Edelmetall in fast allen ausgetragenen Wettkämpfen und dazu ein denkbar knapper Sieg gegen einen haushohen Favoriten im Halbfinale: So liest sich die Bilanz des Team Italy bei der Europameisterschaft der Jugend und Junioren im Eisstockschießen 2024.
Der Delegationsleiter der „Azzurri“, Christian Oberhofer, blickt auf die Höhen und Tiefen der Kontinentalmeisterschaften in Bruneck zurück.
Insgesamt sieben Medaillenentscheidungen gab es bei der 59. Ausgabe der Nachwuchs-Europameisterschaften im Eisstockschießen aller Klassen Ende Jänner in der Brunecker Intercable-Arena. In sechs Fällen holten die einheimischen Frauen und Männer Edelmetall. Welchen Stellenwert nehmen diese Erfolge im heimischen Stocksport ein?
Christian Oberhofer: Die größte Leistung war ohne Zweifel der Vize-Europameistertitel der U23 der Männer im Mannschaftsspiel. Dort haben die Jungs in einem hochdramatischen Halbfinale das große Ziel erreicht: die haushohen Favoriten aus Deutschland zu schlagen. In der zweiten Disziplin, den sogenannten „Zielwettbewerben“ bleibt nach diesen Titelkämpfen aber die ernüchternde Einsicht, dass wir den Top-Nationen Österreich und Deutschland in allen Kategorien (U16, U19, U23) weit unterlegen sind. Da war realistisch gesehen nie mehr drin als die eroberten Bronze-Medaillen. Und was die Ergebnisse in den Mannschaftswettbewerben betrifft, ist es so, dass tatsächlich nur wenige Nationen mit dabei waren. Also war das Erreichen der dritten Plätze – natürlich hinter Österreich und Deutschland – quasi Pflicht. Kurz gesagt hätte es durchaus etwas mehr sein können, aber in Summe sind wir zufrieden mit diesen Europameisterschaften, weil Jede und Jeder im Team Italy eine Medaille erobern konnte.
Sie haben die außergewöhnliche Leistung der Herren im Mannschaftsspiel der U23 erwähnt. Wie viel hat dort im Finale gegen Österreich eigentlich zum Titelgewinn gefehlt?
Das Finale war eine klare Angelegenheit für die Österreicher, da gibt es nichts zu diskutieren. Aber in Erinnerung bleibt mir vor allem das unfassbar spannende Halbfinale gegen Deutschland, das sogar in die Verlängerung ging. In dieser Partie haben Fabian Eder, Noah Egger, Georg Mumelter, Matthias Reiterer und Daniel Stuppner herausragend gespielt und den großen Favoriten Deutschland in die Knie gezwungen. Nach diesem Thriller war die Mannschaft komplett erschöpft. Zwischen dieser Partie und dem Finale gab es lediglich zehn Minuten Pause. So gesehen war der deutliche Erfolg Österreichs im Endspiel also keine Überraschung.
Team Austria hat diese Titelkämpfe geradezu dominiert. Was machen die Österreicher noch besser als die Südtiroler im Team Italy?
Der wesentliche Unterschied liegt darin, dass man jenseits des Brenners, also in Österreich, aber auch in Deutschland eine ungleich größere Auswahl an Frauen und Männern hat, die den Stocksport regelmäßig betreiben. Wer für das Nationalteam dieser beiden Nationen spielen will, sei es im Jugendbereich als auch bei den Erwachsenen, der muss sich in einem äußerst selektiven Verfahren gegen jede Menge Konkurrenten durchsetzen. Außerdem hat man bei diesen zwei „Großmächten“ des Eisstockschießens auch im Sommer hervorragende Trainingsmöglichkeiten – was bei uns leider nicht der Fall ist. Der Qualitätsunterschied ist also strukturell und quantitativ bedingt.
Die europäischen Titelkämpfe in der Intercable-Arena waren ein Sportfest, das top organisiert war. Schielt man bei den Organisatoren vielleicht schon auf die Austragung eines anderen Groß-Events in Bruneck?
Die Planung, Organisation und Durchführung dieser Europameisterschaften ging vom ESC Luttach aus. Die Verantwortlichen rund um OK-Präsident Freddy Zimmerhofer haben vier Tage lang hervorragende Arbeit geleistet. Ich denke, es wird wieder ähnlich hochklassige Wettkämpfe geben, wenn ab Mitte Juli dieses Jahres der Euro Grand Prix der Altersklasse U16 in Bruneck stattfindet. Dieses Event wird vom ASC St. Georgen organisiert und geht wiederum in der Intercable Arena über die Bühne. Man kann sich also jetzt schon freuen auf internationalen Stocksport, eine Top-Organisation und Gäste aus ganz Europa.
RF
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