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Die Tatkräftige

Südtirol – Auf 15 Jahre intensive Arbeit in der Politik darf Waltraud Deeg bald zurückschauen. Dabei ging und geht es der „immerwährenden Optimistin“ stets darum, die Herausforderungen, die sich ihr stellen, konkret und ehrlich anzugehen. Welche Wünsche die Pustertaler Politikerin mit sozialer Ader für die Zukunft hat und welche Werte sie vertritt, lesen Sie an dieser Stelle.

Frau Waltraud Deeg, gehören Sie zu jenen Menschen, die sich Vorsätze für das neue Jahr machen? Verraten Sie uns die Ihren?
Waltraud Deeg: Einen guten Vorsatz habe ich für jeden Tag: Etwas Gutes tun und das Beste von sich geben.

Heuer werden es 15 Jahre, dass Sie politisch aktiv sind: In relativ kurzer Zeit haben Sie es von der Gemeindepolitikerin zur Landesrätin, Vizepräsidentin der Region, Landeshauptmannstellvertreterin (bis 2024) und schließlich zur Vorsitzenden des IV. Gesetzgebungsausschusses gebracht. Was ist Ihr persönliches Erfolgsgeheimnis?
Ich mag Menschen, arbeite gern und viel, ich gestalte gern, ich liebe neue Herausforderungen und ich bin eine immerwährende Optimistin. In der Politik gibt es -wie Sie wissen- auch schwierige Momente und man erlebt viel, da ist Professionalität wichtig und ebenso wichtig ist es, sich den Blick für das Wesentliche und das Gute zu bewahren.

Gibt es auf Ihrem beruflichen Weg bestimmte Meilensteine, die für Sie besonders wichtig waren?
Besondere Momente gibt es in 15 Jahren Politik einige. Es sind jene Augenblicke für mich, wo Menschen mir ihr Vertrauen entgegenbringen und in gemeinsamer konstruktiver Zusammenarbeit etwas Konkretes weitergeht. Wenn etwas gelingt und gut läuft, kann ich mich unglaublich darüber freuen. Ein wichtiger Moment war beispielsweise die Gründung des Sanipro, eines Gesundheitsfonds für über 30.000 Mitarbeiter:innen in den öffentlichen Verwaltungen Südtirols im Jahr 2018, und die Einführung des Euregiofamilienpasses. Der Euregiofamilienpass ist ein Euregioprojekt für über 40.000 Familien in Südtirol und in enger Zusammenarbeit mit Tirol und Trient. Da hatte ich das Gefühl, hier entsteht etwas richtig Gutes.

Nach und nach wagen sich immer mehr Frauen aufs politische Parkett. Gibt es etwas, das Sie ihnen mit auf den Weg geben möchten?
Mutig sein und sich trauen. Keine Angst vor Rückschlägen haben, denn auch diese gibt es. Sich nicht klein machen und sich nicht klein machen lassen, denn es begegnen dir auch Menschen, die dir den Erfolg nicht gönnen, und das Wichtigste: Freude haben, an dem was du machst. Nur wenn man etwas gern macht, kann man gut darin sein. Für mich war es auch immer wichtig, eine gute Ausbildung und einen Beruf zu haben, um unabhängig zu sein und frei im Denken.

Sie sind sehr sportlich und viel in der Natur und auf den Bergen unterwegs – schöpfen Sie aus diesen Naturerfahrungen Kraft für Ihren intensiven Alltag?
Ja, die Berg- und Naturerfahrungen sind für mich wichtig. Berge sind Orte der Kraft und sie sind stille und große Lehrmeister. Berge lehren uns konzentriert und fokussiert zu sein, achtsam und mutig auf ein Ziel hinzugehen. Man lernt Kräfte richtig einzuteilen, seine Grenzen kennenzulernen und sie auch immer wieder zu überwinden. Die Begegnung mit einem Berg ist eine ehrliche und prägende. Man muss seine Komfortzone verlassen und man knüpft gute Freundschaften auf dem Weg.

Wenn Sie Ihren Alltag in der Politik mit einer Bergtour vergleichen – welches ist dann derzeit der höchste Gipfel, den sie anpeilen?
Es geht mir in meiner politischen Arbeit und in meinem Leben darum, die Herausforderungen, die sich stellen, konkret und ehrlich anzugehen. Politisch ist das nächste (Gipfel-) Ziel: Maßnahmen für gute Arbeitsplätze mit guten Löhnen, gute Rahmenbedingungen für junge Menschen, Familien und Seniorinnen und Senioren und die Stärkung unserer Autonomie.

