Wenn die Temperaturen ansteigen und die ersten Frühlingsblüher ihr Blüten zeigen, beginnt die Gartensaison. Kräuterpädagogin und Bio Bäuerin Rosi Mangger Walder verrät im Interview, wie ein gesunder Gartenboden und eine reiche Gemüseernte gelingen.
Frau Mangger Walder, in Ihrem neuen Buch „Rosis Gartenglück“ geben Sie Tipps und Tricks für Nutzgarten und Balkon. Welche Pflanzen können als erste im Frühjahr im Feien angepflanzt werden?
Rosi Mangger Walder: Bereits im April können gar einige Gemüsesorten gepflanzt werden. Dazu gehören: Kohlrabi, Lauch, Zwiebeln, Mangold, Spinat, Brokkoli, Blumenkohl, Kohl, verschiedene Salate und Kräuter, die nicht kälteempfindlich sind. Diese Gemüsesorten wachsen dann eben ein bisschen langsamer, sind aber Schädlingen gegenüber resistenter. Deshalb pflanze ich Kohlpflanzen immer bereits in dieser Jahreszeit.
Welche Gartenarbeiten stehen im April an?
Es gibt für die Gartenarbeiten im Jahreslauf verschiedene Indikatoren nach denen sich Gärtner:innen richten können. Natürlich spielt es auch eine wichtige Rolle, in welcher Klimazone ich mich befinde. Ein allgemeiner Indikator für den Start der Gartenarbeiten im Frühjahr sind die Temperaturen: Wenn sich diese über einen längeren Zeitraum um die zehn Grad plus bewegen, kann das Laub auf den Beeten entfernt und vertrocknete Sträucher abgeschnitten werden. Würden diese zu früh entfernt, wären auch die Nützlinge in den Stängeln davon betroffen. Zum richtigen Zeitpunkt bleiben diese Insekten in den Melisse-, Engelwurz-, Goldmelisse- und Blütenstängel eingenistet und sind dann bereits in meinem Garten, wenn sie gebraucht werden. Ein weiterer Anzeiger ist die Forsythie. Wenn dieser Frühlingsblüher seine ersten Blüten zeigt, können zum Beispiel die Rosen, Ziergräser und Stauden geschnitten und erste Beikräuter, wie zum Beispiel die Vogelmiere, gejätet werden. Was sehr wichtig ist, viele Menschen aber falsch machen ist, dass im Garten zu früh gearbeitet wird. Hier ist es wichtig, diese Indikatoren einfach mit etwas Geduld abzuwarten.
Meisterfloristin und Kräuterpädagogin Rosi Mangger Walder gärtnert in ihrem über 2.000 Quadratmeter großen Bauerngarten.
Für eine gelungene Gemüseernte spielt der Boden eine entscheidende Rolle. Wie soll der Boden im Frühjahr bearbeitet werden?
Der Boden ist für mich das schwarze Gold und in der heutigen Zusammensetzung erst vor 16.000 Jahren entstanden. Für vier Zentimeter Humus benötigt die Natur 100 Jahre. Dieses Beispiel macht uns bewusst, wie wertvoll unsere Böden sind. Der Boden für einen ertragreichen Anbau sollte einen PH-Wert zwischen sechs und sieben aufweisen und eine lebendige Erde enthalten. Gartenerde sollte immer selbst hergestellt werden und der Boden im Frühjahr nicht umgeworfen, sondern nur durchlüftet werden, d.h. dass die Erde nur mit der Gartengabel angestochen und gelockert wird. Zudem sollen für einen gesunden Boden im Winter alle Pflanzen stehenbleiben dürfen, im Boden bleiben alle Wurzeln und alles Laub so liegen, wie es von den Bäumen fällt. Ein guter Boden ist von seiner Beschaffenheit her krümelig, luftdurchlässig und er riecht wie ein Waldboden. Torf gehört nicht in den Garten, weil er nicht nur durch seinen Abbau der Umwelt nichts Gutes tut, sondern auch die Bodenstruktur nicht verbessert und zudem viel zu sauer ist.
