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Aus Stiftsmuseum wurde MIK

Hansjörg Plattner bei der Übereichung des Geschenkes (Kornkasten in Miniatur) an Dr. Kühebacher.

Zu seinem 40. Geburtstag hat das Innichner Stiftsmuseum einen neuen Namen und ein modernes Logo erhalten. MIK steht für Museum im Kapitel und weist auf die Wandlungsfähigkeit dieser ehrwürdigen Institution hin.

Vor kurzem wurde in Innichen feierlich das 40-jährige Jubiläum des Stiftsmuseums begangen. Auf die Festreden folgten die Enthüllung des neuen Logos sowie die Besichtigung des Stiftmuseums mit einer Filmvorführung – wobei es eigentlich „des ehemaligen Stiftsmuseums“, heißen sollte; denn anlässlich des Jubiläums hat dieses seinen neuen Namen erhalten: „Zum 40-jährigen Bestehen haben wir unser Logo erneuert und auch den Namen abgeändert. Aus dem Stiftsmuseum wurde das MIK, das Museum im Kapitel. Kapitel steht für die Gemeinschaft der Chorherren, ihr Gemeinwesen, in religiöser, gesellschaftlicher und ökonomischer Hinsicht. Kapitel umfasst sozusagen das ganze Leben, das Museum ist mitten drin“, erklärt Hansjörg Plattner, Präsident des Vereins Candimus Kuratorium Stiftsmuseum Innichen EO. Und ein großes Ziel wird angestrebt: Das MIK soll ein lebendiger Ort der Interaktion werden, ein Ineinandergreifen von Altem und Aktuellem, von Rückblick und Ausblick.

Ein Schatz,den es zu bewahren gilt
Ziel der Jubiläumsfeier war es, zum einen Danke zu sagen, allen jenen, die das Museum geschaffen und es Jahre lang mit Herzblut betreut haben; zum anderen, den Stellenwert in Erinnerung zu rufen, was in Innichen entstanden ist und heute noch dort bewundert werden kann und nicht zuletzt auch den neuen musealen Weg aufzuzeigen. Mit Fug und Recht können die Innichner stolz auf ihr kulturelles Erbe sein und damit eben auch auf das MIK. Dieses umfasst neben dem denkmalgeschützten Gebäude, den Domschatz, die Bibliothek und das Archiv. Die wertvollsten Stücke sind der Kornkasten aus dem 10. Jahrhundert, der um 1600 ausgemalte Kapitelsaal, mehrere Reliquienbehältnisse, darunter eines in Form eines Kreuzes aus Bergkristall, mehrere Kleidungsstücke, darunter ein Priesterumhang aus dem 14. Jahrhundert. Im Archiv befinden sich Dokumente, die bis auf die Anfänge des Stiftes im 8. Jahrhundert zurückgehen, einzigartig in der Bibliothek ist die Sammlung an Schriften von Raimundus Lullus, ein Theologe und Philosoph aus dem 13. Jahrhundert, der mit seinem Denken und seinen Schriften seiner Zeit weit voraus war. Das bezeugt, dass das Stiftskapitel Innichen einst ein wichtiges religiöses Zentrum, aber auch ein wichtiges geistiges, alternativ denkendes Zentrum war.

Gründung des Stiftsmuseums vor 40 Jahren
Die Gründung des Stiftsmuseums vor 40 Jahren geht auf den damaligen Stiftpropst Hans Huber zurück. Dieser hatte den Innichner Historiker Dr. Egon Kühebacher bereits 1973 beauftragt, den sogenannten Kornkasten, das älteste Haus in Innichen, ein Kapitelhaus, zu sanieren und dort ein Museum einzurichten. Ein paar Jahre zuvor, 1969, war die Stiftskirche saniert worden. Dabei wurden einige spätere Einbauten herausgenommen, z.B. der neue Tabernakel, für die ein neuer Platz gefunden werden musste. Und die Bücher der Bibliothek und Akten des Archivs mussten geordnet und fachgerecht aufbewahrt werden. Für Huber und Kühebacher war klar, dass diese Objekte in Innichen bleiben mussten und dort in einem Museum aufbewahrt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollten.

Interview mit Hansjörg Plattner

Hansjörg Plattner, Präsident
des Vereins Candimus Kuratorium Stiftsmuseum Innichen EO.

Das MIK wird vom Candimus Kuratorium Stiftsmuseum Innichen EO geführt. Seit wann sind Sie Präsident dieses Vereines?
Hansjörg Plattner: Der Verein Kuratorium Stiftsmuseum Innichen EO besteht seit 2007, er wurde gegründet, um die Betreuung der „Innichner Schätze“ zu übernehmen. Eigentümer vom Museumsgebäude, Domschatz, Bibliothek und Archiv ist der Mensalfond-Kollegiatstift Innichen, der Rechtsnachfolger des Stiftskapitels Innichen, angesiedelt bei der Diözese Bozen Brixen. 2020 hat es einen Wechsel in der Führung des Vereins gegeben, seit damals bin ich Vorsitzender, 2022 wurde ich wiederbestätigt.

Wie war der Werdegang dieser Einrichtung in den vergangenen vier Jahrzehnten?
1981 war der Kornkasten saniert, zwei Jahre später konnte das Museum eröffnet werden. Ein paar Jahre danach wurde der Dachboden ausgebaut und so zusätzlicher Platz für Vitrinen geschaffen. 2007 kam als zweites Museumsstandbein hinzu, ein Trakt des Franziskanerklosters, es ergab sich so die Möglichkeit die alten Akten besser unterzubringen und zusätzliche Sammlungen wie das Gemeindemuseum (barocke Volkskultur) und das Römermuseum (Fundstücke aus der Zeit als Innichen eine römische Straßenstation war) dem Publikum zugänglich zu machen. Leider ist der Mietvertrag mit den Franziskanern inzwischen ausgelaufen, diese zusätzlichen Museumsräume mussten abgetreten werden, ein Teil der Römersammlung wird nun im Kornkasten gezeigt.

Wie aufwändig ist die Führung dieser Einrichtung, die Museum, Bibliothek und Archiv in einem ist und muss ein Museum den modernen Anforderungen von heute entsprechen, oder hat ein Ort wie das MIK ohne digitale Unterstützung einen ganz besonderen Reiz?
Museum auf der einen Seite und Bibliothek und Archiv auf der anderen Seite sind zwei unterschiedliche Einheiten die getrennt zu betreuen sind. Das Museum ist dem Publikum zugänglich, die alten Dokumente Fachpersonen. Archiv und Bibliothek bilden aber einen Fundus aus dem immer wieder Dokumente herausgeholt werden können um spezielle Themen darzustellen, z.B. wie war die Wirtschaftsweise des Kapitels, und diese mit Aktuellem zu verknüpfen. Darin liegt das Potential des Museums. Wir leben von den originalen Dokumenten und Objekten, ziehen es vor in persönlichen Führungen oder Aktionen den Besuchern die Besonderheiten näher zu bringen.

Vielen Dank für das Gespräch!
SH