Der sozialpolitische Flügel der Südtiroler Volkspartei tritt seit kurzem unter der Bezeichnung Die soziale Mitte der SVP auf. Was genau ist darunter zu verstehen?
Nach 50 Jahren stellt sich der sozialpolitische Flügel der Südtiroler Volkspartei neu auf. Wie die ‘Mitte‘ das Rückgrat einer Gesellschaft ist, ist ‘Die soziale Mitte‘ das Rückgrat einer breit aufgestellten, modernen Volkspartei. ‘Die soziale Mitte‘ steht für wirtschaftliche Stabilität, für Chancengleichheit und für den sozialen und politischen Ausgleich in unserer Gesellschaft. Es ist gerade jetzt wichtig, die soziale Mitte und somit den gesellschaftlichen und politischen Ausgleich zu stärken und somit der zunehmenden Polarisierung und den immer extremeren Positionen, die auch immer lauter werden, etwas entgegenzusetzen.

Welche Grundwerte vertritt “Die soziale Mitte”? Sind dies Werte, für die Sie auch privat einstehen können?
Ja, natürlich. Mir ist es wichtig, dass wir eine Politik für alle gestalten durch eine gute und moderne Bildung und Ausbildung und gute Wohnräume. Wir müssen wieder einen Richtungswechsel in Sanität und Pflege hinbekommen und in die Menschen investieren, damit wir keine Zwei- oder Mehrklassensysteme haben und die Dienste flächendeckend und wohnortnah auch in Zukunft angeboten werden. Und ganz grundsätzlich: Den Willen sich einzusetzen für das Gute und das Gerechte war auch der Grund, warum ich schon in meiner Jugend Rechtsanwältin werden wollte. Ich wollte an der Seite jener stehen, die um ihre Rechte kämpfen müssen, und keine Lobby hinter sich haben.

Vor einem Jahr haben Sie auf Ihren Posten als Landesrätin für Arbeit, Europa und Personal verzichtet. Wie bewerten Sie diese Entscheidung rückblickend?
Ich habe mich über das Vertrauen und über die fast 11.000 Vorzugsstimmen sehr gefreut. Die vergangene Legislatur war für alle eine sehr fordernde und schwierige Zeit. In Landesregierung mussten wir -insbesondere in der Zeit der Pandemie- unendlich schwierige und harte Entscheidungen treffen und wir waren in unserer Autonomie sehr stark an staatliche Vorgaben gebunden.
Nun: Ich bin ein durch und durch politischer Mensch und die Arbeit in der Südtiroler Landesregierung war immer etwas ganz Besonderes für mich. Aufgrund meiner politischen Erfahrungen der letzten zehn Jahre wusste ich auch, dass mit diesen Zuständigkeiten (Personal ohne Generaldirektion und Finanzen zum Beispiel oder Arbeit ohne Bildung oder Soziales) keine Handlungsspielräume für ein gutes und sinnvolles Arbeiten gegeben sind. In meinen politischen Funktionen ging es mir nie um einen Posten, sondern immer ums konkrete Tun. Den Entzug aller meiner Zuständigkeiten habe ich und jene Menschen, die mich in Freundschaft begleiten, als politische Strafaktion empfunden. Kein anderer Landesrat, musste alle seine Zuständigkeiten abtreten. Politische und persönliche Machtspiele, habe ich nie unterstützt. Wichtig war und ist mir immer, eine professionelle Zusammenarbeit und eine gute und konkrete Sachpolitik zu gestalten und das mache ich weiterhin, mit neuen Funktionen und Aufgaben.

Als Soziallandesrätin haben Sie sich im ganzen Land einen Namen gemacht. Ist Ihnen die Thematik auch heute noch ein Anliegen?
Ja, auf alle Fälle. Mit dem Landessozialplan, dem Landesgesetz zum Aktiven Altern, den landesweiten Pflege- und Betreuungslandkarten, dem Familienförderplan und dem Gesetz zur Gewaltprävention sind die Weichen gut gestellt und es kann vieles in Umsetzung gehen. Eine gute Sozialpolitik ist eine wesentliche Voraussetzung für gesellschaftlichen Zusammenhalt und Solidarität und gerade in Zeiten, wo wir älter werden, eine absolute Notwendigkeit sein. Wichtig ist es natürlich auch, dass sie ausreichend mit Finanzmitteln ausgestattet ist.

Wenn Sie betreffend die politische Situation im Lande einen Wunsch aussprechen könnten, wie würde dieser lauten?
Ich wünsche mir, dass wir es schaffen insbesondere als Gesellschaft zusammenzustehen, dass wir die Probleme sachbezogen, schnell und konkret angehen und immer das Allgemeinwohl vor Einzelinteressen stellen. Und wir müssen unseren jungen Menschen Zuversicht und Mut vermitteln und gute Lösungen gemeinsam erarbeiten. Das ist mir ganz besonders wichtig.
SH