Silvia Oberlechner aus Percha

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Silvia Oberlechner aus Percha

„Der respektvolle Umgang mit der Natur gehört zu meinem Lebensbild.“

Wenn es um Tiere, Blumen oder Kräuter geht, strahlen ihre Augen und mit ihrer einnehmenden Beredsamkeit und Gestik begeistert sie ihr Gegenüber für das Reich der Natur. Die 36-Jährige ist Betreuerin im Naturparkhaus Rieserferner Ahrn.

Frau Oberlechner, Sie haben eine recht abwechslungsreiche Arbeit …
Ja, mein Arbeitsbereich ist sehr vielseitig und jeden Tag treffe ich Menschen, denen ich das Naturparkhaus in Sand in Taufers zeigen kann. Ich erkläre ihnen das Besondere im Gebiet Rieserferner Ahrn, kümmere mich um den angrenzenden Garten, erstelle Einsatzpläne für die Wanderführer, organisiere Vorträge, Sonderausstellungen, Projekte und vieles mehr. Mein Denken und Handeln hat mit Natur zu tun und wenn es mir gelingt, andere für Umweltthemen zu sensibilisieren und einen Multiplikator zu schaffen, ist mein Einsatz auch nachhaltig.

Welche sind die erfolgreichsten Projekte?
Den meisten Anklang haben wir mit Schulklassen bei Spiele- oder Bastelnachmittagen. Es bereitet mir große Freude, Kindern und Jugendlichen den Zugang zur Natur zu bieten und ich sehe darin einen wichtigen didaktischen Auftrag. Erfolgreich sind ebenso die Projekte Junior Ranger in Zusammenarbeit mit dem Alpenverein Südtirol oder unsere Erwachsenenausbildung für Almpersonal. Gut besucht sind zudem die Wandertage, bei denen wir neuerdings auch viele Einheimische in unser Naturparkgebiet begleiten, und nicht nur Touristen. Letztes Jahr bei einem Familientag bei den Rasener Mösern nahmen z.B. 90 einheimische Kinder und Erwachsene teil. Die Veranstaltung fand in Zusammenarbeit mit dem Familienverband Percha statt und ich versuche generell, andere örtliche Vereine miteinzubinden.

Hat sich das Interesse der Besucher geändert?
Ich denke, dass sich die Sensibilität der Bevölkerung für Umweltprobleme in den letzten Jahren verstärkt hat. Wenn ich vor 15 Jahren über Klimawandel oder ökologischen Fußabdruck diskutieren wollte, stieß ich oft auf taube Ohren. Heute sind diese Begriffe in der Alltagswelt für jedermann angekommen.

Wie erhielten Sie selbst den Zugang zur Natur?
Ich bin mit vier Geschwistern in Rasen aufgewachsen. Die Liebe zur Natur habe ich von meiner Oma. Sie versorgte kranke Vögel oder päppelte verletzte Eichhörnchen auf. Daheim hatten wir immer jede Menge Tiere: Schildkröten, Vögel, Hasen, Katzen und Hunde, sie gehörten sozusagen zur Familie. Tiere sind für mich ganz besondere, bezaubernde Wesen, sie haben etwas Magisches, Mystisches.

Wie sieht Ihr beruflicher Werdegang aus?
Als Kind machte mir in der Schule das Zeichnen am meisten Spaß und ich zeigte Talent, weshalb ich nach der Mittelschule die Kunstschule in Gröden besuchte. Danach entwickelte sich vermehrt wieder der Gedanke „Zurück zur Natur“ und so studierte ich Naturwissenschaften in Bologna mit Bachelor-Abschluss. Dann lernte ich meinen Mann kennen, unser erstes Kind kam zur Welt und wir ließen uns in Percha nieder. In dieser Zeit unterrichtete ich an Ober- und Mittelschulen, später kam auch noch unser zweites Kind dazu. Als die Stelle für die Betreuung des Naturparkhauses Rieserferner Ahrn frei wurde bewarb ich mich und hatte das große Glück, angestellt zu werden. Zur Arbeit fahre ich mit Fahrgemeinschaft, öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem E-Bike.

Wie verbringen Sie Ihre Freizeit?
Am liebsten mit meiner Familie und dem Hund. Bergsteigen, wandern, rodeln, schwimmen gehören zu meinem Freizeitspaß. Abends lese ich gerne mal ein Buch über das Mittelalter und mein neues Ziel ist, auf meinem Grundstück einen Kräutergarten mit speziellen Heilkräutern zu pflanzen.

Nennen Sie uns Ihr Lebensmotto …
Leben und leben lassen. Das sollte sich auf das gesamte Weltbild beziehen. Der Mensch sollte respektvoll allen Wesen begegnen und nicht über andere bestimmen wollen. Auch jedem Tier, und sei es eine Fliege, ist das Leben gegönnt.

Gibt es Wünsche?
Mein Wunsch ist es, dass jedem bewusst wird, wie wichtig ein funktionierendes Ökosystem ist. Es kann uns Ressourcen wie sauberes Wasser und eine gute Luft garantieren. All dies sind Voraussetzungen für die Zukunft unsere Planeten und für eine lebenswerte Welt für unsere Kinder und Enkel im Einklang mit der Natur. (IB)