Welchen Dünger empfehlen Sie für welche Böden?
Der erste Dünger ist jener, der über den Winter durch die stehengebliebenen Pflanzen entsteht. Diese verrotten und werden von den Bodenlebewesen bis zum Frühjahr bearbeitet. Nach dem Aufräumen und Lockern des Bodens trage ich dann eine dünne Schicht Terra Preta do Indio (Kohle mit effektiven Mikroorganismen geimpft) und Kompost auf – beides stelle ich selbst her. Es kann auch alter Mist genommen werden, da bitte darauf achten, dass der Mist mindestens zwischen sieben und zehn Jahre alt ist. Ansonsten dünge ich nur mit organischen Düngern wie zum Beispiel Algenkalk, Urgesteinsmehl, Schafwollpellets… Für die Sommerdüngung können verschiedene Jauchen, Brühen, Tees oder Extrakte wie zum Beispiel Brennnessel-, Ackerschachtelhalm- oder Beinwelljauche selbst hergestellt werden. Bei kleinen Gärten ist auch die Gründüngung sehr hilfreich. Das haben unsere Vorfahren gemacht: Nach der Ernte des Korns wurden auf diesen Beeten Erdäpfel gesetzt oder Buchweizen gesät.
In einem Guten Boden gedeihen die Pflanzen doppelt so gut und so manches kommt jedes Jahr von selbst wieder.
Wann wird gemulcht und mit welchen Materialien?
Gleich nach der Bearbeitung des Bodens, kann mit dem Mulchen begonnen werden. Beim Mulchen wird der Boden abgedeckt und so vor Erosion und Austrocknung geschützt. Gleichzeitig bildet das Mulchmaterial durch die Verrottung eine dünne Humusschicht. Zum Mulchen können Rasenschnitt, Stroh, Schafwolle, Heu und zum Beispiel auch duftende Kräuter genommen werden. Ich nehme zum Mulchen vorwiegend eine Folie aus Maisstärke, die gut verrottet. Duftende, kleingeschnitten Kräuter kommen bei mir bei Pflanzen zum Einsatz, um Ungeziefer – zum Beispiel Schnecken – fernzuhalten. Schafwolle ist nicht nur gut als Mulchmaterial, sondern auch als Dünger. Leider habe ich mit Schafwolle keine guten Erfahrungen gemacht, da sich darunter Mäuse eingenistet und die Pflanzenwurzel zerstört haben. Beim Heu ist darauf zu achten, dass nicht so viele Samen enthalten sind, da ansonsten viele Beikräuter wachsen. Laub- oder Nadelgehölze sowie Rindenmulch sollten nur für Pflanzen mit Vorliebe für einen sauren Boden verwendet und damit sparsam eingesetzt werden. Wichtig ist beim Mulchen, dass nicht zu dicke Schichten aufgetragen werden, und mehrmals – alle drei bis vier Wochen – gemulcht wird. Mulch in dicken Schichten aufgetragen, zieht Ungeziefer an und die Schicht beginnt von unten her zu faulen.
Viele Gärtner:innen schwören auf ihren eigenen Kompost. Welche Vorteile bringt selbst angelegter Kompost?
Es ist natürlich gut, wenn Kompost selbst hergestellt werden kann. Kompost bildet eine Humusschicht und dient gleichzeitig als Dünger. Das ganze Jahr über gibt es in einem Haushalt Abfälle jeglicher Art und auch auf kleinen Plätzen ist ein Kompost möglich. Gut ist ein Kompost, wenn kleine Regenwürmer, Asseln oder andere Insekten enthalten sind. Der Geruch ist weder faulig noch muffig.
Terra Preta: Wenn die oberste Schicht weiß-grau wird, dann wird mit reichlich Wasser abgelöscht, bis keine Glut mehr vorhanden ist.
Wie lege ich einen Kompost richtig an?
