Was 1971 mit den ersten Biathlon-Wettkämpfen für Jäger und Förster begonnen hat, wird in zwei Jahren bei den Olympischen Winterspielen 2026 seinen Höhepunkt erreichen. Wie aus einem Nischensport der Wirtschaftsmotor einer gesamten Talschaft wurde, lesen Sie hier.
Durch ihre Langlauf- und Biathlon-Infrastrukturen ist die Gemeinde Rasen-Antholz mittlerweile weit über die Grenzen hinaus bekannt. Im Biathlonzentrum von Antholz-Obertal finden alljährlich die Biathlon Weltcup-Wettkämpfe mit unzähligen Besuchern:innen statt. Die Planung, Organisation und Ausführung des alljährlich stattfindenden Biathlon Weltcup in der Südtirol Arena – des größten Sportevents Südtirols – beschäftigt eine große Zahl an Mitarbeitern:innen, freiwilligen Helfern und Einsatzkräften. „Wir beschäftigen zurzeit elf fixe Mitarbeiter:innen“, sagt Lorenz Leitgeb, der Präsident des OK-Teams, „fast alle davon kommen aus der Talschaft.“ Als beeindruckender Erfolg ist der starke Rückhalt seitens der Bevölkerung sowie der große Zusammenhalt und die Gastfreundlichkeit der über 1.000 freiwilligen Mitarbeiter:innen zu verbuchen; sie legen größtes Augenmerk darauf, dass sich die Fans rundum wohl fühlen. Die Besucher:innen sollen optimalste Bedingungen vorfinden, eine perfekte Organisation erleben und sich im Antholzertal eine Woche lang bestens unterhalten. Schließlich ist Antholz zum Publikumsmagnet avanciert, und man erwartet alljährlich Zuschauerzahlen von bis zu 65.000. Seit Langem schon spielt der Tourismus in Rasen-Antholz eine zentrale Rolle – das Langlauf- und Biathlonzentrum in Antholz Obertal ist dabei das Fundament des touristischen Angebots. Nicht nur im Winter, auch im Sommer findet sowohl der aktive, als auch der erholungssuchende Gast vielfältige Möglichkeiten, ob am Antholzer See oder in den Bergen des Naturparks Rieserferner-Ahrn. Mit ungefähr 3.500 Betten und ca. 440.000 Nächtigungen ist der Tourismus somit das Zugpferd in der Wertschöpfungskette. Die Biathlon-Großveranstaltungen tragen den guten Ruf dieses attraktiven Gebietes natürlich ein Stück weiter in die Welt hinaus. Dieser beachtliche Marketingeffekt ist nicht nur für Südtirol als Sportland wichtig, sondern auch der Tourismus, der Dienstleistungssektor, die lokalen Wirtschaftskreisläufe und das Handwerk profitieren davon.
Jahrzehntelange Erfahrung
Was 1971 mit den ersten Biathlon-Wettkämpfen für Jäger und Förster – organisiert vom Hotelier Paul Zingerle – begonnen hat, wird in zwei Jahren seinen Höhepunkt erreichen: die Olympischen Winterspiele 2026. Ein denkwürdiges Ereignis, das große Auswirkungen auf die Wirtschaft des Antholzertals und weit darüber hinaus haben wird. Eine große Chance nicht nur für Antholz also, sondern fürs ganze Land, sich von seiner besten Seite zu zeigen und unter Beweis zu stellen, dass Südtirol sportliche Großveranstaltungen mit Kompetenz und Erfahrung ausrichten kann. Doch spulen wir die Zeit nochmal zurück ins Jahr 1971: Durch diese ersten Biathlon-Wettkämpfe für Jäger und Förster entstand Interesse für einige damalige National-Teams, in Antholz ihre Trainingslager aufzuschlagen und somit war dies der Beginn für die internationalen Biathlonwettkämpfe und auch der Start des Biathlon Weltcups im Jahr 1978. Über die Jahre mit jährlichen Weltcups und bisher sechs Weltmeisterschaften (1975, 1976, 1983, 1995, 2007 und 2020) hat sich der Biathlonsport nicht nur in Antholz, sondern weltweit zu einer der führenden Wintersportarten entwickelt. In zwei Jahren dann die Olympischen Spiele! Schon jetzt ist von einem unschätzbaren Werbeeffekt die Rede und dass dieses Ereignis einen allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwung bringen wird. Antholz, das sich mit den Weltcups schon mal gut auf dieses Mega-Event einübt, wird jedenfalls bereit sein, die Spiele auszurichten. „Die Beschneiungsanlage ist bereits fertiggestellt, und die Bauarbeiten werden voraussichtlich im November dieses Jahres abgeschlossen“, sagt Lorenz Leitgeb, „Sobald die Infrastruktur fertiggestellt ist, werden wir bereit sein.“ Auch wenn die Organisation von Olympia aufwändiger und vor allem das Thema Sicherheit ein ganz spezielles sei, schaut der OK-Präsident dem Großereignis positiv gestimmt entgegen. Die Organisationsmaschinerie ist dank der im Laufe der Jahre gesammelten großen Erfahrung einsatzbereit. In puncto Nachhaltigkeit kann gesagt werden, dass die im Hinblick auf die Olympischen Spiele vorzunehmenden Anpassungen am Stadion es zudem ermöglichen, die zukünftigen Weltcup-Rennen auf höchstem Niveau durchzuführen. Und auch die Investitionen an den Infrastrukturen im größeren Umfeld werden nach Olympia Vorteile haben; dazu zählen Projekte wie die Riggertalschleife oder die Umfahrung von Percha, an denen bereits gearbeitet wird. SH
„Zugpferd“ Biathlon? Inwieweit trifft diese Bezeichnung zu?
Biathlon-Weltcups oder Biathlon-Weltmeisterschaften sind Großveranstaltungen mit einer hohen medialen Sichtbarkeit und Reichweite. Die „Marke“ Biathlon Antholz ist Ausdruck einer 50-jährigen Entwicklung und steht für sportliche Professionalität und Kompetenz, Gastfreundschaft und vor allem ist es ein Sportfest mit viel ehrenamtlichem Engagement und tollen Sportfans. Die Südtirol Arena wird durch die Biathlon Veranstaltung zu einer Visitenkarte für das ganze Land.
Welche Wirtschaftssektoren profitieren Ihrer Ansicht nach neben dem Tourismus am stärksten von den Biathlon-Großveranstaltungen?
Die Wertschöpfungskette umfasst eine Vielzahl von Akteuren und Dienstleistern, welche direkt und indirekt Effekte generieren. Neben der Beherbergung und Gastronomie sind es die Sektoren Dienstleistung/Unterhaltung, Handel, Bau und Transport.
Welche Rolle spielt im ganzen Gefüge das Ehrenamt?
Einige Zahlen bringen zum Ausdruck, auf welchen Säulen ein Biathlon-Weltcup aufbaut. So sind insgesamt 18 Freiwillige Feuerwehren im Einsatz, um den Brandschutz- und Ordnungsdienst zu organisieren. Das Biathlon Weltcup Komitee organisiert und koordiniert zwischen 800 bis 1.000 freiwillige Helfer. Viele Sympathiewerte für die Biathlon-Veranstaltung und bleibende Eindrücke sind das Ergebnis der Freundlichkeit und des Engagements der Ehrenamtlichen. SH