungen und dem Nachwuchs zu Gute kommen würde“ resümiert Christian Oberhofer. (MT)
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