Zuerst wird ein geeigneter Platz für den Kompost gesucht. Dieser sollte im Halbschatten liegen und windgeschützt sein. Dann benötigt es drei Mieten, Vorrichtungen, Boxen oder Behälter usw. – diese könne auch aus verschiedenen Materialien bestehen – mit offenem Boden. Danach beginnt das Befüllen des ersten Behälters. Ich beginne mit Holzkohle (1-2 cm), da diese die Nährstoffe, die von oben nach unten wandern, speichert. Danach mische ich gehäckseltes Holz, Reisig, Äste, Laub, Eierschalen, Gras, Pflanzenreste, Mist, Gemüsereste, Kaffeesatz usw. und fülle damit die erste Miete auf. Vollgefüllt kann der Kompost mit einem Kräutertee oder mit Effektiven Mikroorganismen (EM) geimpft werden. Dann wird der Kompost zugedeckt, aber immer mit einer Folie, die wasserdurchlässig ist. Keine Sorge, wenn Pilze auf dem Kompost wachsen, diese zersetzen das organische Material. Der Kompost darf nicht zu nass oder zu trocken sein. Zwischendurch mit einer Gabel oder einem Stock Löcher in den Kompost stechen, das hilft bei der Durchlüftung. Am Kompost darf auch gerochen werden: Er soll nicht faulig, schimmelig oder muffig riechen. Die Art des Kompostes prägt natürlich auch seinen Geruch, aber er soll noch einen erdigen Geschmack aufweisen. Wenn zwei Drittel des Komposts dann verrottet sind, wird er durch ein grobes Gitter in die zweite Miete geschöpft. Die noch nicht verrotteten Teile kommen wieder in die erste Miete. Wenn die Pflanzenteile in der zweiten Miete dann vollkommen verrottet sind, werden sie in die dritte Miete gefüllt und der reife Kompost kann dann verwendet werden.
Was raten Sie Menschen, die gerne einen Kompost anlegen würden, aber nur einen kleinen Garten oder nur einen Balkon besitzen?
Hier empfehle ich Schnellkomposter, die in unterschiedlichen Größen und Ausführungen erhältlich sind. Ansonsten kann auch in einer Kiste ein Kompostturm angefertigt werden. Wichtig ist auch hier, dass unten immer der Kontakt mit der Erde gegeben ist. Es kann auch direkt im Garten kompostiert werden, bevor ich zu pflanzen beginne: Dazu wird entlang der Beete eine oder zwei Rillen mit einer Tiefe von 15 bis 20 Zentimetern ausgehoben und dort die Essensreste usw. hineingegeben und zugedeckt. Diese Methode eignet sich auch für ein Hochbeet.
Für die Balkongärtner gibt es die Bokashikübel (japanische Fermentation). Das sind kleine Kübel, die man auf dem Balkon stehen lassen kann und die von oben mit Essensresten befüllt werden. An der Unterseite des Behälters entsteht eine Flüssigkeit, die zum Düngen verwendet werden kann. Oben entsteht die fermentierte Erde, der Kompost, der dann im Garten Verwendung findet.
Für das Kompostieren in Töpfen gilt: Erde einfüllen, dann Essensreste, Pflanzen, Gemüse usw., Topf mit Erde auffüllen und bepflanzen. Das ist eine Form der Bodenkompostierung.
Auf was muss ich achten, wenn ich keinen Garten besitze, aber dennoch eigenes Gemüse anbauen möchte?
Hier ist die Topfgröße entscheidend. Jede Pflanze benötigt eine bestimmte Topfgröße. Es kann aber auch einfach ein größerer Topf genommen und darunter ein guter Nachbar gepflanzt werden. Zum Beispiel würde ich mit einer Tomate auch Basilikum oder Kohlrabi einpflanzen. Wenn ich nicht viel oder fast keinen Platz habe, kann ich auch vertikal gärtnern. Es gibt mittlerweile tolle Gärten, die in die Höhe wachsen. Das ist für Stadtgebiete eine ideale Methode.
TL
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