Lanebach – Auf erhabenen 1.560 Metern Meereshöhe thront hoch über Uttenheim die Bergbauernsiedlung Lanebach. Diese birgt ein schulisches Kleinod, nämlich die originale Bergschule, die vor genau 40 Jahren ihre Schultür für immer geschlossen hat.
Von neun Höfen sind in Lanebach nur noch zwei das ganze Jahr über bewohnt, der Moar- und der Lercherhof. Neben Letzterem steht das schlichte Schulgebäude, bestehend aus Klasse und Lehrerwohnung. Heuer jährt sich die Schließlung dieser geschichtlich und volkskundlich sehr interessanten Bergschule von Lanebach zum 40. Mal; 1983 schellte hier das allerletzte Klingeln der Schulglocke. Ein würdiger Anlass, die stillgelegte Schule von Pädagonginnen und Pädagogen des ganzen Landes entdecken zu lassen. Eine vom KSL (Südtiroler Lehrerbund) organisierte Lehrerfortbildung an diesen einzigartigen Ort der Bildung mit einer geschichtlichen und literarischen Führung von Josef Elzenbaumer aus St. Lorenzen hat landesweit großes Interesse geweckt. Als der KSL diese Forbildung – also eine Wanderung hinauf zur Schule Lanebach und weiter nach Wechseleben – angeboten hat, meldeten sich prompt eine große Anzahl Interessierter. Josef Elzenbaumer, der Anfang August die Lehrerschaft hinaufführen wird, weiß vieles aus jener Zeit zu erzählen, in der in Lanebach noch mit Kreide auf die Tafel geschrieben wurde – und zu der sogar der Herr Pfarrer zu Fuß den steilen Weg hinaufstapfen musste, um den Kindern von Jesus zu erzählen.. „Es sind beeindruckende, schaurig-schöne und auch bewegende Geschichten und Zeitzeugenberichte, die ich neben einem Vortrag über die Schulgeschichte Südtirols vermitteln werde. Aber neben Geschichtlichem wird vor allem auch Literarisches, wie beispielsweise mehrere Ausschnitte und Gedichte aus N.C. Kaseres Werken, zum Besten geben.“ Schulgeschichte und Literatur – ein guter Mix zu einem ehrwürdigen Anlass.
Eine Bergschule mit Geschichte
Seit der Einführung der Volksschulpflicht im 18. Jahrhundert mussten die Kinder von Lanebach die Schule von Uttenheim besuchen. Der weite Weg dahin war nicht nur steil, sondern auch gefährlich, besonders bei viel Schnee und daraus resultierender Lawinengefahr. Weil es sich um die beinahe unwegsamsten Berghöfe des Landes handelte, hatten die Behörden Mitte des 19. Jahrhunderts ein Einsehen und geneh-migten die Mittel zum Bau einer Schule in Lanebach. Seitdem kamen die Lehrer – ein weltlicher Lehrer, eine Italienischlehrperson und eine zeitlang der Kooperator von Gais – zu den Schülern in die hoch gelegene Bergbauernsiedlung; wie sie dort ihr sehr spezielles Lehrerdasein fristeten, erzählt Josef Elzenbaumer unter anderem bei seiner Führung. So soll es Lehrpersonen gegeben haben, die aus Angst, die steilen Hänge abzustürzen, die Steigeisen auch im Klassenzimmer nicht abgelegt haben. Man muss sich vorstellen, Lanebach wurde erst Mitte der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts mit einem Zufahrtsweg erschlossen, seitdem werden die Kinder vom Schülertransportdienst ins Tal gebracht. Die Schulpforte in Lanebach öffnet sich dann und wann noch aus nostalgischen aber nie mehr aus pädagogischen Gründen. (SH)