„Die Musik begleitet mich durchs Leben“
Für seinen Einsatz bei der Schützenkapelle und beim Kirchenchor Pichl/Gsies wurde Thomas Schwingshackl in Innsbruck die Verdienstmedaille des Landes Tirol überreicht. Dem 68-Jährigen fließt geradezu Musik in den Adern.
Musik ist für Sie ein wesentlicher Teil des Lebens, erklären Sie uns das …
1938 gründete mein Vater Johann die Musikkapelle Pichl. Anfang der 1960er-Jahre war eine Zeit lang Stillstand. 1967 fand die Wiedergründung der Kapelle statt. Als damals 14-Jährigen drückte man mir ein Tenorhorn in die Hand – und seitdem bin ich mit dem Instrument wie verwachsen, ich habe es nie bereut. Bereits durch meinen Vater habe ich den Zugang speziell zur Blasmusik gefunden und seit 55 Jahren spiele ich mit großer Begeisterung bei der Musikkapelle. Ab 1987 war ich auch 22 Jahre lang Kapellmeister und 33 Jahre Stabführer in Pichl/Gsies.
Sie haben also eine große Entwicklung der Musikkapelle mitgemacht?
Das stimmt. Zu Beginn war es eine relativ „einfache“ Dorfkapelle mit einer instrumentalen Besetzung und musikalischen Ausbildung der Mitglieder, die mit der heutigen nicht vergleichbar sind. Mit der Zeit kamen Flöten hinzu, dann die Saxophone usw. Als die ersten Mädchen mitspielen wollten, stieß es in manchen Köpfen auf Widerstand. Ich jedoch setzte mich stark ein, weil ich ein Potential zur Verstärkung der Kapelle sah. Und heute sind Mädchen in keiner Kapelle mehr wegzudenken. Generell war mir die Förderung der Jugend immer besonders wichtig. Heute kann sich die Schützenkapelle Pichl/Gsies mit einem gewissen Stolz sehen lassen.
Wie kamen Sie zum Kirchenchor?
Unser früherer Kapellmeister war auch Chorleiter. Nach der Musikprobe feierten wir oft und sangen, als eines Tages der Kapellmeister zu mir sagte, ich solle am Freitag zur Chorprobe kommen. Als junger Mensch traute man sich damals nicht, einem älteren eine Absage zu erteilen. Seitdem singe ich im Kirchenchor Bass. Und irgendwann später drückte man mir sogar den Dirigentenstab in die Hand, den ich über 25 Jahre führte; ebenso lange war ich stellvertretender Chorleiter.
Die Liebe zur Musik ist bei Ihnen wirklich groß …
Ja. Meine gesamte Freizeit dreht sich um Musik. Ich befasse mich intensiv nicht nur mit Blasmusik, sondern generell mit Musik. In den Wintermonaten war ich an fünf Tagen in der Woche zu Musikproben. An den Wochenenden sind vor allem im Sommer viele Auftritte. Ich sah das nie als Belastung, sondern als Selbstverständlichkeit und als Beitrag für das kulturelle und soziale Miteinander im Dorf. Dies alles ist und war klarerweise nur möglich, weil mir meine Frau den Rücken freihielt und Verständnis für mein Hobby hat. Unsere sechs Kinder waren übrigens ebenso alle in Musikkapellen tätig, was mich sehr freut.
Was machen Sie beruflich?
Als ältester der Söhne übernahm ich den Hof meines Vaters. Ich bin Vollerwerbsbauer in Pichl, unser Hof liegt im Weiler Schintlholz. Ein wunderschönes Platzl! Zum Hof gehören rund 40 ha Wald und 14 ha Feld. Die Einkünfte aus der Landwirtschaft allein wären zu gering, weshalb wir auch Urlaub auf dem Bauernhof anbieten. Früher waren die Zeiten schwieriger, demensprechend auch die Ansprüche bescheiden. Gewisse Ausgaben wurden wohl überlegt. Wir mussten sparen, was meiner Meinung nach heute manche erst lernen sollten, vor allem, dass man nicht alles haben muss, was man sich wünscht.
Hätten Sie sich einen anderen Beruf gewünscht?
Der große Traum war, Musik zu studieren und Berufsmusiker zu werden. Mein Vater zeigte schon Verständnis, er war ja selbst leidenschaftlicher Musiker. Allerdings waren die Zeiten damals ganz andere und die Hofübergabe war ihm wichtig. So ist es ein Traum geblieben. Ich konnte mich aber trotzdem in vielfacher Hinsicht musikalisch verwirklichen.
Was bedeutet für Sie die Verdienstmedaille des Landes Tirol?
Nominiert haben mich die Schützenkapelle und der Kirchenchor, aber niemand sagte mir was. Als der Brief vom Tiroler Landeshauptmann Günther Platter eintraf, war es eine große Überraschung und ich konnte es kaum fassen. Ich fand die Ehrung fast zu hoch gegriffen, für mich als „normalen“ Vereinsmenschen. Aber ich freue mich schon sehr. Zum Ehrenkapellmeister bin ich übrigens auch ernannt worden.
Gibt es Wünsche?
Die Hofübergabe an meinen jüngsten Sohn steht bevor und es freut mich, dass die Familientradition ihre Fortsetzung findet. Somit werde ich etwas mehr Freizeit haben, die ich mit Konzertbesuchen oder Reisen in unserer näheren Heimat füllen möchte. Gerne unternehme ich auch Wanderungen mit meiner Frau. Vor allem wünsche ich mir, dass die Schützenkapelle und der Kirchenchor weiterhin Bestand haben und unser Dorfgeschehen so wertvoll bereichern und wo Jung und Alt zusammenfinden. (IB)
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