Das Neue Jahr begann für vier Sternsinger aus Niederdorf spannend: Gemeinsam mit Philipp Donat, dem 1. Vorsitzenden der Katholischen Jungschar Südtirol und Rudy Irenberger, der in Niederdorf das Sternsingen organisiert, reisten die vier Buben nach Rom und kehrten mit unvergesslichen Erlebnissen nach Hause zurück.
Puschtra: Herr Donat, gemeinsam mit einer Südtiroler Sternsinger-Gruppe haben Sie die Reise nach Rom angetreten. Welche Erlebnisse haben Sie nach Hause mitgebracht?
Philipp Donat: Die Reise war sehr spannend und ein einmaliges Erlebnis. Wir hatten die Möglichkeit hinter die Kulissen der Päpstlichen Schweizergarde zu blicken, wohnten dem Neujahrsgottesdienst mit Papst Franziskus bei und haben uns einige Sehenswürdigkeiten von Rom angeschaut. Wir haben sozusagen hinter die Kulissen geblickt und damit eine Möglichkeit erhalten, die nicht allen offensteht.
Was bedeutet diese Fahrt für die Kinder und Jugendlichen?
Die Reise wurde, wie jedes Jahr, verlost und deshalb ist die Wahrscheinlichkeit klein, hier mit dabei zu sein. Dieses Mal haben die Sternsinger von Niederdorf gewonnen. Als Gruppe hatten wir die Möglichkeit uns Dinge anzusehen, die nicht jeder sehen kann. Für die Kinder war dieses Erlebnis sicher noch intensiver und spannender, da sie beim Neujahrsgottesdienst in der ersten Reihe sitzen durften bzw. auch selbst in den Gottesdienst eingebunden waren. Einer der vier Sternsinger hatte eine Audienz mit dem Papst.
Welches Erlebnis war für Sie das Wichtigste an dieser Reise?
Für mich persönlich ist der Besuch bei der Päpstlichen Schweizergarde noch eindringlich in Erinnerung geblieben. Aufbau und Struktur dieser päpstlichen Leibgarde haben mich sehr begeistert, da hier Tradition und Moderne eng mit einander verwoben sind.
Das Sternsingen gehört in Südtirol zum traditionellen Brauchtum. Wie wird dieser Brauch heute Ihrer Meinung nach von der Bevölkerung eingeordnet?
Viele Südtiroler Haushalte erwarten den Besuch der Sternsinger nach der Weihnachtszeit und freuen sich drauf. Deshalb glaube ich, dass Sternsingen immer noch ein lebendiger Brauch ist und damit zum Dorfleben dazugehört. Die Tatsache, dass vor allem in der Vorweihnachtszeit viele Spendenaktionen laufen, macht vieles nicht leichter, desto beeindruckender ist es, dass bei den Sternsingern trotzdem immer eine große Spendensumme zusammenkommt. In größeren Ortschaften und Städten ist das Sternsingen sicher eine größere Herausforderung, als in kleineren Dörfern.
Wie viele Sternsinger waren 2022 in Südtirol unterwegs?
In der Regel sind in Südtirol immer an die 5.000 Kinder unterwegs. Heuer haben wir von den Gruppen verschiedene Rückmeldungen erhalten: Manche hatten Schwierigkeiten genügend Kinder zu motivieren, in anderen Gemeinden gab es keine Probleme. Die genaue Anzahl wissen wir momentan nicht.
Warum wurden nicht in allen Ortschaften genügend Sternsinger gefunden?
Es ist natürlich sehr schade, wenn das Sternsingen Vorort nicht stattfinden kann oder es für Gruppen mehr Aufwand ist, weil sich weniger Kinder gemeldet haben als benötigt werden. Ich glaube, dass es darauf zurückzuführen ist, dass das Sternsingen sehr viel freie Zeit der Kinder beansprucht und sich mit Corona leider das gesellschaftliche Leben geändert hat. Viele Vereine tun sich überhaupt schwer, Kinder und Jugendliche zu begeistern. Es muss aber nicht sein, dass das in den nächsten Jahren auch so ist. Als Katholische Jungschar Südtirols müssen wir über dieses Thema reden und die Verantwortlichen der Sternsingen-Gruppen unterstützen.
Welche Projekte werden mit den gesammelten Spenden unterstützt?
Weltweit werden über 100 Projekte mit den Spendengeldern unterstützt. Es handelt sich dabei um Projekte in Bereichen der Bildung, der Gesundheit, des Sozialen, der Sicherung der Grundbedürfnisse und der Vermittlung von christlichen Werten. Jedes Jahr wird jeweils ein Projekt vorgestellt. Dieses Jahr war es ein Projekt im Ostafrikanischen Tansania, wo mit den Spendengeldern der Bau einer Werkstatt finanziert wird. In dieser Werkstatt werden dann Dreiräder für Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen hergestellt. Geplant ist auch, dass in dieser Werkstatt beeinträchtigte Menschen einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz finden.
Wie viel Geld ist 2022 zusammengekommen?
2022 wurden über 1.200.000 Euro gesammelt. Wie viel 2023 zusammengekommen ist, wissen wir erst in einigen Monaten, sobald alle Gruppen und Pfarreien die Spenden überwiesen haben.
Die Reise nach Rom wird jedes Jahr verlost und dieses Mal durften vier Buben der Sternsinger-Gruppe aus Niederdorf mitfahren. Wer war alles mit dabei?
