Mit gerade mal 22 Jahren kann sich Hannah Auchentaller bereits Weltmeisterin nennen. Die junge Antholzerin ist drauf und dran, in die großen Fußstapfen ihres Vaters Armin zu treten.
Nach einer wilden Achterbahnfahrt in der abgelaufenen Saison will sich die Nachwuchshoffnung Schritt für Schritt im Weltcup etablieren, um künftig den Starts die Stirn bieten.
Hannah, du stammst aus einer Biathlon verrückten Familie, war es für dich von klein auf klar, dass du auch Biathletin werden willst, oder wie hast du mit dem Sport begonnen?
Hanna Auchentaller: Als Antholzerin erklärt sich das ja von allein! Viele meiner Freunde hatten mit Biathlon begonnen und ich habe gesehen, wie viel Spaß es ihnen machte, da wollte ich natürlich auch dabei sein. Mein Papa hat mich daraufhin zum Verein gebracht. Von klein auf Profi werden, war nicht unbedingt mein Ziel. Erst während meiner Schulzeit in der Sportoberschule Mals hat sich das zunehmend herauskristallisiert.
Hat dein Vater Armin keine größere Rolle gespielt, dich zum Biathlon zu bringen und dich zu fördern?
Das ist eine lustige Geschichte, mein Papa wollte eigentlich, dass wir Kinder alles andere als Biathlon machen! Einfach weil Sieg und Niederlage so nahe beieinander liegen und der Beruf Profisportler kein leichter ist. In meiner Jugend habe ich viele andere Sportarten wie Radfahren, Leichtathletik oder auch Fußball ausprobiert. Dann ist sein Vorhaben mich vom Biathlon fernzuhalten kläglich gescheitert. Nachher durchlief ich einen ganz traditionellen Werdegang, der mich über den Landeskader in die Juniorennationalmannschaft und in die Sportgruppe führte. Mit 19 debütierte ich schließlich im IBU-Cup.
Im Dezember 2021 gibst du etwas überraschend dein Debüt im Weltcup Sprint von Östersund, wie kam es dazu?
Da war ich so nervös! Es war ein klein wenig dramatisch, denn von meinen allerersten Weltcupeinsatz habe ich erst am Tag zuvor um zehn Uhr abends erfahren. „Pack deine Koffer, um vier Uhr in der Früh geht’s los“, hieß es. Daraufhin habe ich kein Auge mehr zugemacht und erstmal meinen Papa angerufen. Doro und Lisa haben mich im Weltcup Team gut aufgenommen. Dann konnte ich es auch genießen, als jüngste Athletin erwartete niemand etwas von mir. Die Devise war rein Erfahrung zu sammeln.
In der Übergangsaison 2021/22 hat sich das italienische Team verjüngt und das Projekt Olympia 2026 forciert. Wie lief die Vorbereitung für deine erste Saison bei den Großen?
Wenn du einmal in den Weltcup reingeschnuppert hast, willst du natürlich dahin zurück. Das Ziel war also erneut einen Weltcupplatz zu ergattern. Mir war bewusst, dass ich dafür in der Vorbereitung zwei, drei Schritte nach vorne machen musste. Im Training mit dem A-Team hatte ich eine ständige Konfrontation mit Lisa und Doro, da habe ich täglich gespürt wie viel noch fehlt, um ihr Level zu erreichen. Es war schon manchmal frustrierend, wenn du dachtest, eigentlich habe ich mich heut gut gefühlt, aber gegen Doro konnte ich nichts ausrichten.
Wie schaffst du es dabei, dich nicht unterkriegen zu lassen und am Ball zu bleiben?
Kleine Erfolgserlebnisse im Training und der monatliche Fortschritt motivieren einem dazu,durchzubeißen und noch mehr Gas zu geben. Es ging mir darum, an mir selbst zu arbeiten und in jeder Hinsicht besser zu werden. Zusammen mit Linda und Rebecca, bilde ich das Trainings-Trio in Antholz, wir spornen uns gegenseitig an und haben einen super Teamspirit.
Mit einem guten vierten Platz im IBU-Cup hast du das Ticket für den Weltcup gelöst. Beim Heimweltcup in Antholz ging dein Auftritt allerdings etwas daneben.
Vor der Staffel war ich extrem angespannt, meine Hände zitterten. Ich versuchte mich abzuschotten und mich auf mein Rennen zu konzentrieren, was mir nicht sonderlich gut gelungen ist. Zuhause kennst du jeden am Streckenrand, die Erwartungshaltung ist nochmals höher. Im Rennen wurde es mir einfach zu viel, als Nummer zwei am Schießstand fing ich an zu zittern, von Sekunde zu Sekunde wurde es schlimmer, hab dich Reservepatronen nicht mehr reinbekommen. Die Tage nach dem verpatzen Rennen waren zäh. Ich hatte das Gefühl meine Teamkolleginnen in Stich gelassen zu haben und hatte nicht mehr wirklich Lust aufs Training, aber habe auch daraus gelernt.
Wie bist du aus dem kleinen Loch wieder herausgekommen?
Für ein paar Tage habe ich mein Handy weggelegt und keine News gelesen. Auch mein Vater Armin hat mich dabei unterstützt. Nach einer Trainingseinheit hatte ich noch zwei volle Magazine. Armin sagte: „Die schießt du jetzt nicht einfach so! Stell dir vor du bist am entscheidenden Schießen bei WM, ich mach den Stadionsprecher“. Ich verfehlte dreimal die Zielscheibe. Daraufhin gab er mir ein paar wichtige Tipps.
Bei der Weltmeisterschaft in Oberhof konntest du seinen Ratschlag im Staffelrennen hervorragend umsetzen und gemeinsam mit dem Team Geschichte schreiben!
Beim Frühstück hieß es noch, dass die Staffel wegen Schlechtwetter abgesagt werden könnte. Wir haben es locker genommen und uns so vorbereitet, als würde das Rennen normal stattfinden. Die Warterei bis zum Start habe ich mit Rebecca verbracht, wir habe sogar etwas gepuzzelt, um uns abzulenken. Als Doro in Führung liegend näher zum Wechsel kam, gab es einen Moment wo mir schlecht wurde und sich mein Magen umdrehte. Dann gings aber schon ins Rennen und hatte nicht groß Zeit, um nachzudenken. Als ich das Schießen hinter mir gebracht habe, war ich extrem erleichtert und habe mich in der Schlussrunde nochmals völlig verausgabt. Im Ziel wusste ich nicht mehr wie viele Nachlader ich gebraucht habe, war also total im Tunnel. Ich habe immer noch nicht ganz realisiert, was wir da geleistet haben.
Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg in der anstehenden Saison!
MT/BP
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