Pfalzen/Pfunders – Der große Klassiker der Pustertaler Bergläufe ist nicht mehr. Nach 20 Ausgaben machen die Organisatoren des „Tiefroschtn X-trem“ Schluss. Im Puschtra Magazin blickt Christoph ‚Macki Nacki‘ Brugger zurück auf zwei Jahrzehnte bewegte und verrückte Berglauf-Geschichte.
Wer neue Wege geht, wird oft belächelt. Spinner sagen die einen, Pioniere sagen die anderen. Christoph Brugger aus St. Georgen und sein Kollege Hans Berger aus Pfalzen waren irgendwie beides – Spinner und Pioniere – als sie im Jahr 2003 daran gingen einen Berglauf zu veranstalten, der alle damals gängigen Grenzen sprengte.
„Die Idee zur Streckenführung des ‚Tiefroschtn X-trem‘ kam mir, als ich vor vielen Jahren den Pfunderer Höhenweg mal an einem Tag bewältigt habe“, erzählt Christoph. „Da keimte in mir der Gedanke, dass man ein Teilstück davon gut als Team-Lauf machen könnte.“
Gedacht – getan. Wobei die Idee nicht auf viel Gleichgesinnte stieß. Anfang der 2000er-Jahre gab es noch kaum Extremläufe. „Die erste Reaktion vieler Leute war schlicht: Ihr spinnt doch! Das ist zu lang. Das kann nicht gut gehen“, erinnert sich Christoph. Aber er und Hans Berger ließen sich nicht einschüchtern. Am 05. Juli 2003 gingen insgesamt 21 Lauf-Paare an den Start am Lappacher Stausee. Vor ihnen lagen sagenhafte 21 Kilometer hochalpine Laufstrecke, 1.580 Höhenmeter und ein Kraftakt der nicht umsonst mit den vielsagenden Worten „….ist er zu lang, bist du zu schwach!“ betitelt wurde.
Die Brüder Hartmann und Manfred Wurzer liefen damals nach 02:26 Stunden als erste über die Ziellinie an der Tiefrastenhütte. Zu lang? Zu hart? Zu extrem? Die Teilnehmer:innen der ersten Ausgabe straften alle Kritiker lügen. Und der Mythos „Tiefroschtn X-trem“ war geboren.
Aufgeben? Niemals!
„Der Gesichtsausdruck voller Erschöpfung und Freude, der sich im Schweiß der Männer und Frauen beim Zieleinlauf abzeichnet, war für uns Veranstalter immer die größte Belohnung“, blickt Christoph mit Freude zurück. Dabei war der Weg hin zu dieser Belohnung jedes Jahr ein echter Thriller. Transport, Verpflegung und nicht zuletzt das liebe Wetter stellten Christoph und Hans jedes Jahr vor neue Herausforderungen. „Ich weiß gar nicht mehr wie oft das Rennen kurz vor der Absage stand und dann doch noch gut über die Bühne ging“, schmunzelt Christoph. „Dass alles immer gut gelaufen ist, haben wir den vielen Helfern zu verdanken und den Hüttenwirten, die uns stets unterstützt haben.“
‚Gut gelaufen‘ hat bei Bergläufern allerdings einen anderen Maßstab. Christoph erzählt von lustigen Missgeschicken, herausgeschlagenen Zähnen, Platzwunden, Hubschraubereinsätzen und Sachschäden – alles war dabei in diesen 20 Jahren, die den Berglauf im Pustertal revolutioniert haben. „Hat man uns damals noch als Spinner bezeichnet, ist der Lauf mit seiner Distanz und Härte heute ein klassischer Berglauf“, sagt Christoph. „Die Berglaufszene hat sich grundlegend verändert. Und gar einige stellen sich mittlerweile weit größeren Herausforderungen.“
Das Pustertal ist zu einem Hotspot der Bergläufer geworden. Wer ein wenig hoch oben unterwegs ist, dem fallen die zahlreichen Läufer auf, die regelmäßig auf Wegen und Trails trainieren. Christoph und sein Kollege Hans Berger haben dieser Bewegung quasi den Weg geebnet. Bei der Auflage des Rennens im Jahr 2009 waren sage und schreibe 82 Lauf-Paare am Start, selbst in der Zeit der Pandemie hat der Lauf stattgefunden, wenngleich mit noch größerem Aufwand. Die Organisatoren haben stets alles gegeben, um den Mythos „Tiefroschtn X-trem“ zu hegen, zu pflegen und aufrecht zu erhalten.
Jetzt aber ist Schluss. Nach 20 Ausgaben, nach zwei Jahrzehnten und vielen unvergesslichen Läufen sagen Christoph Brugger und Hans Berger ’servus‘. Das runde Jubiläum schien beiden der richtige Zeitpunkt, um diese Ära zu beenden. Ihr Erbe aber lebt weiter. „Um die Zukunft des Berglaufs im Pustertal mache ich mir keine Sorgen“, sagt Christoph. Er und Hans Berger haben dem Berglauf im Pustertal aus den Kinderschuhen geholfen. Jetzt liegt es an anderen den nächsten Schritt zu machen. RF
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