Pustertal – Nachdem Wölfe auf der Rossalm in Prags mehrere Schafe und danach zwei Rinder gerissen haben, reicht es den Ortsbauernräten und den Alminteressentschaften. Auf einer Dringlichkeitssitzung in Niederdorf forderten sie sofortige Maßnahmen.
Die Stimmung auf dem dringend einberufenen Treffen der Ortsbauernräte von Niederdorf, Prags, Welsberg-Taisten und Rasen-Antholz sowie den Alminteressentschaften Plätzwies, Taistner Hinteralm und Taistner Vorderalm war äußerst angespannt. „Seit 1548 werden auf der Rossalm nachweislich Tiere gealpt. Wenn sich nichts ändert, wird die Alpung eingestellt“, warnte Johann Jaeger, der Präsident der Alminteressentschaft Plätzwies, den Landesrat für Landwirtschaft Arnold Schuler, die Landtagsabgeordneten Manfred Vallazza und Franz Locher, den Senator Meinhard Durnwalder und den Amtsdirektor des Forstinspektorats Günther Pörnbacher. Anwesend waren auch der Bürgermeister von Niederdorf, Günther Wisthaler, und der SBB-Bezirksobmann Anton Tschurtschenthaler.
Situation vor Ort inakzeptabel
„Heuer wurden bereits 18 Schafe vom Wolf gerissen, die restlichen knapp 90 Tiere wurden daraufhin wieder ins Tal gebracht. Nur zwei Wochen später hat der Wolf innerhalb von drei Tagen zwei Rinder gerissen“, fasste Jaeger zusammen. Ein weiteres Rind auf einer anderen Alm ist erst diese Woche dem Wolf zum Opfer gefallen. Nach den Wolfsrissen werden nun die noch verbliebenen rund 110 Rinder jeden Abend zur Almhütte getrieben, um sie über Nacht mit einem Herdenschutzzaun zu schützen. Am Morgen werden die Tiere dann wieder auf die Weide getrieben. „Das ist alles sehr zeitaufwändig. Es braucht mindestens sieben Helfer, um die Tiere zur Almhütte zu bringen. Dieser Aufwand ist nur für eine sehr kurze Zeit vertretbar und finanzierbar“, sagte Jaeger. Ein Herdenschutz direkt auf der Alm sei bei Rindern nicht umsetzbar, da das Gebiet zu groß und das Gelände zudem sehr unwegsam sei. Daher waren sich die Ortsbauernräte und die Vertreter der Alminteressentschaften einig: „Wenn sich nicht rasch etwas ändert, werden die Almen in Zukunft nicht mehr bewirtschaftet werden. Jeder weiß, was das für das Landschaftsbild und damit für den Tourismus und die Freizeitgestaltung der einheimischen Bevölkerung bedeutet. Wir brauchen keine Vorträge oder leeren Worte, wir wollen endlich Taten sehen.“ Auch komme es bei nicht mehr bewirtschafteten Almen vermehrt zu Erdrutschen und zu einem Rückgang der Biodiversität, warnte Jaeger. Zudem werde von den Bauern immer mehr Tierwohl gefordert: „Die Alpung ist die natürlichste und gesündeste Form der Aufzucht“, so Jaeger.
Neue Regeln für Wolfschutz gefordert
Daher forderten die Anwesenden unmissverständlich eine Neuregelung des Wolfschutzes in der EU, da ein so umfangreicher Schutz nicht mehr nötig sei. „Anscheinend denkt in Brüssel niemand an die Tierhalter“, ärgerte sich Martin Bachmann, SBB-Ortsobmann von Niederdorf. Zudem müsse in Rom um eine Sonderregelung gerungen werden, die Entnahmen zulässt. Nur so könne dem Problem Einhalt geboten werden. Ausgebaut werden müsse auch die alpenübergreifende Zusammenarbeit. Verärgert waren die Ortsbauernräte und die Alminteressentschaften auch darüber, dass die Auswertungen der Fotofallen, die aufgestellt wurden, geheim gehalten werden. Auch wurde kritisiert, dass die Auswertung der DNA-Proben, die nach Wolfsrissen entnommen werden, zwei Monate im Anspruch nimmt. Enttäuscht zeigten sich die Teilnehmer, weil noch keine Lösung absehbar sei. (SBB/red)
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