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Rolands Pushtra

Pustertal – Multidimensionaler Groove trifft auf Puschtra Dialekt: Der bekannte Schlagzeuger und Sänger Roland Egger hat ein neues Musikprojekt kreiert.

Roland Egger ist seit Jahrzehnten ein Leuchtturm in Südtirols Musikszene und weit über die Grenzen. Zahlreichen Bands hat der gebürtige Olanger seinen Rhythmus verliehen sowie seinen charakteristischen Gesang – vorwiegend auf Englisch. Mit Bandkollegen aus Österreich und dem Trentino kam irgendwann die Sprache aufs Tapet; auf beiden Seiten des Brenners erkannte man im Südtiroler Dialekt ein interessantes Potential. Egger war anfangs skeptisch, ob das funktionieren würde. Schließlich war es Gitarrist und Freund Valerio De Paola, der die entscheidende Überzeugungsarbeit leistete.

Pushtra
Das Projekt Pushtra wurde geboren: Bildhafte Texte, aus dem Leben erzählt, fügen sich gekonnt phrasiert in das markante Tempo des Schlagzeugs ein, während Gitarren, Piano, Hammond, Saxophon und Akkordeon die emotionale Stimmung virtuos einfangen. Vier Titel sind eingespielt, sie heißen: „Auraum“ (aufräumen), „Mittn afn Mund“, „Wenn du des warsch“, „Wou bischen“. Pustertaler Dialekt verschmilzt mit Soul, Funk und Rhythm & Blues. Es geht ums Aufräumen, vordergründig, aber auch darum, das eigene Leben in den Griff zu bekommen. Es geht um Sehnsucht, um Liebe und Melancholie. Die Stücke klingen elegisch und tief emotional. Wie mitten aus dem Leben. Und sie wirken authentisch, vielleicht auch deshalb, weil Roland Egger sich in seiner Muttersprache ausdrückt. Vier weitere Titel kommen bald dazu und noch vor Weihnachten sollte das fertige Album „Auraum“ vorgestellt werden. Neben Egger am Schlagzeug, sind Valerio De Paola, Flavio Zanon, Michele Bonivento, Florian Bramböck, Christian Wegscheider zu hören. Warum der Name Pushtra? Das Pustertal sind Eggers Wurzeln. Und der Sound soll pushen!

Vollblutmusiker
Schon als Kind fiel Rolands Musikalität und schöne Stimme auf. Mit 14 dann beschaffte er sich ein altes Schlagzeug, um Vorbildern wie Ian Paice von Deep Purple oder John Bonham von Led Zeppelin nachzueifern – und dazu zu singen. Gesang plus Schlagzeug – Eggers geniales Markenzeichen bis heute. Als singender Schlagzeuger tourte er mit seiner ersten Band, Readly Ash, durch Südtirols Discos. Nach der Oberschule studierte Egger am Essex-College. Der Aufenthalt in England intensivierte seine Begeisterung für die Musik – auch wenn berufliche Verpflichtungen ihn zurück in die Heimat riefen. Im Südtirol der 1980er-Jahre sind seine nächsten Stationen die Bluesband Trinciato Forte und die Rockgrupppe New Flash. Mit Trinciato Forte gelingt 1985 der Sprung ins Vorprogramm von Marla Glen, Stanley Clarke, George Duke und später Robben Ford. Als Vollblutmusiker war Egger weiters bei der Instrumentalband Taglio Fino und den Big Bands Die Musik und Hanspeters Orchestra dabei, es folgten die Soulband Black Note, das Trio Dog Party und die Unterhaltungsband Cool Breeze. In Richtung Jazz orientierte sich Egger mit dem Trio Threeo, während er mit Soulmate sich von Motown inspirieren ließ, oder mit dem Trio Rowland’s Good News hochkarätige Musikerfreunde einband. Am eindringlichsten jedoch die Formation Incredible Southern Blues Band, die seit 35 Jahren nach wie vor aktiv ist. Als verlässlicher Drummer ist Roland Egger wegen seines gefühlvollen Spiels auch bei internationalen Künstlern beliebt. Die Liste seiner Tour-Engagements ist lang: Jennifer Williams, Kenneth Bailey, Michael Rosen, Ty Le Blanc, Joyce Elaine Yuille, Luca Bright, Hubert Tubbs, Alan Farrington, Leroy Emmanuel, James Thompson, Gail Anderson.

Auraum
Roland Egger ist ein Musiker mit Herz, Leidenschaft und Können. Beruflich ist der Promovierte Inhaber einer Dienstleistungs- und Beratungsfirma. Weiters führt er ein Agenturunternehmen und unterstützt Veranstalter und Bands bei bürokratischen Abwicklungen. Aufgrund seiner Bekanntschaften zu internationalen Profimusikern kennt er die Szene wie kaum ein anderer in Südtirol. Selbst auch als Profimusiker zu arbeiten, war eigentlich Eggers Traum seit Kindheit, „aber es kommt im Leben nicht immer so, wie man es gerne hätte“, sagt er mit einigem Bedauern. „Rückblickend würde ich mich aus heutiger Sicht wahrscheinlich für die Musik entscheiden. In meiner Freizeit lasse ich mich aber ganz in meine Passion fallen. Denn Musik schenkt mir höchstes Vergnügen, ich kann nicht auf sie verzichten.“ Im kommenden Jahr will Roland Egger beruflich etwas leiser treten, um dann etwas mehr Zeit für die Musik zu haben. Um seinen Inspirationen Ton und Rhythmus zu verleihen und sich musikalisch noch mehr zu entfalten. Das Leben besteht aus Etappen, das Eine geht, das Andere erhält Priorität. Immer wieder. „Auraum“ eben im Leben.
IB