Rudy Irenberger: Diesmal hatten wir das Glück den Hauptpreis zu gewinnen und so sind Manuel Irenberger, Alex Walder, Julian Egarter und Raphael Kammerer und ich, sowie Paul Troger als Begleitpersonen für die Niederdorfer Gruppe, gemeinsam nach Rom gereist. Die Motivation von den Kindern war sehr groß, auch von Seiten der Eltern. Es war eine sehr tolle und harmonische Gruppe und ein sehr, sehr schönes Erlebnis.
Wie waren die ersten Reaktionen der Jungs auf die Nachricht?
Die Buben waren sehr begeistert und hatten eine große Freude. Wir haben uns dann auch getroffen und den Ablauf der Reise besprochen. Die Kinder haben ihre Wünsche geäußert, was sie sonst noch besichtigen möchten.
Können Sie uns einige Erlebnisse dieser Reise schildern?
Gleich am Nachmittag des Anreisetages stand eine Besichtigung mit Führung der Päpstlichen Schweizergarde auf dem Programm. Ein Gardist hat uns im Rahmen einer Führung die privaten Räumlichkeiten der Päpstlichen Schweizergarde im Vatikan gezeigt. Am Abend haben wir mit dem Kaplan der Päpstlichen Schweizergarde und den Gardisten einen Gottesdienst gefeiert, mit anschließendem Umtrunk mit Lebkuchen und Panettone in ihrem Speisesaal, wo wir auch sehr viele Hintergrundinformationen bekommen haben. Wir haben verschiedene Räumlichkeiten gesehen, wie die Schneiderei oder die Waffenkammer, wo der normale Besucher sonst keinen Zutritt hat. Am nächsten Tag konnten wir Rom besichtigen: Das Kolosseum, den Regierungspalast, ‘Fontana di Trevi‘ und einiges mehr. Am 31. Dezember hatten wir am Vormittag die Probe zum Neujahrsgottesdienst, was ein sehr interessantes Erlebnis war. Der Zeremonienmeister erklärte den Vorgang und die einfachen Priester übten die Abläufe mit den einzelnen Kinder-Gruppen, bis der Zeremonienmeister das Ok gegeben hat. Der Neujahrsgottesdienst war dann ein besonderes Erlebnis: Wir gelangten durch den Hintereingang in den Vatikan und durften anschließend vor dem Altar, wenige Schritte, unweit des Papstes, sitzen. Eine besondere Ehre wurde Manuel zuteil. Gemeinsam mit Emanuel und Tia aus Deutschland brachten die Kinder bei der Eucharistiefeier die Gaben zum Papst, der diese segnete.
Manuel Irenberger: „Ich hatte sehr viele gemischte Gefühle, als ich erfahren habe, dass ich nach Rom fahren kann, aber hauptsächlich habe ich mich einfach nur gefreut. Das größte Erlebnis war, dass ich dem Papst so nahe war. Das war für mich sehr besonders. Ich durfte mit zwei anderen Kindern aus Deutschland mit der Hostie zum Papst gehen, dieser hat dann darüber den Segen ausgesprochen und uns die Hand gegeben, dann haben wir die Gaben auf dem Altar abgegeben. Dieses Erlebnis war sehr spannend, fast schon unbeschreiblich…ich hatte ein Gefühl von Freude und Stolz, dass ich für diese Aufgabe ausgewählt wurde. Es war sehr nett von meinen Freunden, die mich für den geeignetsten Kandidaten gehalten haben diese Aufgabe zu übernehmen und Rudy hat sich dann für mich entschieden – Ich habe es mir nicht erwartet.“
Alex Walder: „Es hat mir in Rom sehr gut gefallen. Bereits am ersten Tag haben wir die Schweizergarde besucht, wo wir die Waffenkammer gesehen und mit den Gardisten gegessen haben. Am nächsten Tag haben wir Sehenswürdigkeiten in Rom angeschaut und am Abend Silvester gefeiert. Der Neujahrsgottesdienst war sehr spannend, weil ich sehr nah beim Papst war, gleich in der ersten Reihe. Gut fand ich auch die verschiedenen Lieder, die gesungen wurden und dass ich dem Gottesdienst gut folgen konnte. In der Nähe des Petersdoms konnten wir auch unseren Segen in der Kaserne der Gardisten im Vatikan über zahlreiche Türen schreiben. Die vielen Erlebnisse mit meinen Freunden bleiben mir sicher lange in Erinnerung.“
Julian Egarter: „Ich habe mich richtig toll gefreut, als mir meine Mama gesagt hat, dass ich nach Rom fahren kann. Ich habe gleich zugestimmt, weil ich schon immer dahinfahren wollte. Cool war, dass wir dem Papst sehr nahe sein durften. Am besten hat mir die Tour durch Rom gefallen und davon das Kolosseum. Man konnte von außen gut die einzelnen Schichten des Baus und die Abbruchstellen beobachten. Mit ein bisschen Phantasie konnte ich mir auch vorstellen, wie Gladiatoren im Inneren gekämpft haben. Dann hat mir noch die Schweizer Garde gefallen und die Waffenkammer, wo wir Rüstungen, Harnische, Schrotflinten usw. gesehen haben.“
Raphael Kammerer: „Als ich erfahren habe, dass ich mitfahren darf, habe ich sofort ja gesagt, auch meine Eltern haben sich gefreut. Es war ein Erlebnis, dem Papst so nahe zu sein, nicht jeder darf in der ersten Reihe sitzen. Auch den Papst live zu sehen war interessant, ich war am Anfang ein bisschen aufgeregt. Spannend war auch der Neujahrsgottesdienst an sich, weil viel mehr Priester und Bischöfe dem Gottesdienst beiwohnen und zum Beispiel die Kommunion nicht vom Papst abgehalten wurde. Auch der Dom, der sehr groß ist, hat mir gut gefallen.“ (TL)
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